Hair
Hair ist ein Musical, die Musik ist von Galt MacDermot, Buch und Songtexte stammen von Gerome Ragni und James Rado. Die ersten Aufführungen fanden 1967 statt. In dieser Zeit spielt auch die Handlung.
Table of contents |
2 Überblick 3 Zum Inhalt 4 Hair 2003/2004 |
HAIR hat einen sehr ernsten Hintergrund. Die jungen US-amerikanischenen Männer mussten zur Zeit des Vietnamkrieges mit ihrer Einberufung rechnen. Dies impliziert ein Lebensgefühl, das beispielsweise in Deutschland nicht so ohne weiteres nachvollziehbar ist. Das Stück ist in vielen Teilen zutiefst amerikanisch, hatte aber dennoch weltweiten Erfolg.
Von 1968 - 1972 wurde es am Broadway ohne Unterbrechung aufgeführt, und in England war es das erfolgreichste Musical aller Zeiten. Die deutschee Version Haare lief 1 1/2 Jahre.
HAIR ist sehr komplex und manche Teile sind von der Sprache her nicht leicht zu verstehen. Das ist vielleicht auch der Grund, warum es in englischsprachigen Ländern deutlich sichbareren Erfolg hatte.
Das "Musical Hair" beschreibt die Gefühle einer vergangenen Zeit, als lange Haare Symbole für Liebe, Freiheit und Selbstbestimmung darstellten, aber auch Verweigerung gegen die Anforderungen der Gesellschaft, insbesondere gegen die Einberufung in einen Krieg.
Es gibt einen Einblick in die "Hippie-Kultur".
Viele junge Männer ließen sich damals ihre Haare lang wachsen, bei den Frauen war der Unterschied nicht so gravierend, die Freiheit drückte sich darin aus, dass offene lange Haare sehr beliebt waren.
In manchen Schulklassen konnten Lehrer Mädchen und Jungen nicht mehr unterscheiden, und viele Friseure gerieten in Existenznot.
Die Antwort der Gesellschaft war sehr restriktiv. "Langhaarige" wurden als Nichtstuer und Gammler beschimpft. Viele Arbeitsplätze waren für langhaarige Männer nicht zugänglich, Haarschnitte wurden mit Gewalt erzwungen, Kinder verloren die Liebe ihrer Eltern, weil sie ihre Haare lang wachsen ließen.
Dieser Hass auf lange Haare wird in Hair besungen.
Frauen mit langen Haaren wurden von den "Hippies" sehr verehrt.
Die Begeisterung für lange Haare war nicht nur der Protest gegen das Establishment, auch das Gefühl für die Schönheit langer Haare:
"give me a head with hair, long beautiful hair" ... "There ain't no words for the beauty, the splendor, the wonder of my HAIR"
"frei" übersetzt:
"gib mir Haare, lange schöne Haare ... Es gibt keine Worte um die Schönheit, Pracht und das Wunder meiner Haare zu beschreiben".
Für einen Teil der männlichen Bevölkerung war das Feminine, das sich in schönen langen Haaren ausdrücken kann, erstrebenswert. Viele versuchten der Schönheit weiblicher Haare nachzueifern. Ganz im Gegensatz zu den an männlichen Werten orientierten Vorstellungen, die das Bild der Gesellschaft seit Jahrhunderten prägten (und wieder prägen).
Für Hair gibt es eine deutsche Version "Haare", die gegenüber der englischen Version aber im Laufe der Zeit an Bedeutung verloren hat. Die deutschen Texte sind nicht in allen Teilen direkte Übersetzungenen, orientieren sich aber inhaltlich an den englischen Texten.
Die Texte für die "deutsche Originalaufnahme" von 1968 stammen von Walter Brandin.
Die Angst vor einem Atomkrieg war 1967 weit stärker ausgeprägt als im Jahre 2003, und insbesondere der Vietnamkrieg hat das Lebensgefühl einer ganzen Generation beeinflusst. Die Verweigerung gegen den Krieg ist eines der zentralen Themen von Hair.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind lange Haare kein Symbol mehr für die Revolte gegen das Establishment, dennoch lebt Hair weiter und findet auch weiterhin Zuspruch, im Jahre 2003 werden eine Reihe von Aufführungen angeboten.
Die Inhalte unterscheiden sich in verschiedenen Darstellungen und Verfilmungen. In der Originalversion geht es um einen Einberufungsbescheid, der einem Mitglied einer Gruppe von Hippies zugestellt wird.
In den Texten und Tanzszenen wird das Lebensgefühl der Hippies dargestellt, und wie sie auf Krieg und Gewalt reagieren.
In dem Lied Wassermann drückt sich die Erwartung und Hoffnung auf ein neues Zeitalter (das so genannte Wassermannzeitalter) aus:
"Wenn der Mond im siebten Hause steht und Jupiter auf Mars zugeht, herrscht Friede unter den Planeten, lenkt Liebe ihre Bahn!"
Diese mystischen Erwartungen der Gruppe werden sich nicht erfüllen.
Weitere inhaltlichen Fragen, die das Musical bereits vor 37 Jahren aufwarf, befassen sich mit der Frage nach dem Sinn des Lebens und wohin es führen wird
"where do I go" - "wo gehe ich hin".
Ein Aspekt des Musicals behandelt die Flucht in die Träume, die Erweiterung der Erlebnisfähigkeit durch Drogen
"Walking in Space" - "Schweben im Raum",
eine eher defensive Lebenseinstellung.
Die zu Beginn eher positiven Visionen enden in einem Alptraum, in dem die Schrecken des Krieges verdeutlicht werden. Realisiert wird dies durch Darstellungen von Kriegsopfern auf einer Videoleinwand, oder durch Metzeleien auf der Bühne. HAIR zeigt auch die Transformation der bunt gekleideten Hippies in uniformierte Soldaten, und wie sie auf Zuruf oder aus eigenem Antrieb töten.
Der Aufschrei gegen den Krieg drückt sich durch das Lied "3-5-0-0" aus.
Am Ende des Stückes stirbt die Hauptperson, die auf Grund ihrer staatsbürgerlichen Überzeugung in den Krieg zieht. Dargestellt wird dies so, dass die Mitglieder der Hippie-Tribe erstarren und er nicht mehr mit ihnen reden kann.
Es folgt der Übergang in das Finale ("The Flesh Failure/Let the sunshine in").
"Wir sehen einander hungrig in die Augen, in Wintermäntel eingehüllt...glauben noch großen Worten, aus dem bösen alten Märchenbuch...
sterbend schon sind wir noch stolz auf den Staub vom letzten Atomversuch".
(Deutsche Version, Finale)
Die immer noch vorhandene positive Einstellung zum Leben drückt sich dann folgendermaßen aus:
"Wir aber wissen wenn wir singen, das Leben kann von Innen neu beginnen. Lasst die Sonne, lasst den Sonnenschein in euch hinein".
Dargestellt wird dies so, dass der getötete Claude (oder manchmal auch Berger) das Lied mit leuchtenden Augen mitsingt (wie bei einer Wiedergeburt).
In den Jahren 2003, 2004 gab es eine Reihe parallel stattfindender HAIR Veranstaltungen in verschiedenen deutschen Städten, sowohl in Englisch (unter anderen in München, Berlin), wie auch in deutscher Sprache (unter anderen in Halberstadt).
Zum Teil wurde HAIR vom Publikum enthusiastisch gefeiert, es gab Veranstaltungen mit minutenlangem stürmischen Applaus ("Standing Ovations"), aber auch Misserfolge, bei denen sich HAIR nicht durchsetzen konnte (beispielsweise in Bremen).
In den Theatern wurde HAIR in der Regel in zwei Akten aufgeführt. Der erste Teil behandelte das Leben der Hippies, ihre Wünsche, Hoffnungen, Konflikte mit der Gesellschaft, während sich der zweite Teil mit dem Krieg auseinandersetzte.
Die Schauspieler agierten zum Teil außerhalb der Bühne, zwischen, hinter und auch oberhalb der Zuschauerreihen.
Nacktszenen wurden unterschiedlich gehandhabt, bei einzelnen Veranstaltungen waren alle Darsteller nackt zu sehen, bei der Veranstaltung in Halberstadt wurde weitgehend darauf verzichtet. In Zürich holten die Schauspieler am Ende die Zuschauer der ersten Reihen mit auf die Bühne.
Dies entspricht der ursprünglichen Intention von HAIR, interaktiv zu wirken.
Heute wirkt das Stück nicht mehr provozierend, die zum Teil sexuellen Andeutungen bei religiösen Handlungen regen niemanden mehr auf. Die Motivation das Stück heute zu besuchen besteht eher darin, einige schöne Stunden zu erleben und von der Fröhlichkeit der Hippie-Tribe etwas mitzubekommen.
Die Zuschauer unterschieden sich im Allgemeinen nicht vom Publikum anderer Theaterveranstaltungen, es wirkte zum Teil etwas "gesetzt", es waren aber auch junge Leute zu sehen, und gerade bei ihnen gab es sehr viel Begeisterung.
Siehe auch: Portal Musik, Liste von Musicals, Musical, Operette, OperHistorisches
Überblick
Zum Inhalt
Hair 2003/2004