Geschichte Venezuelas
Entdeckung
Bis zur europäischen Entdeckung von Venezuela wurde das Land von den Ureinwohnern bewohnt, die Landwirtschaft betrieben und jagten. Sie siedelten hauptsächlich um den Fluss Orinoco.
Christoph Kolumbus erreicht auf seiner 3. Reise 1498 die östliche Küste Venezuelas und ging an der Mündung des Flusses Orinoco an Land. Es war das erste Mal, dass er und seine Mannschaft, das amerikanische Festland betraten. Ein Jahr später folgte eine Expedition von Alonso de Ojeda und Amerigo Vespucci, die dem Land wegen der häufigen Verwendung von Pfahlbauten den Namen Venezuela (Klein-Venedig) gaben.
Kolonisation
Die erste feste Siedlung der Spanier mit dem Namen Nueva Cadiz wurde 1522 gegründet, die heutige Hauptstadt Caracas wurde 1567 geschaffen. 1577 setzte die spanische Krone zur Verwaltung einen Gouverneur ein.
Unterdessen hatte 1528 der in Geldnöten befindliche Kaiser Karl V dem Augsburger Handelshaus der Welser gegen Bargeld das Recht auf Kolonisation in Südamerika zugebilligt. Im selben Jahr noch schickte Bartholomäus Welser eine Expedition nach Venezuela, welche die Reichtümer des Landes erkunden sollte. Fast 20 Jahre lang wurden im Landesinneren entlang der Küste Naturschätze abgebaut und gewinnbringend nach Europa verfrachtet. Dann kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen dem spanischen Hof und den Welsern. 1546 übernahmen die Spanier die Verwaltung vor Ort. Mit der Abdankung von Karl V. im Jahr 1556 verloren die Welser endgültig die vom Kaiser persönlich gewährten Rechte und ihr Handelsgebiet in Spanisch-Amerika.
Jedoch wurde die Kolonie im 16. und 17. Jahrhundert von den Spaniern eher vernachlässigt, da sie sich mehr auf das Gold aus anderen Teilen Amerikas konzentrierten. Der Anbau von Kakao, Zucker, Tabak, Kaffee und Baumwolle führte dazu, dass eine große Anzahl an Sklaven nach Venezuela gebracht wurden, die, nachdem die einheimische Kultur zu einem Großteil zerstört war, die Kultur in Venezuela nachhaltig beeinflussten. Im 17. und 18. Jahrhundert begann die Christianisierung indianischer Stämme durch Missionare der römischen Kirche.
Das Land war politisch zunächst Bestandteil des 1535 gebildeten Vizekönigreichs Neuspanien (Nueva Espana) mit seiner Hauptstadt Mexiko. 1777 entstand das Generalkapitanat Venezuela.
Unabhängigkeitsbestrebungen
Erste erfolglose Versuche, die spanische Herrschaft abzuschütteln, gab es 1797 und 1806. Erst mit der Revolution in Caracas im Jahr 1810 unter der Führung Simón Bolívars klappte eine einstweilige Loslösung vom Mutterland. Der Kongress erklärte am 5. Juli 1811 die Unabhängigkeit des Landes und verhängte das Kriegsrecht. Francisco de Miranda wurde Oberbefehlshaber mit weitreichenden Vollmachten. In den Jahren von 1814-1819 gelang es den Spaniern, wieder ihre Staatsräson durchzusetzen. Nach wechselvollen Kämpfen akzeptierte Spanien 1821 endgültig die neue Lage. Ein von Bolívar geführtes Heer hatte die Kolonialmacht in der Schlacht von Carabobo besiegt und damit Ecuador, Kolumbien und Venezuela vom spanischen Joch befreit.
Venezuela wurde ein Teil der von Bolivar schon 1819 neu geschaffenen Republik Groß-Kolumbien. Wenige Tage nach seinem Tod 1830 fiel Venezuela aus dieser Verbindung ab und erklärte sich für selbstständig.
Auf dem Weg ins 20. Jahrhundert
Der Einheitsstaat wurde 1864 zu einer Bundesrepublik umgestaltet. Zahlreiche Bürgerkriege und Revolutionen bremsten die kontinuierliche Entwicklung des Landes. 1891-1896 kam es zu Grenzstreitigkeiten mit dem Nachbarn Kolumbien, die jedoch friedlich beigelegt wurden. Zwischen 1908 und 1935 kam es unter Präsident Juan Vicente Gómez zu einer Beruhigung früherer Wirren. Gomez war ein Diktator, der sich als General auf die Macht der Armee stützen konnte. Der Aufbau einer durchsetzungsfähigen Verwaltung förderte den wirtschaftlichen Aufschwung. Der Ölreichtum des Landes weckte das Interesse der USA und brachte Venezuela unter deren Einfluss. 1948 übernahm nach einem Putsch eine Militärjunta die Regierungsgewalt. Von 1952-1958 regierte der Diktator Marco Pérez Jiménez den Staat.
Demokratische Entwicklung bis heute
Der Sturz von Jiménez im Jahre 1958 und der Rückzug des Militärs aus innenpolitischen Angelegenheiten führte zur Demokratie in Venezuela. Die sozialistische Acción Democrática erhielt nach freien Wahlen die Macht. Rómulo Betancourt, Präsident von 1958 bis 1964, förderte die Stabilisierung der Demokratie. Ihm folgte im Amt von 1964 bis 1969 sein Parteifreund Raúl Leoni nach. In den Wahlen von 1968 kam es zum ersten demokratisch legitimierten Wechsel der Macht zwischen den Parteien auf den Christsozialen Rafael Caldera Rodriguez.
1973 schließt sich Venezuela der Andengemeinschaft an, die seit 1969 die wirtschaftliche Entwicklung der Region steuern soll. Im selben Jahr gewinnt der Sozialist Carlos Andrés Peres die Wahl zum Staatspräsidenten. Die Ölindustrie wird verstaatlicht. Venezuela gründet mit anderen erdölfördernden Staaten die OPEC. Der Ölpreis vervierfacht sich in der Folgezeit. An der venezolanischen Regierung wechseln sich Demokratische Aktion und die Christsozialen ab. Die drängenden sozialen Probleme des Landes dümpeln ungelöst vor sich hin. Soziale Unruhen entstehen, die Hunderte von Toten fordern.
1992 versucht Hugo Chávez durch einen Putsch an die Macht zu kommen. Er scheitert und wird festgenommen. Später wird er freigelassen.
Im Dezember 1998 wird Hugo Chávez zum Präsidenten gewählt. Er lädt Pérez Jiménez zu seinem Amtsantritt ein. Chávez wird 1999 nach Änderung der Verfassung wieder gewählt. Im April 2000 verlangen viele Demonstranten vorgezogene Neuwahlen. Bei den Protesten kommen mehrere Dutzend Menschen ums Leben. Chávez-Anhänger vermuten, dass Regierungsgegner aus den gehobenen Schichten des Landes für diese Todesfälle verantwortlich seien.
Im April 2002 übersteht Chávez einen Putschversuch. Proteste der Chávez-Gegner im Dezember 2002 fordern den Rücktritt der Regierung. Am 3. Dezember 2002 beginnt der längste Streik der venezolanischen Geschichte. Chávez-Anhänger behaupten, dieser Streik sei von besserverdienenden Schichten mit Unterstützung der US-Regierung und des CIA forciert worden.
Ein Referendum wird für August 2004 gerichtlich zugelassen, nachdem fast 2,5 Millionen Unterschriften gesammelt wurden. Chávez-Gegner bezweifeln allerdings, ob die Regierung dieses Referendum wirklich durchführen will. Sie werfen der Regierung vor, dass sich die Kriminalitätsrate seit 1998 vervielfacht habe und hochqualifizierte Venezolaner durch die Regierungspolitik in die Emigration getrieben wurden.