Hagia Sophia
Die Hagia Sophia (aus dem Griechischen Αγια Σοφια "heilige Weisheit" ) war die Kathedrale von Konstantinopel (heute Istanbul, Türkei). Ihr Bau war von hoher Bedeutung für die frühe orthodoxe Christenheit und das Byzantinische Reich, es ist zudem das erste Beispiel einer spezifisch byzantinischen Architektur. Die Hagia Sophia war Jahrhunderte lang die größte Kirche der Welt.
Begonnen wurde mit dem Bau der Kirche unter Kaiser Konstantin I um 325 und vollendet unter Konstantin II um 360 am Goldenen Horn des Bosporus, der Meerenge zwischen dem Marmarameer und Schwarzem Meer.
404 durch einen Brand zerstört und von Theodosius II wieder aufgebaut, wird sie 532, kurz nach Beginn der Herrschaft von Kaiser Justinian I, erneut ein Brandopfer. Bereits wenige Wochen nach dem Brand, der durch einen Aufstand gegen Justinian entfacht worden war, beginnt der Aufbau einer neuen, mächtigeren Kirche, deren Form Justinian im Traum offenbart worden sein soll. Er fordert eine Kirche zu bauen "die seit Adam nicht existierte und auch nicht mehr existieren würde". Zehntausende Arbeiter standen unter Befehl des Architekten Anthemius von Trelles und des Mathematikers Isidorus von Milet. Schon fünf Jahre später, 537, wird sie eingeweiht. Der Kaiser konnte der Überlieferung nach bei der Einweihung nicht Herr über seine Erregung werden. Er fuhr mit seinem durch Pferde gezogenen Triumphwagen hinein, dankte Gott und rief laut, daß er König Salomo, den Erbauer des jüdischen Tempels, übertroffen habe. Wegen ihrer immensen, nahezu schwerelos über dem freien Hauptraum schwebenden Kuppel galt die in der Spätantike als achtes Weltwunder. Doch die Pläne dieses bedeutenden Bauwerkes und heutigen UNESCO-Weltkulturerbes blieben für immer verschollen. Seit Hunderten von Jahren versuchen Fachleute zu ergründen, wie es diesen Wissenschaftern und Künstlern im 6. Jahrhundert gelungen ist, eine freischwebende nahezu 56 Meter hohe Kuppel von 31 Metern Durchmesser auf nur vier Säulen zu errichten. Berücksichtigt man die in der Spätantike verfügbaren technischen Möglichkeiten, so gilt sie noch heute für viele Fachleute als eine der kühnsten Konstruktionen von Menschenhand. "Das entscheidende Erlebnis beim Eintritt durch die Kaiserpforte in den Hauptraum, der sich sogleich in voller Weite und Höhe bis zum Scheitel der riesigen Kuppel frei überschaubar darbietet, ist die Unmöglichkeit, ein eindeutiges Verhältnis zu den Dimensionen und eine gültige Bestimmung der Proportionen zu finden. Dieses von den Erbauern beabsichtigte Phänomen ergibt sich aus der räumlichen Struktur, der scheinbaren Schwerelosigkeit der Kuppel, und der verwirrenden Fülle direkter und indirekter Lichtführung" schreibt Marco Polo. Der Schweizer Kunsthistoriker Volker Hoffmann aus Bern hat inzwischen mit Hilfe modernster 3-D-Lasertechnik das Konstruktionsprinzip der einstigen Kathedrale entschlüsselt. Zusammen mit seinem Mitarbeiter Nikolaos Theocharis entdeckte er einen sogenannten Mutterriss beruhend auf einem Doppelquadrat-Analemma als einheitlicher Entwurfsfigur. Demnach sind in der Hagia Sophia wohl keine bauplanrelevanten Punkte und Linien zu finden, die sich nicht mit geometrischer Logik aus diesem Mutterriss ableiten liessen. Das Seitenverhältnis der Doppelquadrate im Analemma beträgt nach Volker Hoffmann 1:1,06.
Als am 29. Mai 1453 die Osmanen unter Sultan Mehmed II. Fatih (der Eroberer) die Stadt einnahmen, soll dieser bereits am Nachmittag des Tages den ersten moslemischen Gottesdienst abgehalten haben. In den folgenden Jahren wurde die Kirche zur Moschee umgebaut, wobei dies unter dem Aspekt geschah, möglichst wenig zu zerstören. Christliche Insignien wurden durch moslemische ersetzt, die Mosaiken innerhalb der Kirche übermalt, Kreuzee gegen den Halbmond ausgetauscht. Das äußerliche Bild der Kirche wurde dadurch verändert, dass man um das Gebäude herum vier islamische Minarette errichtete.
1932 wird die Moschee auf Anregung Atatürks, des ersten Präsidenten der jungen Republik Türkei, in das heute bestehende Museum umgewandelt und die typisch byzantinischen Mosaiken wieder freigelegt. Um den Protest von Muslimen zu mildern, wurden einige Zeit später große, arabisch beschriftete Tafeln mit dem Namen Muhammads und der ersten vier Kalifen im Gebäude angebracht.
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