Hans Luther
Dr. Hans Luther (* 10. März 1879 in Berlin, † 11. Mai 1960 in Düsseldorf) war Reichskanzler in der Weimarer Republik.Aus einer reichen Kaufmannsfamilie entstammend, studierte er in Kiel, Genf und Berlin. Von 1906 war er als Gerichtsassessor in der Stadtverwalung von Berlin-Charlottenburg tätig. In Magdeburg hatte er ab 1907 ein Mandat im Stadrat.
1913 bekleidete er das Amt eines geschäftsführenden Vorstandsmitglieds des Deutschen Städtetages und des Preußischen Städtetages. Noch vor der Novemberrevolution ging Luther 1918 als Oberbürgermeister nach Essen. In dieser Stellung verfestigten sich seine Beziehungen zur Großindustrie und großbürgerlichen Kreisen, deren Interessen er seit 1920 im Vorläufigen Reichswirtschaftsrat vertrat.
Ab 1922/1923 führt er in der Cuno-Regierung als "Fachminister" das Ernährungs- und Landwirtschaftsressort. Obwohl der Nachfolger von Wilhelm Cuno, Gustav Stresemann, eine taktisch flexiblere Regierungskonzeption durchsetzte, wurde Luther in dessen Kabinett übernommen und wirkte schnell auf der neuen Linie. In der zweiten Stresemann-Regierung übernahm er von Rudolf Hilferding das Finanzministerium . In dieser Funktion war er an der Stabilisierung der Währung beteiligt.
Als Finanzminster der ersten und zweiten Regierung von Wilhelm Marx gehörte der zum Mitunterzeichner des Dawes-Plans von 1924. Im Januar 1925 bildete der unparteiliche Luther sein erstes Kabinett, welches als die erste die Rechtsentwicklung darstrellende Bürgerblockregierung der Weimarer Republik darstellte. Die Außenpolitik Stresemanns sekundierend, nahm er 1925 unter dem Blickwinkel der deutschnationalen Forderungen an der Locarnokonferenz teil und unterzeichente die dort ausgehandelten Verträge(siehe Verträge von Locarno).
Im Januar 1926 bildete er seine zweite Regierung ohne die DNVP, stürzte aber schon im Mai über den Flaggenstreit. Das Kräfteverhältnis im Reichstag falsch beurteilend, hatte er die frühere kaiserliche Flagge als Fahne für die Auslandsvertretungen eingeführt. 1928 gründete er den rechtsextremen "Bund zur Erneuerung Deutschlands". Bis Ende 1928 Mitglied des Verwaltungsrates der Reichsbahn-Gesellschaft, wurde er 1929 im Juli Vorstandsmitglied der Norddeustchen Grund-Credit-Bank.
Als Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht 1930 nach Beginn der Weltwirtschaftskrise zurücktrat, übernahm er bis 1933 dessen Funktion, um mit staatsinterventionistischen Maßnahmen die Rihrindustrie vor dem finanziellen Zusammenbruch zu bewahren. Von 1933 bis 1937 vertrat er die Regierung Adolf Hitler als Botschafter in den USA. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs beteiligte er sich an den Propagandaarbeit in der Wehrmacht.
Nach 1945 übernahm er die Führung der Landeszentralbank in Bayern. Seit 1948 war er Treuhänder einer Münchner Privatbank und Aufsichtsratmitglied der Bayrischen Hypotheken- und Wechselbank, später auch Professor für Außenpolitik an der Hochschule für politische Wissenschaften in München. Von 1952 bis 1955 leitete er einen Sachverständigenausschuß für die Neugliederung der Bundesrepublik Deutschland. In den Memoiren, die er 1960 schrieb, hob er seine persönlichen "Verdienste" für die Weimarer Republik hervor.
Siehe auch Kabinett Luther I, Kabinett Luther II
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