Hafis
Der persische Dichter Hafis, auch Hafez (* etwa 1320 in Shiraz, † ca. 1390 mit 69 Jahren) ist neben Saadi der bekannteste Dichter des Iran. Er ist im Orient auch als Mystiker bekannt.
Aus armen Verhältnissen zum Hofdichter
Sein voller Name Khwajeh Shams al-Din Muhammad Hafez-e Shirazi (auch: Muhammad Schams ad-Din) (persisch خواجه شمسالدین محمد حافظ شیرازی) beinhaltet auch seine Geburtsstadt. Der Vater Baha-ud-Din war Kohlenhändler und starb, als Hafis noch ein Kind war. Er hinterließ ihm und seiner Mutter hohe Schulden, doch haben seine Rezitationen des Koran den Sohn so sehr beeindruckt, dass er das Buch früh auswendig konnte (daher erhielt er später den Ehrentitel Hafiz). Früh wurde er auch mit den Werken von Mevlana (Jalal al-Din Muhammad Rumi) und Saadi vertraut gemacht, sowie Attar und Nezami. Vermutlich erhielt er eine umfassende Ausbildung an einer Medrese; die Gedichtwidmungen und Panegyriken (Lobreden) weisen auf eine zeitige Verbindung mit dem Hof der Muzaffariden hin.
Hafis lernte das Bäckerhandwerk und übte es einige Zeit aus, bis er im Alter von 21 Jahren Attars Schüler in Schiras wurde. Bei der Auslieferung von Brot und Backwaren in reichen Stadtvierteln lernte er seine "Muse" Shakh-e Nabat kennen, deren Schönheit er viele Gedichte widmete. Er gewann bald an Bekannntheit und wurde Hofdichter von Abu Ishak sowie ein vielbeachteter Koranlehrer; er gehörte dem Orden der Sufis an. Etwa 1333 eroberte Mubariz Muzaffar die Stadt und entließ ihn - für Hafis der Anlass, von der "Romantik auf Protestlieder überzugehen.
Als Mubariz von seinem Sohn Schah Shuja gestürzt und ins Gefängnis geworfen wurde, erhielt Hafis seine Stelle wieder. Bald ging er aber ins freiwillige Exil nach Esfahan, weil er sich unsicher fühlte. Im Alter von 52 (das Jahr kann nur ungenau rekonstruiert werden) bat ihn der Schah, zurückzukehren, was er auch tat. Überliefert ist, dass Hafez mit 60 Jahren in einem Freundeskreis eine 40-tägige meditative Nachtwache begann, an deren Ende er eine Art Bewußtseinserweiterung erlebte und sich im Geiste nach 40 Jahren wieder mit Attar traf.
Hafis' Dichtung
Neben Aufträgen für den Hof schrieb er auch gelehrte Werke. Seine Lyrik der "Ghazelen" besingt die Liebe, den Wein und die Schönheiten der Natur (Rosen) Einiges behandelt auch die Knabenliebe und verspottet die Heuchler.
In Europa ist Hafis vor allem durch den "Diwan" bekannt, der Goethe stark angeregt hat (West-östlicher Diwan, 1819). Diese Lyriksammlung wurde erstmals 1812 durch den Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall ins Deutsche übersetzt.
Vordergründig preist seine Lyrik die Freuden des Trinkens (obwohl von orthodoxer Seite der Wein verboten war), der Jagd und der Liebe - vor allem zum höfischen Freund (dust). Auf einer tieferen Ebene aber spiegelt sie die Hingabe des Sufi-Mönchs wider, dessen Ziel es ist, sich mit dem Göttlichen zu vereinigen. Weltliche Freuden, Genüsse und Räusche verweisen somit auf die Liebe zu Gott. In seiner Dichtung schuf Hafis ein mystisches Gegenbild zu einer heuchlerischen und machtbesessenen Umwelt.
Hafis' Diwan enthält etwa 500 ebenso lyrische wie sprachlich schlichte Gedichte, von denen die meisten in der Form von Ghaselen geschrieben sind: eine traditionsreiche Form der persischen Literatur, die er vervollkommnete und mit panegyrischen Elementen verknüpfte. Jede Ghasele ist einem anderen Thema gewidmet und besteht aus bis zu 15 Reimpaaren mit je zwei Halbversen. Ihr Bilderreichtum entstammt der islamischen Mystik und thematisiert das Ineinandergreifen von Alltag und Ewigkeit.
Als Hafis mit 69 Jahren starb, war er hochgeachtet. Sein Grab in den Musalla-Gärten von Schiras, die auch durch ihre Rosen bekannt sind, erhielt einen vielbesuchten Pavillon, genannt Hafezieh.
Siehe auch
Persische Literatur, Persische Sprache, Saadi, Weltliteratur, Dichtkunst, Lyrik