Gnosis
Der Begriff Gnosis stammt aus dem Griechischen, und bedeutet so viel wie Wissen, Erkenntnis. Gnosis wird in der Regel im Zusammenhang mit religiösem Wissen benutzt, welches intuitiv zugänglich sei und keiner institutionellen Stütze bedürfe. Moderner Gnostizismus ist das heutige Bekenntnis von Menschen die sich der gesamten Vielfalt der Menschlichen Wissens und Verhaltens-Strömungen mit offenem Bewusstsein gegenüberstellen.Gnosis ist allerdings auch eine Sammelbezeichnung, für die verschiedensten philosophischen Strömungen in christliche, hellenistische, jüdische oder ähnliche Richtungen.
Gnostizismus (auch Gnostik) hat daher eine Nähe zum Mystizismus. Er ist seinem Wesen nach dualistisch bis hin zur Annahme zweier einander widerstreitender Gottheiten, eines rein geistigen Liebesgottes und eines finsteren Schöpfers (Demiurg) der materiellen Welt. So soll verstehbar werden, warum die Welt nicht vollkommen ist. Das Problem liege bei dem individuellen Menschen, der sich des Göttlichen Funkens, der in jedem Menschen verborgen liege, nicht bewusst sei, vielmehr in der materiellen Welt verhaftet bleibe. Daher finde sich jeder Mensch in einer Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse, Licht und Dunkel, Geist und Körper.
Die Grundlage dieses Glaubens stammt aus dem Zoroastrismus, der bereits 600 v.Chr. den Unterschied zwischen dem bösen Demiurgen Ahriman und dem guten Gott Ormuzd kannte.
Die ersten geschichtlichen Bezüge zum Gnostizismus finden sich im frühen Christentum, wobei man gleichzeitig Elemente der antiken griechischen Philosophie und babylonischer und ägyptischer Religionen findet. Auch Zusammenhänge mit dem etwa gleichzeitig in Nordindien entstandenen Mahayana-Buddhismus sind denkbar.
Für das Christentum bedeutete der Gnostizismus die Gefahr einer Abkehr von den alttestamentlich-jüdischen Wurzeln mit ihrer grundsätzlich positiven Sicht der Materie und des Leibes hin zu einer esoterischen und elitären Innerlichkeit. Im neutestamentlichen Kolosser-Brief (s. Kapitel 2) richtet der Schreiber, Apostel Paulus, eine direkte Ansprache an die Christen in Kolossä und nimmt Bezug auf die aus biblischer Sicht Irrtürmer der gnostischen Lehre.
Diese Auffassungen beinhalteten auch die Gedanken der Emanation und einem ausgeprägten Erlösungsglauben. Daher sah die Kirche gnostische Lehrer wie Marcion als Häretiker an und schloss sie aus.
Die Entdeckung der Nag Hammadi Handschriften (1945-46 in Ägypten) lieferte einen Einblick in die Welt der Gnosis. Das bekannteste darin erhaltene Werk ist das Thomasevangelium, im Wesentlichen eine Sammlung von Sprichworten, die sich für die athanansisch katholische Kirche zu sehr vom mystischen Bild des dreieinigen Gottesbild des verklärten Jesus Christus entfernte und damit die Glaubensbasis des sich im 4. Jahrhundert etablierenden Staatschristentums in Frage stellte.
siehe auch Spiritualismus (theologisch)
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