Hegemonie
Unter Hegemonie (gr. Oberbefehl, Führerschaft) versteht man Vorherrschaft bzw. Überlegenheit einer Institution (eines Staates, einer Organisation, etc.) insbesondere in politischer und militärischer, aber auch in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht etc.. Andere Institutionen haben in der Praxis kaum Möglichkeiten, ihre Vorstellungen gegenüber dem Hegemon (dem die Hegemonie ausübenden) durchzusetzen; die theoretische / juristische Möglichkeit mag dazu zwar gegeben sein, aber die Umsetzung scheitert an den Einflussmöglichkeiten und der Stärke des Hegemons.
In der Geschichte finden sich viele Beispiele von hegemonialen Herrschaftsstrukturen, zum Beispiel Sparta, Theben und das Römisches Reich. Aktuell wird besonders die Supermacht USA mit diesem Begriff im Sinne einer weltpolitischen Vormachtrolle in Verbindung gebracht.
In der theoretischen Auseinandersetzung mit der Politik und Theorie des Leninismus, Stalinismus und des italienischen Faschismus arbeitete Antonio Gramsci in den 1920er Jahren facettenreich zum Verhältnis von politischer Macht und Hegemonie. Seine Überlegungen zur Übersetzung weltanschaulicher Auffassungen in den "gesunden Menschenverstand", zum Verhältnis von traditionell agierenden Intellektuellen und Parteien als "kollektiven Intellektuellen" u.ä. ergeben ein Konzept eines widerständischen und demokratischen Kampfes um "kulturelle Hegemonie". Ihr Gewinn schafft nach Gramsci erst die Möglichkeit von politischer Herrschaft, ihr Verlust untergräbt die herrschende Macht. Dabei reicht die "kulturelle Hegemonie" nach Gramsci bis in Formen der Alltagskultur und Folklore, in den Aberglauben u.ä.
Siehe auch: Faschismus, Gleichschaltung, Ideologie