Gesichtsfeld
Als Gesichtsfeld bezeichnet man den Bereich, in dem ein Mensch oder Tier Gegenstände oder Bewegungen wahrnehmen kann, ohne Augen, Kopf oder Körper zu bewegen. Bei einem Erwachsenen beträgt dieser Bereich horizontal ca. 190°, vertikal nur etwa 150°, wobei man am Rand (beidseits ~10°) nur mehr bewegte Gegenstände sieht.
Ovales, variables Gesichtsfeld
Das Gesichtsfeld hat quasi eine gewölbte ovale Form, doch hängt unser Eindruck auch von der Körperlage ab: im Liegen wirkt das Oval umgekehrt geformt, und bei flachem Horizont hat man den Eindruck, dass die zwei Horizontpunkte hinter dem Scheitel und fußwärts weiter voneinander entfernt sind als die zwei seitlichen Punkte. Dies geht vermutlich auf Korrelationen zwischen unserer "Bildverarbeitung" im Gehirn und dem Gleichgewichtssinn zurück.
Das Gesichtsfeld ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Zum einen ist es in der Kindheit und im Alter kleiner, was unter anderem zu einer geringeren Übersicht im Straßenverkehr führt. Hier macht es sich auch bemerkbar, dass das Gesichtsfeld beim Bewegen mit hohen Geschwindigkeiten kleiner wird.
Einfluss auf die Größe des Gesichtsfeldes hat auch Alkohol und können Medikamente haben. Ein solcher "Röhrenblick" kann auch psychisch oder durch starke Gefühle verursacht sein - z.B. durch die Angst eines Fahrschülers bei seinen ersten Fahrten.
Räumliches Sehen
Ein einzelnes Auge besitzt ein Gesichtsfeld von ungefähr 150°, jedoch leicht exzentrisch (~15° nach außen). Dies erklärt einen Teil des größeren horizontalen Sichtwinkels von 190°. Die Gesichtsfelder beider Augen überschneiden sich in der Mitte. Dieser nasale Überschneidungsbereich beträgt 100 bis 120° und hängt etwas von der Gesichtsform ab und damit - evolutionär bedingt - auch etwas von der Rasse. Nur im Bereich der Überschneidung hat man räumliches Sehen.
Diese so genannte Stereoskopie ist eine erstaunliche Eigenschaft. Wir verdanken sie Nervenverbindungen und blitzartigen Methoden der Bildüberlagerung, die man technisch auch an schnellsten Computern kaum schafft. Es gibt aber Menschen, denen diese Fähigkeit fehlt. Beim Schielen sind die Augenmuskeln bzw. ihre Koordination gestört.
Babys lernen schon im 2.Monat, ihre Augenbewegungen zu koordinieren - oft an Gesichtern, die sich über das Kind beugen. Vermutlich wird dieses Üben durch die zugehörige Stimme emotional gefördert und stärkt unser Wahrnehmungssystem: das Zusammenwirken von Auge, Gehör, Gleichgewichtss- und Muskelsinn [Flehmig 1996].
Gesichtsfeld von Tieren
Das Gesichtsfeld anderer Lebewesen unterscheidet sich vom Menschen teilweise recht deutlich:
Die einfachen Augen (Gruben-, Flach- und Punktaugen sowie Napf- und Lochaugen sind allerdings nicht "bildgebend", sondern geben nur ungefähre Richtungen an. Echte Bilder erzeugen erst die Facettenaugen höherer Insekten durch die Gruppierung länglicher Lichtkanäle, sowie die Linsenaugen größerer Tiere.
Gesichtsfeld im Fernrohr (Field of view)
Das Blickfeld wird bei Benützung eines Fernrohrs einerseits merklich eingeschränkt, andererseits deutlicher dargeboten. Es ist umso größer, je näher das Auge zum Okular rückt - was für Brillenträger einen Nachteil darstellt. Daher sollte man bei längerer Beobachtungszeit die Brille abnehmen oder zumindest ein gummibewehrtes Okular kaufen.
In der Astronomie stört das restliche, etwa ringförmige Gesichtsfeld außerhalb des Teleskops. Es wird durch Augenmuscheln aus weichem Gummi abgedeckt, die gleichzeitig dem Auge die Entspannung erleichtern.
Wahres Gesichtsfeld
nennt man das mit einem Fernrohr tatsächlich überschaubare Himmelsfeld. Bei üblichen Fernrohren ist es kleiner als 1 Grad, bei astronomischen etwa Mondgröße (halbes Grad). Feldstecher haben 5 - 10°, Aussichtsfernrohre einige Grad.Das wahre Gesichtsfeld hängt hauptsächlich von der Vergrößerung des Telekops ab, doch auch von der Bauart des Okulars (v.a. von den Blendenn, der augenseitigen Linse und der Länge des ganzen Linsensystems).
Man blickt durch das Okular, hält das zweite Auge offen und merkt sich, wo die Ränder des Gesichtskreises liegen. Dies sollte aber im Freien - oder zumindest in einem sehr großen Raum - geschehen.
Das wahre Gesichtsfeld folgt aus dem obigen mittels Division durch die Vergrößerung.
Man kann aber auch die Sonne (nur mit Filter!) oder den Mond benützen. Deren "Scheiben" sind mit rund ½° fast gleichgroß, variieren aber etwas mit der Jahreszeit und der Mondbahn:
Sonne 31.5' bis 32.6' (0.525 - 0.544°), Mond etwa 29' bis 33'.
Am genauesten wird eine Messung mittels Sternen: wir suchen einen äquatornahen Stern (z.B. im Süden in etwa 40° Höhe; genauer 90° minus Breite) und stoppen, wie lange er durch das Gesichtsfeld braucht.
Die (dezimalen) Minuten sind durch 4 zu teilen. Dauert der Stern-Durchgang also 2.4 Minuten, hat das Teleskop ein Gesichtsfeld von Ø = 0.60°.
Wer daher das geschilderte Verfahren perfektionieren will, könnte es zunächst an einem Feldstecher erproben. Bessere Geräte geben die Grad (bzw. die Meter auf 1000m Distanz) an.
Scheinbares Gesichtsfeld
So heißt jener Raumbereich, den man im Okular überblickt. Zweilinsige Okulare haben 25 - 50°, teurere Weitwinkelokulare bis über 70°. Hat ein Okular z.B. 50° scheinbares Gesichtsfeld, dann hätte ein Fernrohr mit 50-facher Vergrößerung ein wahres von genau 1 Grad.Einfache Messung des FOV
Das scheinbare Gesichtsfeld eines Okulars kann jeder leicht mit einem Winkelmesser oder einem Kompass bestimmen:Entfernungs-Schätzung
Kennt man diesen Wert, lassen sich Entfernungen schätzen: Wenn z.B. eine stehende Person von 1.70m unsere 0.60° gerade ausfüllt, ist sie 1.70 / sin(Ø) = 162m von uns entfernt. Jäger, Seeleute und Militär verwenden dafür auch Fernrohre oder Feldstecher mit Skalen - doch gibt es nützliche Faustregeln.Ähnliche Wörter
Siehe auch: Gesichtsfeld (Optik), Opernglas, Physiologische Optik, Visier