Heckerzug
Der Heckerzug war eine etwa 1200 Mann starke Truppe von Freischärlern, die sich am 12. April 1848 - während der Märzrevolution von 1848 / 49 in Baden - von Konstanz aus Richtung Rheinebene aufmachte, um sich dort mit einer anderen republikanischen Freischar, der aus Frankreich zur Verstärkung anrückenden etwa 900 Mann starken Deutschen Legion unter Georg Herwegh, zu vereinigen und mit ihr zusammen die badische Hauptstadt Karlsruhe einzunehmen, um von dort aus eine deutsche Republik durchzusetzen.Benannt wurde der Heckerzug nach seinem Anführer, dem populären radikaldemokratischen Revolutionär Friedrich Hecker.
Hecker und seine Anhänger waren in den Vorparlamenten der Märzrevolution mit ihren weitreichenden und für die Zeit radikalen antimonarchistischen Vorstellungen einer deutschen Republik mit grundlegenden sozialen Veränderungen zugunsten der vorproletarischen Unterschichten in einer Minderheit. Die Mehrheit der bürgerlich-liberalen Abgeordneten der Revolution, die zumeist aus dem Großbürgertum kamen, favorisierte eine konstitutionelle Monarchie unter einem Erbkaisertum, in dem liberale Reformen möglich werden sollten.
Im Großherzogtum Baden, das schon über eine relativ liberale Verfassung unter dem als politisch gemäßigt geltenden Großherzog Leopold (Baden) verfügte, hatten radikaldemokratische Ideen stärkeren Zulauf. Hier war auch der Einfluss der französischen Februarrevolution 1848, bei der wenige Wochen zuvor die Zweite Republik im Nachbarland ausgerufen worden war, mit am stärksten. Neben Hecker und Herwegh gehörten auch der Hochschullehrer Gottfried Kinkel, Lorenz Brentano und vor allem Heckers Anwaltskollege Gustav von Struve, um einige der profiliertesten Köpfe der badischen Revolution zu nennen, der radikaldemokratischen Fraktion an, die auch schon sozialistische Ideen vertrat. Sie hatten eine relativ breite Basis in den badischen Volksvereinen.
Enttäuscht über die Ablehnung ihrer Vorschläge im Frankfurter Vorparlament und in der badischen Kammer, beschlossen Hecker und einige seiner Anhänger, die Republik von Süddeutschland aus durchzusetzen. Bei einem Aufstand in Konstanz am Bodensee rief Hecker am 12. April 1848 die Republik aus und machte sich unter unwirtlichen Bedingungen Richtung Westen über den Schwarzwald auf, um sich mit Herweghs Deutscher Legion zu vereinigen. Der erhoffte Zulauf durch weitere Anhänger der Revolution während des Marsches blieb jedoch vor allem wegen schlechter Wetterbedingungen aus. Militärische Einheiten im Auftrag des Deutschen Bundes setzten sich von Württemberg aus Heckers Freischar auf die Fersen. Schon am 20. April wurde der Heckerzug bei Kandern im Schwarzwald von diesen Truppen, die in der Übermacht und zudem militärisch besser ausgerüstet waren, besiegt und aufgerieben. Hecker konnte fliehen und setzte sich zunächst ins Exil in die Schweiz ab, von wo aus er später in die USA floh.
Eine Woche nach dem Gefecht bei Kandern wurde auch Herweghs Deutsche Legion bei Dossenbach am 27. April 1848 geschlagen. Somit war der erste größere republikanische Aufstand der badischen Revolution gescheitert. Im September 1848 scheiterte ein weiterer Aufstand Struves, der in Lörrach versuchte, die Republik auszurufen. Endgültig niedergeschlagen wurde die Revolution nach der kurzen Phase einer badischen Republik in Folge der Maiaufstände 1849 jedoch erst am 23. Juli 1849 mit der Einnahme Rastatts durch preußische Truppen .
siehe auch: Badische Revolution, Märzrevolution, Friedrich Hecker, Gustav von Struve