Hans Scholl
Hans Scholl (* 22. September 1918 in Ingersheim bei Crailsheim; † 22. Februar 1943 in München) war ein deutscher Widerstandskämpfer in der Zeit des Dritten Reiches. Er wurde wegen seines Engagements in der Weißen Rose hingerichtet.
Leben
und Christoph Probst]]
Sein Vater Robert Scholl war zunächst Bürgermeister von Ingersheim, die Familie Scholl zog aber 1932 mit insgesamt 5 Kindern nach Ulm um, wo der Vater den Beruf eines Wirtschafts- und Steuerberaters ausübte.
Hans Scholl war wie seine Geschwister gegen den erklärten Willen des Vaters zunächst ein begeistertes Mitglied der Hitlerjugend und nahm Führungsposten im Jungvolk der Hitlerjugend ein. Das Ulmer Jungvolk, dem sich Hans Scholl im Oktober 1933 anschloss, war von einem Mitglied der dj.1.11 aufgebaut worden, einer bündischen Jugendgruppe, welche von dem Stuttgarter Eberhard Koebel (genannt "tusk") am 1. November 1929 gegründet worden war. Die Gruppe hatte deswegen andere Lieder (u.a. russische) und eine andere Fahne als die Hitlerjugend. Die Teilnahme am Reichsparteitag 1935 in Nürnberg, wo er als Fahnenträger 4.000 Ulmer Jugendliche repräsentierte, machten Hans Scholl deutlich, dass die Nationalsozialisten nichts mit der romantischen Freiheit im Sinn hatten, die er suchte. Weil er mit seinem Fähnlein in der HJ eine dj.1.11.-Horde von etwa zehn Schülern bildete, wurden er und seine Geschwister 1937 für einige Stunden inhaftiert. Gegen Hans Scholl wurde ein Verfahren wegen Fortsetzung der bündischen Jugend eröffnet. 1938 wurde es aber wegen einer Amnestie eingestellt.
Nun wandten sich die Geschwister Scholl vom Nationalsozialismus und der dj.1.11. ab und der katholischen Religion zu. Die Begegnungen mit Theologen wie Theodor Haecker und Carl Muth fanden später ihren Niederschlag in den Flugblättern der Weißen Rose. Was Hans dazu gebracht hat, aktiven Widerstand gegen das NS-Regime zu leisten, ist nicht bis ins Letzte bekannt. Offenbar haben die Predigten des Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen, dabei eine wichtige Rolle gespielt. Darin wurde über die Vernichtung von Geisteskranken informiert und zum Durchhalten gegen den braunen Terror aufgerufen. Die Familie Scholl hat Vervielfältigungen dieser Predigten in Ulm in ihrem Briefkasten gefunden.
Nach dem Abitur folgte der Reichsarbeitsdienst und die Einziehung in die Wehrmacht. Danach studierte Scholl in München Medizin. Während der Semesterferien wurde er als Sanitäter an die Front eingezogen. Durch den Krieg und den Einfluss katholischer Widerstandskämpfer, beteiligte sich Hans Scholl an der Gründung der Widerstandsgruppe Die Weiße Rose an der Münchner Universität. Die Gruppe verbreitete fünf Flugblätter, von denen die ersten vier als Flugblätter der Weißen Rose bezeichnet waren, während das fünfte und sechste als "Flugblätter der Widerstandbewegung in Deutschland" bezeichnet wurde. Das erste Flugblatt beginnt mit den Worten: Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique 'regieren' zu lassen. Am Ende wird zum passiven Widerstand aufgerufen. Im zweiten Flugblatt wird über die Ermordung von 300.000 polnischen Juden berichtet: Hier sehen wir das fürchterlichste Verbrechen an der Würde des Menschen, ein Verbrechen, dem sich kein Ähnliches in der ganzen Menschheitsgeschichte an die Seite stellen kann. Im dritten Flugblatt wird eindringlich zur Sabotage aufgefordert. Das vierte Flugblatt endet mit den Worten Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen, die Weiße Rose lässt Euch keine Ruhe!
Ende Juli bis Anfang November 1942 waren Hans Scholl und das Weiße Rose-Mitglied Alexander Schmorell an die Ostfront abkommandiert, wo sich ihr Kontakt zu dem 24-jährigen Willi Graf intensivierte. Graf beteiligte sich nach der Rückkehr in München an ihren Aktionen, ebenso Sophie Scholl, die im Mai 1942 zum Studieren von Ulm nach München gezogen war. Außerdem wird der 49-jährige Musikwissenschaftler, der bei Oppositionellen angesehene Münchner Professor Dr. Kurt Huber, für die Gruppe gewonnen. Die Gruppe nimmt Kontakt zu anderen Widerstandsgruppen im Saarland und in Hamburg auf. In Ulm verbreitet eine Schülergruppe um Hans Hirzel und Franz Müller die Flugblätter der Weißen Rose.
Nun verschärft sich der Ton der Flugblatttexte. Im fünften Flugblatt, das Hans Scholl verfasst und Huber verbessert hat, wird programmatisch von der Widerstandsbewegung in Deutschland gesprochen. Anlass für das sechste und letzte Flugblatt war die Niederlage von Stalingrad. Die Gruppe ruft zum Kampf gegen die NSDAP auf.
Am 18. Februar 1943 wurde Hans Scholl, als er zusammen mit seiner Schwester Sophie in der Münchner Universität das Stalingrad-Flugblatt verteilt und Sophie den Rest der Flugblätter in den Lichthof der Eingangshalle hinabgeworfen hat, vom Hausmeister entdeckt und an die Gestapo ausgeliefert. Vier Tage später, am 22. Februar, wurden sie und auch Christoph Probst durch den Volksgerichtshof unter der Leitung von Roland Freisler zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tag durch das Fallbeil hingerichtet. Hans Scholls letzte Worte waren: Es lebe die Freiheit!
Die Weiße-Rose-Mitglieder Alexander Schmorell, Kurt Huber und Willi Graf wurden in einem zweiten Prozess am 19. April 1943 verurteilt und sind Monate später hingerichtet worden. Zum Andenken an die Weiße Rose wird in München alljährlich der Geschwister-Scholl-Preis verliehen.