Glastonbury
Glastonbury ist eine Kleinstadt in Somerset in England.
Sie ist vor allem aufgrund der Mythen und Legenden um einen nahegelegenen Hügel bekannt, den Glastonbury Tor, der aus der ansonsten flachen Landschaft der Somerset Levels so herausragt, dass man meinen könnte, er sei von Menschen gemacht, was er aber nicht ist. Die Mythen betreffen Josef von Arimathäa, den Heiligen Gral und König Artus. Glastonbury soll auch ein Schnittpunkt mehrerer Ley-Linien sein.
Bei der Legende von Josef von Arimathäa dreht es sich um die Idee, Glastonbury sei der Geburtsort des Christentums in Britannien. Die erste britische Kirche sei hier auf Josefs Geheiß gebaut worden, um den Gral zu beherbergen, etwa 30 Jahre nach dem Tod von Jesus Christus. Die Legende sagt auch, Josef habe Glastonbury bereits mit Jesus als Kind besucht. William Blake glaubte diese Legende und schrieb ein Gedicht, Jerusalem, mit dem wohl patriotischsten Inhalt aller englischen Lieder: And did those feet in ancient time.
Josef soll Glastonbury per Schiff während einer Überflutung der Somerset Levels erreicht haben. Als er an Land ging, habe er einen Stab in den Boden gerammt, der wunderbarerweise zum Heiligen Dornbusch von Glastonbury austrieb – als Erklärung für die Existenz eines hybriden Weißdorns, der im Umkreis einiger Meilen um Glastonbury wächst. Dieser Weißdorn blüht zweimal im Jahr, einmal im Frühjahr, das zweite Mal zur Weihnachtszeit (in Abhängigkeit vom Wetter). Jedes Jahr wird von einem Priester der örtlichen Kirche von England ein Zweig des Buschs abgeschnitten und zur Königin gesandt, um ihren Weihnachtstisch zu schmücken.
Der ursprüngliche Heilige Dornbusch war im Mittelalter das Ziel vieler Pilger, er wurde jedoch während des Englischen Bürgerkriegs abgehackt. In der Legende erblindete der Soldat durch einen dabei herumfliegenden Splitter. Ein Ersatzbusch wurde im 20. Jahrhundert auf dem Wearyall Hill gepflanzt, aber viele andere Exemplare dieser Art wachsen überall in Glastonbury, die Abtei Glastonbury eingeschlossen.
In einigen Fassungen der Artussage wird Glastonbury gesehen als die legendäre Insel Avalon (das Wort Avalon ist die anglisierte Version des Wortes "Annwn", des keltischen Ausdrucks für Fee). Eine alte walisische Geschichte verbindet Artus mit dem Glastonbury Tor aufgrund der Entführung seiner Frau Guinevere durch den keltischen König Melwas. Geoffrey von Monmouth identifizierte als erster 1133 Glastonbury mit Avalon. 1191 behaupteten Mönche der Abtei, die Gräber von Artus und Guinevere in der Frauenkapelle der Abteikirche gefunden zu haben. Die angebliche Fundstelle wurde von vielen zeitgenössischen Geschichtsschreibern, darunter Giraldus Cambrensis, besucht. Die Überreste wurden später entfernt und gingen während der Reformation verloren. Viele Forscher vermuten, dass dieser Fund ein frommer Betrug war, um das Alter der Abtei zu belegen und ihre Bekanntheit zu erhöhen.
Glastonbury ist ebenfalls bekannt wegen des normalerweise jährlich stattfindenden "Glastonbury Festival", ein Musikfestival, das gerne gesehen wird als britisches Woodstock; das Festival findet tatsächlich im Dorf Pilton statt, das sich aufgrund seiner räumlichen Nähe zu Glastonbury dessen Namen für das Ereignis ausgeliehen hat.