Hammaburg
Die alte Hammaburg, eine Gründung aus der Karolingerzeit, ist die Keimzelle der späteren Stadt Hamburg.Sie erhob sich auf einem flach auslaufenden Geestrücken inmitten der weiten ebenen Marschen zwischen Alster und Bille. Der Wall hatte die Form eines Vierecks mit abgerundeten Ecken und bestand aus Plankenwerk, das man mit Erdreich angefüllt hatte. In der Wallumzäunung, die durch Palisaden noch erhöht war, standen auf einem Areal von etwa einem Hektar die schlichte hölzerne Taufkirche des Bistums Hammaburg mit den zugehörigen Klostergebäuden der in der Stadt ansässigen Benediktiner sowie eine Reihe von Häusern, deren stattlichstes der Burgvogt bewohnte. Im Vordergelände des Erdwalles lag die Vorstadt mit den Unterkünften der Kaufleute und Handwerker. Sie grenzte an einen Hafen, der an einem der Nebenarme der Alster lag, dem vor längerer Zeit zugeschütteten Hamburger Reichenstraßenfleet. Die Hammaburg wurde früh bekannt durch Bischof Ansgar, einem von der fränkischen Kirche beauftragten Missionar, der die Hammaburg als Station für seine Bekehrungsaktivitäten der germanischen Stämme des Umlandes nutzte.
Im Jahre 845 erreichten Wikinger über die Elbmündung stromaufwärts das Hafenfleet der Hammaburg, welche sie gründlich plünderten und brandschatzten. Bischof Ansgar konnte nur mit knapper Not entkommen. Die Belagerer zogen nach der Verwüstung wieder ab. Die Hammaburg konnte sich aber von dieser Katastrophe nicht erholen und führte lange Zeit nur noch ein Schattendasein. Erst mit der Verlagerung des Handels von der Ost- zur Nordsee, im 12. Jahrhundert, blühte sie als Vererberin des Namens der Stadt Hamburg wieder auf.
Ein Bericht über den Angriff der normannischen Wikinger auf die Hammaburg ist aus der Feder des Erzbischofs Rimbert von Bremen überliefert. In seinem Werk Vita Anskarii schildert er das Leben und Wirken seines Amtsvorgängers, des später heilig gesprochenen Missionars und Bischofs Ansgar.
Nach den Bombenangriffen im Sommer 1943 über Hamburg, lag die Altstadt fast vollständig in Trümmern. Gleich nach dem Krieg räumte man den Schutt weg. Das Gelände der alten Hammaburg lag frei. Damit bot sich eine einmalige Gelegenheit: die Wissenschaftler stellten sich mit Greifbaggern und Spaten ein, um die Grundreste von 845 durch Untersuchung der Bodenstruktur und mögliche Funde nachzuweisen. Im Herbst 1948 stießen die Ausgrabungstrupps auf die alte Hammaburg. Der Wall zeichnete sich deutlich ab. Erdverfärbungen rührten von den Palisaden her. Auch fand man Beweise für einen gewaltsamen Einbruch in die Wallumzäunung, Zeugnisse für die Einnahme des befestigten Platzes durch die Normannen (Wikinger). Brandreste im Südwesten des Walls und im südlichen Wallvorgelände ließen erkennen, dass der Angriff von der Wasserseite erfolgt war. Den Ausgräbern gelang sogar die Feststellung der Jahreszeit, in der die Hammaburg von den normannischen Seepiraten eingenommen und eingeäschert worden ist. Man fand winzige Insektenflügel, die mit den obersten Erdmassen des Walls in den vorgelagerten Graben gelangt waren. Da diese Käfer nur in den Monaten Juni und Juli ausschwärmen, muss die Brandkatastrophe der Hammaburg im Hochsommer erfolgt sein. Im Inneren des Wallgürtels kamen Standspuren der Eichenpfosten zum Vorschein, die das Kirchendach getragen hatten. Von der übrigen Bebauung war aber nichts zu entdecken, da Gräber, Grüfte und jahrhundertelanges städtisches Wachstum den Boden hoffnungslos zerwühlt haben.