Großdeutschland
Der Begriff Großdeutschland (von großes Deutschland) wird in folgenden Zusammenhängen verwendet:
- Begriffsbildung Der Begriff beschreibt zunächst eine politische Vorstellung, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen Gegenpol zur letztlich durch Otto von Bismarck realisierten kleindeutschen Lösung darstellte. Gemeint ist ein einheitlicher Deutscher Nationalstaat, der all diejenigen Gebiete Mitteleuropas umfasst, in denen Deutsche (hier: Menschen deutscher Sprache) ihr, mit dem Kern Deutschlands zusammenhängendes, Siedlungsgebiet haben. siehe auch: Großdeutsch und Nationalismus
- Kaiserreich und Weimarer Republik: Nach Realisierung dem Austritts Österreichs aus dem Deutschen Bund 1866 (Kleindeutsche Lösung, siehe auch Deutscher Krieg) und der Reichsgründung 1871 ist damit vor allem die politische Position gemeint, welche eine Wiedervereinigung zwischen dem Deutschen Reich und Deutschösterreich, historisch dem deutschsprachigen Teil von Österreich-Ungarn, anstrebt. Nach dem ersten Weltkrieg bezieht sich der Begriff aber auch zusätzlich auf das, ehemals österreichisch-ungarische, Sudetenland, das dänische Nordschleswig, das polnische Ost-Oberschlesien und Posen, das litauische Memelland, das französische Elsass-Lothringen, das ehemals österreichische italienische Südtirol und auch die deutschschprachigen Teile der Schweiz. Ideologisch kommt dies unter anderem in Mein Kampf von Adolf Hitler zum Tragen, der dies unter dem Schlagwort Heim ins Reich schon auf der ersten Seite fordert.
- Hitlers Realisierung dieser Vorstellung während der Zeit des Nationalsozialismus durch eine Politik der Annektierungen und militärischen Eroberungen mit anschließender Annektierung. Daraus entstand im Zeitraum von 1935 (Rückgabe des Saarlandes an Deutschland) bis 1941 (Annektion der slowenischen Südsteiermark) das Großdeutsche Reich, welches seit 1943 diese Bezeichnung auch offiziell trug.
- Teilweise linke (und internationale) Kritik, die polemisch die deutsche Wiedervereinigung 1990 als hitleristisch mit der Annektion Österreichs gleichsetzte.
- Heutige Rechtsextremisten wünschen sich ein Deutschland zumindest in den Grenzen von 1938, also des damaligen Deutschlands zusammen mit dem annektierten Österreich; teilweise auch mit anderen ehemals von Deutschen bewohnten Gebieten wie dem Sudetenland. Die österreichische nationalistische Rechte ist in dieser Frage gespalten.