Hangul
Die koreanische Schrift Hangul wurde neben anderen Reformen 1446 von König Sejong bzw. in seinem Auftrag von Gelehrten entwickelt. In jener Zeit sprachen und schrieben Gelehrte nur Chinesisch. Hangul ermöglichte es auch einfacheren Menschen, zu lesen und sich schriftlich zu äußern.Optisch ähnelt Hangul für westliche Augen dem Chinesischen, ist aber leicht anhand der häufig vorkommenden Kreise zu erkennen; Kreise erscheinen in chinesischen Zeichen nur sehr selten.
Das Hangul knüpft insofern an die vorherrschende chinesische Kultur an, als dass jede Silbe in einem (quadratischen) Block dargestellt wird. Andererseits setzt sich jeder dieser Blöcke aus ausgesprochen konstruierten Zeichen für Konsonanten und Vokale zusammen. Eine Silbe besteht mindestens aus einem initialen Konsonanten und einem Vokal, ein abschließender Konsonant kann folgen.
Vokale dominieren als senkrechte (a, ya, eo, yeo, i) und waagerechte (o, yo, u, yu, eu) Linien die Darstellung. Sie werden durch kleinere anhängende, senkrecht zu ihnen stehende Striche differenziert. Der führende Konsonant ist zwingend erforderlich und wird davor oder darüber gesetzt. Ein abschließender Konsonant kommt ggf. unter die beiden vorhergehenden Zeichen.
Die Form der Konsonanten soll die jeweilige Stellung der Sprechwerkzeuge darstellen. So wird ein "N" in Hangul etwa wie das lateinische "L" gschrieben (ㄴ) und symbolisiert die nach (links) oben zeigende Zunge, wie sie an die Zahnreihe anstößt. Komplementär dazu entspricht das Zeichen für "g/k" dem Winkel, mit dem man das obige "L" zu einem Quadrat ergänzen müsste (ㄱ). Hier stößt die nach oben gerundete Zunge mit ihrem Rücken gegen den Gaumen.
Die meisten Südkoreaner können Hangul, eine große Zahl Chinesischer Schriftzeichen (in Korea "Hanja" genannt) und Lateinische Schrift fließend lesen und schreiben.
Mit Hangul ist es möglich, den großen Chinesischen Lehnwortschatz des Koreanischen darzustellen. In Nordkorea wird auf die Verwendung von Hanja verzichtet. Viele aus dem Chinesischen stammende Begriffe sind aber in ihrer Aussprache und damit in ihrer Schreibung in Hangul identisch (sozusagen "Teekesselchen") und können nur unterschieden werden, wenn die sinntragenden chinesichen Zeichen verwendet werden. Je nach Kontext des Schriftstückes werden daher Hanja-Zeichen in Klammern hinter das jeweilige Wort gesetzt oder der Text besteht aus einer Mischung aus Hangul und Hanja.
Heutzutage gelangen immer mehr amerikanische und sonstige westliche Ausdrücke in die koreanische Sprache und werden dann mit Hangul umschrieben. Da dabei gewisse phonetische Regeln und Abkürzungsgewohnheiten der koreanischen Sprache berücksichtigt werden (müssen), ist für das Hangul beherrschende Europäer es gelegentlich schwierig, auf das ursprüngliche angloamerikanische Wort zu schließen.
Die Umschrift des Hangul in romanische Schrift wird diskutiert in Wikipedia:Namensgebung (Koreanisch).