Gründerjahre
Die Gründerjahre waren die Zeit nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs bis zum Beginn der Wirtschaftskrise (Gründerkrise), also vom Januar 1871 bis zur Mitte des Jahres 1873.Die Zeit ist geprägt durch zahlreiche Gründungen von Firmen und Aktiengesellschaften, die starke Erweiterung der Industrieproduktion und die Ausdehnung des Eisenbahnnetzes. Dieses Wachstum wurde durch mehrere Faktoren hervorgerufen und begünstigt. Zum Einen durch den gegen Frankreich gewonnenen Krieg (1870/71), der sich in mehrerlei Hinsichten auswirkte. Das sind zum Einen die durch den Frieden von Frankfurt geschuldeten französischen Reparationszahlungen in Höhe von etwa fünf Milliarden Francs (entspricht etwa 4,5 Mrd. Mark), von denen etwa 2,5 bis 3 Mrd. Francs den deutschen Kapitalmarkt (Kreditinstitute und Börsenplätze) beeinflusst haben. Zum anderen war während des Krieges ein großer Teil der Industrieproduktion auf den Krieg ausgerichtet, so dass nun längst Überfälliges realisiert werden konnte. Der Aufschwung glich also lediglich die Reduzierung der Industrieproduktion in den vorherigen Jahren aus. Ein anderer Grund für das wirtschaftliche Wachstum war, dass in Deutschland 1870 die Konzessionspflicht für Aktiengesellschaften aufgehoben wurde. Das bedeutet, dass die gesetzlichen Bestimmungen zur Gründung einer Aktiengesellschaft abgeschafft wurden. Zum Beispiel konnte eine Aktiengesellschaft mit nur 50% des Nennwertes ausgestattet werden. Die Folge war die Gründung von über 500 Aktiengesellschaften von 1871 bis 1873. Dadurch wurde immer mehr privates Kapital in die Wirtschaft investiert. Deshalb wuchsen die Wirtschaft und die Kurse der Aktien. Das schaffte Vertrauen und veranlasste weitere Aktionäre zu Aktienkäufen.