Harmonik
Harmonik (lat.-gr. harmonia, Zusammenfügung, Einklang) - umfassender Begriff für jenen Wesensteil der Musik, der den Zusammenklang, also die vertikale Komponente und damit die Gleichzeitigkeit verschiedener Stimmen kennzeichnet.Harmonikale Forschung als Universitätslehrgang ist weltweit ausschließlich an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien eingerichtet. Der Lehrgang dient der ergänzenden Ausbildung neben oder nach einem ordentlichen Universitätsstudium. Inspiriert wurde dieses Institut durch die Forschungen von Hans Kayser, der die Lehren von Pythagoras aufgriff und in moderner Form ausarbeitete. Das wichtigste Instrument der Harmonik ist das Lambdoma.
Harmonik ist einer der Parameter der Musik und umfasst alle stilistischen Formen des Zusammenklangs von Musik schlechthin, beginnend bei der frühen Mehrstimmigkeit des Mittelalters bis hin zu Klangstrukturen der Avantgarde.
Unter Harmonielehre wird dagegen die systematische Erfassung der Akkordgestalten verstanden, verbunden mit methodischen Anleitungen zur fehlerfreien Handhabung der Klangverbindungen im Sinne der traditionellen Vorgaben der Musik innerhalb der dur-moll-tonalen Epoche (ca. 1600 bis 1900).
Der Begriff "Harmonielehre" stützt sich auf Jean-Philippe Rameaus (1683-1764) Traité de l'Harmonie (1722), ein Traktat, welches noch während der Zeit des Generalbasses die Erkenntnisse der Fundamentalbasstheorie zu einer mehr analytisch ausgerichteten Theorie nutzt. Die von Jacob Gottfried Weber (1779-1839) entwickelte und später von Simon Sechter (1788-1867) und Arnold Schönberg (1874-1951) ausgebaute Stufentheorie wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch die von Hugo Riemann (1849-1919) begründete Funktionstheorie ergänzt. Beide Systeme haben sich bis in die heutige Zeit mit Modifikationen und Erweiterungen erhalten.
Mit Harmonielehre wird allerdings nur ein Teilaspekt einer abgeschlossenen Epoche der Musikgeschichte - nämlich die Harmonik - unter satztechnischen und analytischen Gesichtspunkten erfasst. Harmonielehre bedeutet vor allem, aus einer pädagogischen Absicht heraus eine Handwerkslehre zu vermitteln, die zu gewissen Abstraktionen und Vereinfachungen führen muss, da eine stilistische Entwicklung von über 300 Jahren zu berücksichtigen ist. Dennoch kommt Harmonielehre noch heute eine zentrale Bedeutung zu, da sie Einblick in stilistische - und damit interpretatorische - Grundfragen der Musik zwischen 1600 und 1900 gibt. Darüber hinaus sind Grundkenntnisse von Harmonielehre auch für das Verständnis der sog. Populärmusik oder des Jazz unabdingbar.
Siehe auch: Kontrapunkt, Quintenzirkel, Zwölftonmusik.