Heilige Drei Könige
Mit dem Begriff Heilige Drei Könige bezeichnet die christliche Legende die bei Matthäus erwähnten Weisen aus dem Morgenland. In der Bibel steht weder, dass sie Heilige, noch, dass sie drei, noch, dass sie Könige gewesen seien. Letzteres ist aber wahrscheinlich, da der Titel "König" im römischen Reich eine weitaus geringere Bedeutung hatte als im Mittelalter. Denn schon Tertullian, der römische Kirchenschriftsteller und Schöpfer der lateinischen Kirchensprache, hatte Anfang des 3. Jahrhunderts von ihnen gesagt, sie seien fast wie Könige aufgetreten.
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2 Legende 3 Der Stern von Betlehem 4 Weblink: |
Bibel und historische Bezüge
Das Matthäusevangelium berichtet von Μαγοι απο ανατολων (Magoi apo anatolôn, Magier aus dem Osten), die den neugeborenen König der Juden suchen, weil sie seinen Stern im Aufgang gesehen haben. Von daher könnte es sich um iranische oder (weniger wahrscheinlich) babylonische Astrologen handeln.
Magoi wird im Griechischen allgemein für Magier verwendet, aber auch konkret für die iranisch-medische Priesterkaste aus dem medischen Priesterstamm der Mager, die bei Herodot, Strabo und Philo erwähnt sind und als zoroastrische Astrologen, Ärzte, Priester und Gelehrte bezeichnet werden. Im Gegensatz dazu werden die babylonischen Astrologen, auf die die heutige westliche Astrologie zurückgeht, sowohl bei Daniel als auch bei Kirchenvätern als Chaldäer bezeichnet. Mehrere Kirchenväter (Clemens von Alexandrien, Basilius der Große, Johannes Chrysostomus und andere) machen einen klaren Unterschied zwischen Magoi und Chaldäern. Der Unterschied ist auch insofern bedeutend, als die Bibel von den Iranern (Persern) insgesamt ein wesentlich positiveres Bild zeichnet als von den Babyloniern -- Babylon gilt als Inbegriff der Gottlosigkeit, die Perser werden dagegen als Anhänger desselben Gottes wie die Juden dargestellt.
Auf Wandgemälden der S.Domitilla Katakombe sind überraschenderweise vier (!) statt der üblichen drei Könige dargestellt, in einer anderen Katakombe sind (wohl aus symetrischen Gründen) nur zwei (!) Könige mit phrygischen Mützen abgebildet. In einem ehemaligen Mosaik aus dem 6. Jahrhundert in der Geburtsbasilika in Betlehem sind sie mit persischen oder syrischen Kopfbedeckungen dargestellt. Diese Basilika wurde, im Gegensatz zu anderen Kirchen, von den Persern 614 nicht zerstört, vermutlich weil sie auf dem Mosaik Landsleute erkannten. Die Zahl der Magoi auf den Wandgemälden variiert zwischen zwei und acht.
Ekbatana (heute Hamadan), die Hauptstadt von Medien und königliche Sommerresidenz hatte eine starke jüdische Präsenz: gemäß Esra 6,1 findet Darius im Archiv von Ekbatana Schriften bezüglich Jerusalem. Flavius Josephus berichtet, der Prophet Daniel habe als Minister und oberster Seher des persischen Königs Darius zeitweise dort gelebt, das Buch Tobias aus den deuterokanonischen Schriften bzw. Apokryphen des Alten Testaments (ca. 200 v. Chr.) spielt teilweise dort, das Grabmal von Königin Ester und Mordechai wird bis heute verehrt.
Ebenso verdichten sich die Indizien, dass die Magier aus Palmyra im heutigen Syrien gekommen sind. Die Stoffreste aus dem Kölner Dreikönigsschrein sind fast identisch mit den gut erforschten palmyrischen Geweben aus den fast 2000 Jahre alten Grabtürmen vornehmer Familien. Neben der Stadt befindet sich ein Berg, von dem man astronomische Beobachtungen machen kann. Mit Rennkamelen wäre man schnell in Jerusalem und nicht unlogischerweise monatelang unterwegs. Vor allen Dingen herrschte in Palmyra aber eine Sonderform der babylonischen Religion vor: der babylonische Hauptgott mit zwei Untergöttern, dem Sonnen- und Mondgott. Deshalb müsste die dortige Priesterschaft allerbeste Beziehungen zu Mesopotamien gehabt haben und erlangte wohl von den seit der babylonischen Gefangenschaft dort verbliebenen Juden folgende Information. Denn schon Origenes (185-254), einer der größten - aber auch umstrittensten - Theologen der alten Kirche und wohl der bedeutendste Gelehrte des christlichen Altertums überhaupt, nennt als erster die Dreizahl der Magier und schreibt:
Wenn nämlich von Moses die Prophezeiungen Balaams in die Heiligen Schriften aufgenommen worden sind, um wievielmehr wurden sie dann von den damaligen Bewohnern Mesopotamiens niedergeschrieben, bei denen Balaam hoch angesehen war und die bekanntlich Schüler seiner Kunst waren! Von ihm soll sich ja das Geschlecht der Magier und ihre Lehre im Osten herleiten. Da diese also die Niederschrift aller Prophezeiungen Balaams hatten, besaßen sie auch die: Ein Stern wird aufgehen aus Jakob und ein Mann erstehen aus Israel. Diese Schriften hatten die Magier bei sich, und deshalb erkannten sie, als Jesus geboren wurde, den Stern und begriffen die Erfüllung der Prophezeiung, begriffen sie sie besser als das Volk Israel, das es verschmähte, die Worte der heiligen Propheten zu hören. (Wienand,1974,S.49)
Die Magier, die ja zugleich auch Priester waren, interessierten sich für alle religiösen Dinge, also auch für den Messias der Juden. Das zeigen die von C. Rawlinson 1881 veröffentlichten babylonischen Keilschrifttafeln, auf denen wiederholt Sätze vorkommen wie: Dann wird ein großer König im Westland aufstehen, dann wird Gerechtigkeit, Friede und Freude in allen Landen herrschen und alle Völker beglücken.
Jedoch schwankten die Meinungen über die Magier: Laut anderen Kirchenvätern waren sie "von Dämonen belehrt." Daraus klingt die im alten Christentum übliche strikte Ablehnung der Astrologie mit.
Legende
In der kirchlichen Liturgie wurde Psalm 72,10 (Die Könige zu Tharsis und auf den Inseln werden Geschenke bringen; die Könige aus Reicharabien und Seba werden Gaben zuführen.) und Jesaja 60 (Die Heiden werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht...Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des Herrn Lob verkünden) wegen der erwähnten Geschenke mit den Magoi in Verbindung gebracht, und dies hat vermutlich dazu beigetragen, dass in der christlichen Legende aus den Magoi Könige wurden.
Als Namen kommen in der lateinischen Tradition ab dem Anfang des 6. Jahrhunderts Variationen von Caspar, Melchior und Balthasar vor. Bei den Syrern heißen sie Larvandad, Hormisdas und Gushnasaph, bei den Armeniern Kagba und Badadilma. Die Dreizahl wird auf die drei Geschenke (Gold, Weihrauch, Myrrhe) zurückgeführt - auf frühen Gemälden sind es zwischen zwei und acht.
Im 14. Jahrhundert glaubte man, die Welt bestehe aus drei Kontinenten, nämlich Europa, Asien und Afrika. Daher verbreitete sich die Anschauung, die drei Könige symbolisierten die drei Kontinente. In Folge dessen sei der Vertreter des Schwarzen Kontinentes Kaspar (oder auch Balthasar) ein Schwarzer gewesen.
der Kunst werden sie oft auch als Jüngling, erwachsener Mann und Greis dargestellt. So schreibt schon ca. 730 Beda Venerabilis (oder sein Nachfolger) nach einer uralten griechischen Vorlage: der erste soll Melchior gewesen sein, ein Greis mit weißem Barte, der zweite Caspar, ein bartloser Jüngling, der dritte Balthasar, mit dunklem Vollbart ( Tertius, fuscus, integre barbatus, Balthasar nomine). Dabei bezieht sich das lateinische Wort "fuscus" (dunkel, schwärzlich) eindeutig auf den Bart und nicht auf die Hautfarbe, wie noch heute oft behauptet wird. Beda schreibt weiter: Aber alle deren Kleider sind wie die der Syrer (Omnia autem vestimenta eorum Syriaca sunt).Die Gebeine der drei heiligen Könige werden im Kölner Dom verehrt. Dorthin gelangten sie 1164; der damalige Erzbischof, Rainald von Dassel, hatte sie nach der Eroberung von Mailand vom Kaiser Barbarossa als Geschenk erhalten für immense Verdienste. Nach Mailand durch den Bischof Eustorgius kamen sie im 4. Jahrhundert angeblich als Geschenk eines der Söhne des Kaisers Konstantin I, dessen Mutter, die Heilige Helena, sie auf einer Pilgerfahrt in Palästina oder "im Osten des Reiches" gefunden haben soll.
Der Stern von Betlehem
Johannes Kepler und andere Astronomen wie Ferrari d´ Occhieppo weisen in diesem Zusammenhang auf die sehr seltene ungewöhnlich enge, dreifache Jupiter-Saturn Konjunktion im Zeichen der Fische am 27. Mai, 6. Oktober und 1. Dezember 7 v. Chr hin, die als Stern von Betlehem gut in die Erzählung von Matthäus passt:
- Der Ausdruck "Wir haben seinen Stern im Aufgang gesehen" ist astronomisches Fachlatein , was dem Autor des Evangeliums, der als Christ kaum ein Anhänger von Astrologie war, nicht unbedingt bekannt war - und Bibelübersetzern die "im Osten gesehen" oder "im Morgenland gesehen" übersetzen ebenfalls nicht.
- Für einen babylonischen Astronomen ist der Symbolismus einer solchen Konjunktion ein neuer König in Juda in Verbindung mit der Endzeit. Der babylonische Gott Marduk suchte mit seinem Stern Jupiter den Planeten Saturn, den kosmischen Repräsentanten des Volkes der Juden, heim. Der "Aufgang" dieses Sterns kündigte die Geburt eines großen Königs im Westland an. Astrogeographisch betrachtet schien Jupiter anzudeuten, dass das durch seine Begegnung mit Saturn angekündigte irdische Ereignis nicht nur für Palästina, sondern auch für Babylonien bedeutungsvoll sein sollte.
- Der "Stern" ist am Hof von Herodes nicht aufgefallen, bevor die Sterndeuter kamen, und er ist auch nirgends in der zeitgenössischen Literatur erwähnt. Keplers Konstellation ist zwar für Astronomen ein Jahrtausendereignis, aber für Nicht-Fachleute jedoch kaum bemerkenswert.
- Die drei Ereignisse zogen sich über Monate hin, lang genug für eine solche Reise.
- Wenn die Sterndeuter kurz vor Sonnenuntergang am 12. November von Jerusalem abreisten und auf das nur ca. 10 Kilometer entfernte Betlehem zuritten, waren in der Abenddämmerung die Planeten Jupiter samt Saturn für sie im Süden (Richtung Betlehem) und befanden sich somit direkt vor ihren Augen (Matthäus 2 Vers 10: Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut).
- Planeten bewegen sich relativ zu den Fixsternen in einer vorwärts-rückwärts Bewegung. An einem Drehpunkt dieser Bewegung - welcher damals gerade stattfand - hat man den optischen Eindruck eines Stillstands im Verhältnis zu den Fixsternen. Dieser Stillstand (Matthäus 2,9) ereignete sich am 12. November 7 vor Chr. und ist somit als Geburtsdatum wahrscheinlicher, da sich den Winter über auch in Israel keine Hirten auf den Feldern befinden.