Gustaf Nagel
Gustaf Nagel, auch Gustav Nagel, (* 28. März 1874 in Werben/Elbe, † 15. Februar 1952 in Uchtspringe bei Stendal) war der wohl berühmteste deutsche Sonderling und Wanderprediger der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
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Carl Gustav Adolf Nagel wurde am 28. März 1874 als achtes Kind einer Gastwirtsfamilie in Werben geboren. Er begann 1888 eine Lehre zum Kaufmann in Arendsee, musste diese jedoch wegen eines chronischer Katharrs und verschiedener Allergien abbrechen. Er baute sich daraufhin eine Erdhöhle in der Nähe der Stadt und widmete sich, beeinflusst von den Lehren des Pfarrers Kneipp, der Naturheilkunde. Er wurde 1892 Vegetarier und begann, sich "wie Jesus" zu kleiden: er trug sein Haar lang, lief barfuß, im Talar oder nur mit einem Lendenschurz bekleidet.
Im Jahr 1900 wurde er vom Amtsgericht Arendsee entmündigt. In den folgenden Jahren reiste er als Wanderprediger umher, rief zu religiösen Versammlungen auf, verkaufte eigene Schriften und hielt Vorträge mit erstaunlichem Zulauf. Höhepunkt seiner Wanderjahre war ein Besuch Jerusalems 1903. Im gleichen Jahr gelang es ihm, die gerichtliche Aufhebung seiner Enmündigung zu erwirken.
Gustav Nagel kam mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt. Er heiratete dreimal: aus seiner ersten Ehe 1904-1907 mit Maria Anna Konhäuser stammte sein Sohn Friedrich, der von ihm jedoch nicht anerkannt wurde. Seiner zweite Ehe 1912-1926 mit Johanna Raith entstammten seine Söhne Gottfried Fürchtegott Gerhard, Gustav Johannes und Ernst Adolf. 1928 werden die Kinder einem Vormund unterstellt. Seine dritte Ehe 1938-1941 mit Eleonore Teichmann geb. Dadeck blieb kinderlos.
1910 kaufte Nagel ein Seegrundstück bei Arendsee und richtete dort in einer Holzbaracke ein Sonnen- und Brausebad ein. Später legte er auf diesem Grundstück auch einen Naturgarten an und erbaute 1920 einen Seetempel sowie zahlreiche weitere Anlagen und Bauten, darunter eine Kurhalle. Der Sonderling wurde zu einer Kuriosität der Stadt, die viele Besucher anzog. Er entwickelte seine eigene Rechtschreibung und schrieb seinen Vornamen als "gustaf".
1924 gründete Nagel die "Deutsche kristliche Folkspartei" und trat zur Reichstagswahl an. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers 1933 predigte er gegen den Krieg und die Judenverfolgung. 1943 wurde er aus politischen Gründen ins Konzentrationslager Dachau gebracht und 1944 in die Nervenheilanstalt Uchtspringe bei Stendal eingeliefert, wo er 1945 wieder entlassen wurde. Er kehrte nach Arendsee zurück und starb 1952 in der Nervenheilanstalt Uchtspringe an Herzversagen.
1996 gründete sich in Arendsee die "Arbeitsgruppe Gustav Nagel" mit dem Ziel, die Gedanken, Gedichte und Botschaften von Gustaf Nagel der Nachwelt zu erhalten. Seither findet in Arendsee alljährlich ein "gustaf nagel Tag" statt. 1999 wurde ein "gustaf nagel - Förderverein" gegründet. Heute erinnern seine Tempelruine, seine Kurhalle auf dem Gelände der Gaststätte "birlokal zum alten gustaf" und Schautafeln an der Strandpromenade an den bemerkenswerten Sonderling.
Eine detaillierte, aber schlecht formatierte und listenartige Biographie von Gustaf Nagel befindet sich im Archiv.
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