Geschichte Spaniens
Frühgeschichte und Römer
Die Ureinwohner der Pyrenäenhalbinsel waren die Iberer, nach denen auch die Halbinsel benannt worden ist. Im 11. Jahrhundert v. Chr siedelten sich die Phönizier an der Südküste an, deren Kolonien Cadiz (Gades) die berühmteste war. Später setzten sich die Griechen an der Küste fest. Die im 5 und 4. Jahrhundert v. Chr aus Gallien eingewanderten Kelten verschmolzen mit den Iberern nach vielen Kämpfen zum Volk der Keltiberer. Nach dem Ersten Punischen Krieg von 237 bis 219 v. Chr eroberten die Karthager den Süden und Osten der Iberischen Halbinsel, deren Stadt Neukarthago (Cartagena) die wichtigste Ansiedlung wurde. Im Zweiten Punischen Krieg (206) verloren sie diese Besitzungen aber wieder.
Nach den Karthagern versuchten die Römer das Land unter ihre Herrschaft zu bringen, was ihnen aber erst nach 200jährigen blutigen Kämpfen gegen die Keltiberer und Lusitanier (unter Viriathus) gelang, die Kantabrer wurden erst 19 v. Chr von Augustus besiegt. Augustus unterteilte die Halbinsel auch nicht wie bisher in zwei Provinzen, Hispania Citerior und Hispania Ulterior, sondern in drei: Lusitania, Baetica und Taraconensis. Von Letzterer wurde unter Kaiser Hadrian die neue Provinz Galaecia et Asturia abgezweigt. Die Basken im Norden behielten ihre Unabhängigkeit. Da die Römer das Land mit vielen Straßen durchzogen und zahlreiche Kastelle bauten, wurde das Land schnell romanisiert und bald Hauptsitz römischer Kultur, dem mehrere römische Kaiser (Trajan, Hadrian, Antoninus, Marcus Aurelius, Theodosius I) und angesehene Schriftsteller (Seneca, Lucanus, Martialis) entstammten. Handel und Verkehr blühten, die Bevölkerung wuchs stark an.
Das Christentum breitete sich in Hispania trotz blutiger Verfolgung schnell aus, bis es unter Kaiser Konstantin I zur vorherrschenden Religion wurde.
Zu Anfang des 5. Jahrhunderts, als der innere Zerfall des Römischen Reichs auch seine äußere Macht erschütterte, drangen die germanischen Völker der Ulanen, Vandalen und Sueben in Spanien ein und verwüsteten das Land, einige wurden sesshaft und gründeten Nachfolgekönigreiche der Römer, die sich noch eine Zeitlang im Osten der Halbinsel behaupten konnten. Die Iberische Halbinsel wurde nach 410 von den Westgoten, anfangs noch Bundesgenossen der Römer, erobert. Die anderen Stämme wurden vertrieben.
711 nutzten Streitkräfte des Islam (Araber und Berber aus Marokko), der im 7. Jahrhundert vom Propheten Muhammad begründet worden war und schon den Maghreb beherrschte, den Bürgerkrieg unter den westgotischen Königreichen auf der iberischen Halbinsel, um über die Straße von Gibraltar einzumarschieren. Um 718 beherrschten sie den größten Teil der Halbinsel, ihre Expedition nach Frankreich wurde 732 bei Poitiers (Frankreich) vom fränkischen Hausmeier Karl Martell gestoppt.
Den Herrschern von Al-Andalus wurde durch das Umayyaden-Kalifat in Damaskus der Rang eines Emirs gewährt (siehe: Statthalter von Andalusien). Den aufreibenden Zwistigkeiten und blutigen Fehden, welche Ehrgeiz und Herrschsucht der arabischen Häuptlinge in dieser entfernten Provinz des Kalifats hervorriefen, machte 755 der bei der Vernichtung durch die Abbasiden einzig übriggebliebene Spross der Umayyaden, Abd ar-Rahman I, ein Ende, welcher nach Spanien flüchtete und hier, vom Volk mit Jubel begrüßt, ein eignes Reich mit der Hauptstadt Cordoba, das so genannte Emirat von Cordoba, gründete. Al-Andalus wurde häufig von internen Konflikten zwischen den arabischen Umayyaden, den Berbern aus Nordafrika und den christlichen Westgoten durchrüttelt.
Abd ar-Rahman III (912-961) gründete 929 das Kalifat von Cordoba. In dieser Zeit erreichten arabische Kunst und Wissenschaft auf der iberischen Halbinsel ihre Blüte. Bevölkerungsreiche Städte schmückten das Land; das Gebiet des Guadalquivir soll allein 12.000 bewohnte Orte gezählt haben. Cordoba hatte 113.000 Häuser, 600 Moscheen, darunter die prachtvolle Hauptmoschee, und herrliche Paläste, darunter den Alkazar. Mit Cordoba wetteiferten andere Städte wie Granada mit der Alhambra, Sevilla und Toledo. In gleichem Sinn wie Abd ar-Rahman III. regierte sein als Dichter und Gelehrter ausgezeichneter Sohn al-Hakam II (961-976), wogegen unter dem schwachen Hischam II (976-1013) das Kalifat zu sinken begann.
Das Kalifat erreichte seinen Höhepunkt unter Abi Amir al-Mansur (auch Almansor, d.h. der Siegreiche), einem Statthalter Hischams II., um das Jahr 1000, alsBarcelona (985) und andere christliche Städte von den Muslimen plündert wurden. Nach Almansors Tod stürzte das Kalifat in einen Bürgerkrieg und zerfiel in mehr als zwanzig Emirate, die so genannten „Taifa-Königreiche“. Nach dem Verlust von Toledo im Jahr 1085, brachen die Almoraviden von Nordafrika ein und unterwarfen al-Andalus. Im 12. Jahrhundert brach das Königreich der Amoraviden ebenfalls auseinander, nur um durch eine almohadische Invasion 1147 übernommen zu werden. Nach der entscheidenden Schlacht bei Las Navas de Tolosa (16. Juli 1212), blieb nur noch das Königreich von Granada unter den Nasriden bis 1492 über.
Al-Andalus bleibt als Beispiel höchster arabischer Kultur und Wissenschaft im kollektiven Gedächtnis der Araber noch heute erhalten. Es war geprägt von einem Klima der Toleranz zwischen den herrschenden Muslimen und den großen christlichen und jüdischen Gemeinden.
Die Vertreibung der Muslime begann unter dem ersten König des Königreichs von Asturien, Pelayo (718-737), der den Kampf gegen die Mauren in den Bergen von Covadonga aufnahm. Später führten seine Söhne und Nachkommen dieses Werk fort, bis alle Muslime vertrieben waren.
Währenddessen errichteten die fränkischen Herrscher im Osten der Halbinsel, jenseits der Pyrenäen, im heutigen Katalonien, die Spanische Mark und eroberten 785 Girona und 801 Barcelona.
Der Gedanke, die Reconquista als einzelnen Prozess zu begreifen, der acht Jahrhunderte überspannte, ist historisch unkorrekt. Die christlichen Reiche im Norden Spaniens kämpften genauso gegeneinander als auch gegen die Muslime. Der spanische Volksheld des 11. Jahrhunderts, El Cid, wurde von König Alfons VI verbannt und fand Zuflucht beim muslimischen König von Saragossa.
Die Idee der Wiedereroberung durch einen Kreuzzug und das Bedürfnis religiöser Reinheit in Spanien ist vermutlich durch die „katholischen Monarchen“ Isabella I. von Kastilien und Ferdinand von Aragón eingeführt worden, um ihre Eroberung von Granada, die Ausweisung der Juden, von denen 160.000 zu dieser Zeit in Spanien lebten, und die gewaltsame Bekehrung der Mauren zu rechtfertigen.
Im 15. Jahrhundert vereinigten sich die Königreiche von Kastilien und Aragón und alle Muslime wurden von der iberischen Halbinsel vertrieben. Aragón war zu dieser Zeit schon länger eine wichtige Seemacht im Mittelmeer und Kastilien stand in Konkurrenz mit Portugal um die Vorherrschaft im Atlantischen Ozean. Nach der Eroberung der letzten maurischen Festung bei Granada am 2. Januar 1492 begann Spanien, Missionen zur Erforschung der Weltmeere zu finanzieren. Die von Christoph Kolumbus brachte eine Neue Welt in den Blickwinkel europäischer Aufmerksamkeit. Es folgten Conquistadores, Eroberer, die die einheimischen Reiche in Mittelamerika und die der Inka unter spanische Herrschaft brachten.
Der erste Bourbonenkönig französischer Herkunft, Philipp V (1700-1746), obwohl selbst von keiner großen Bedeutung, brachte doch aus seiner Heimat ein ganz anderes Regierungssystem und neue Kräfte in das zerrüttete Staatswesen. Die Fremden, Franzosen und Italiener, welche Philipp an die Spitze der Behörden und des Heers stellte, und unter denen Alberoni hervorragte, führten nun, wenn auch in etwas gewaltsamer Weise und in nur beschränktem Umfang, die Grundsätze der französischen Staatsverwaltung durch: alle die einheitliche Staatsgewalt hemmenden Missbräuche wurden beseitigt, Handel und Gewerbe, Wissenschaft und Kunst gefördert, die Privilegien der Provinzen aufgehoben, eine einheitliche Besteuerung und Steuererhebung eingerichtet (Decreto de Nueva Planta 1515). Die wohltätigen Folgen einer zwar unumschränkten, aber tätigen und verständigen Königsmacht zeigten sich auch überraschend schnell. Aber als sie auch die Herrschaft der Kirche anfocht und deren Missbräuche abschaffen wollte, stieß die Regierung beim Volk auf allgemeinen energischen Widerstand, dem Philipp V. unter dem Einfluss seiner zweiten Gemahlin, Elisabeth Farnese, nachgab; die Hierarchie feierte einen glänzenden Triumph, und die Kurie und die Inquisition herrschten nach wie vor in Spanien. Die Regierung des schwächlichen, hypochondrischen Ferdinand VI (1746-1759) war segensreich, weil sie sparsam und friedliebend war. In materieller Beziehung nahm das Land einen bedeutenden Aufschwung.
Einen bedeutenden Fortschritt aber in der Entwickelung zum modernen Staat bezeichnete die Regierung Karls III (1759-1788), des Stiefbruders Ferdinands VI., der, obwohl strenggläubig, doch vom damals herrschenden Staatsbewusstsein erfüllt und Spanien den anderen Staaten ebenbürtig zu machen bestrebt war. Ihm standen bei seinen Reformen drei bedeutende Staatsmänner, Aranda, Floridablanca und Campomanes, zur Seite. Die unglückliche Beteiligung Spaniens am Krieg Frankreichs gegen England 1761-62 infolge des nachteiligen bourbonischen Familienvertrages störte anfangs die Reformtätigkeit. Diese erhielt indessen eine wesentliche Förderung 1767 durch die Ausweisung der Jesuiten. Nun konnten eine Menge Missbräuche und Übergriffe der Geistlichkeit beseitigt oder beschränkt und ein erfreuliches Zusammenwirken des Staats und der Kirche hergestellt werden, welches auf Bildung und Gesittung des Volkes einen höchst heilsamen Einfluss ausübte. Viele Reformen blieben freilich auf dem Papier stehen, da es bei der beispiellosen Versunkenheit Spaniens in Ackerbau, Gewerbe und Unterricht an allen Voraussetzungen ihrer Durchführbarkeit fehlte. Die 30jährige angestrengteste Tätigkeit der Regierung, die Verwendung ungeheurer Summen auf Ansiedelungen, Bergwerke, Fabriken und Straßen, die Freigabe des Handels mit Amerika brachten daher nur zum Teil Früchte. Die Bevölkerung war 1788 erst auf 10.270.000 Menschen wieder angewachsen.
Der zweite unglückliche Krieg gegen England (1780-83), in den Spanien wieder durch den Familienvertrag verwickelt wurde, verschlang solche Summen, dass ein verzinslichtes Papiergeld ausgegeben werden musste. Die unleugbaren Fortschritte in Volksbildung und Volkswohlfahrt hätten aber doch bei dem frischen Geist, bei der zugleich patriotischen und freiheitlichen Bewegung, von denen die Nation durchweht war, wohl günstige und dauerhafte Ergebnisse zur Folge gehabt, wenn Spanien eine längere Reformperiode vergönnt gewesen wäre. Die vielversprechenden Anfänge gingen aber unter Karls III. Nachfolger Karl IV (1788-1808) völlig zu Grunde, und Spanien wurde durch eine heillose und "verbrecherische" Politik dem Untergang nahegebracht.
Karl IV., ein gutmütiger, aber unfähiger Fürst, wurde ganz beherrscht von seiner klugen und entschlossenen, jedoch sittenlosen Gemahlin Marie Luise von Parma, welche durch Günstlingswirtschaft und Verschwendung die Staatsverwaltung und die Finanzen in Verwirrung brachte und ihrem Geliebten Godoy, dem Friedensfürsten, den herrschenden Einfluss, endlich nach Beseitigung Floridablancas und Arandas im November 1792 auch die oberste Leitung der Staatsgeschäfte verschaffte. Nachdem Spanien dem Sturz der Bourbonen in Frankreich unthätig zugesehen, wurde es 1793 doch durch die Hinrichtung Ludwigs XVI und die Insulten des Konvents veranlasst, Frankreich den Krieg zu erklären, welcher mit einer so beispiellosen Unfähigkeit geführt wurde, dass er trotz der Schwäche der Franzosen und trotz der Opferwilligkeit der Nation mit einer feindlichen Invasion in Navarra, den baskischen Provinzen und Aragon endete. Die Gunst der Umstände verschaffte Spanien noch den vorteilhaften Frieden von Basel (22. Juli 1795). Aber es geriet durch denselben in völlige Abhängigkeit von Frankreich, welche der leichtfertige Godoy durch den Vertrag von San Ildefonso (27. Juni 1796) besiegelte. Derselbe zwang Spanien, das kaum die Kosten des letzten Kriegs hatte aufbringen können, zum Krieg mit England, und gleich die erste Schlacht beim Kap St. Vincent (14. Februar 1797) zeigte die Unbrauchbarkeit der spanischen Flotte. Dazu unternahm Godoy 1801 in französischem Interesse noch einen ruhmlosen Krieg gegen Portugal. Im Frieden von Amiens (23. März 1802) musste Spanien zwar an England bloß Trinidad abtreten, aber seine Herrschaft in den amerikanischen Kolonien war erschüttert und seine Finanzen zerrüttet. Der Fehlschlag der merkantilen und industriellen Revolutionen ließen das Land als Wirtschafts- und Weltmacht hinter Großbritannien, Frankreich und Deutschland zurückfallen.
Trotz dieser Zustände stürzte Godoy durch einen neuen ungünstigen Vertrag mit Frankreich (9. Oktober 1803) das finanziell erschöpfte Spanien in einen Krieg mit England, in welchem bei Finisterre (22. Juli) und bei Trafalgar (20. Oktober 1805) Spaniens letzte Flotte zu Grunde ging. Das Volk ließ dies alles geduldig über sich ergehen und wankte nicht in seiner unbedingten Loyalität, aber die Entrüstung richtete sich gegen den schamlosen Günstling Godoy, der in seiner Verblendung sogar die Hoffnung hegte, Regent von Spanien zu werden oder sich die Königskrone von Südportugal aufs Haupt zu setzen. Als er, um dies letztere zu erreichen, sich mit Frankreich im Vertrag von Fontainebleau (27. Oktober 1807) zu einem Kriege gegen Portugal verband und Napoleon französische Truppen über die Pyrenäen in Spanien einrücken ließ, kam es 18. März 1808 in Aranjuez zu einer Erhebung des Volkes gegen Godoy. Derselbe wurde gestürzt, und unter dem Eindruck der Wut des erbitterten Volkes ließ sich der König bewegen, am 19. März zu Gunsten seines Sohnes Ferdinand, der noch ein Kind war, abzudanken.
Als Ferdinand VII hielt dieser am 24. März seinen Einzug in Madrid. Karl IV. nahm aber kurz darauf in einem Schreiben an Napoleon seine Thronentsagung als erzwungen zurück. Der französische Kaiser bat nun die spanische Königsfamilie nach Bayonne, wo Ferdinand nach längerm Sträuben am 5. Mai auf die Krone zu Gunsten seines Vaters verzichtete, dieser aber sofort seine Rechte an Napoleon abtrat.
Nun wurde der Bruder Napoleons, Joseph, König von Neapel, am 6. Juli im Beisein einer Junta von spanischen und amerikanischen Abgeordneten in Bayonne zum König von Spanien ernannt und hielt, nachdem er und die Junta am 7. Juli auf die neu entworfene Verfassung geschworen hatten, am 20. Juli seinen Einzug in Madrid.
Spanien fühlte sich unter der Fremdherrschaft gedemütigt und akzeptierte die Neuerungen nicht, die Napoleon dem Land bringen wollte. Allein nun nahm der Krieg immer mehr den Charakter des furchtbarsten Volkskampfes an und wurde durch die im September 1808 in Aranjuez errichtete Zentraljunta einheitlich geleitet. Diese beging zwar manche Fehler, griff oft in höchst verkehrter Weise in die Kriegsoperationen ein und setzte tüchtige Generale ab, gab aber durch den Aufruf zum Guerillakrieg (28. Dezember 1808) dem Kampf eine Wendung. Die fortwährenden Angriffe der Guerillos rieben die Kräfte der Franzosen auf und entrissen ihnen die Früchte ihrer Siege im offenen Felde.
Zwischendurch drangen die Engländer unter dem Herzog von Wellington in Spanien ein und konnten auch einige Siege erringen, wurden jedoch von nachrückenden französischen Truppen gezwungen, sich nach Portugal zurückzuziehen. Im Januar 1810 waren die Franzosen Herren von Andalusien, und nach der Einnahme von Ciudad Rodrigo und Almeida drang im August ein Heer von 80.000 Mann in Portugal ein, um die Engländer zu vertreiben. Die Sache der Spanier schien hoffnungslos verloren. Namentlich die höhern, wohlhabendern Schichten des Volkes schlossen sich immer zahlreicher dem bonapartistischen König an. Die Zentraljunta, deren Unfähigkeit das Missgeschick der spanischen Heere hauptsächlich verschuldet hatte, wurde am 2. Februar 1810 in Cadiz, wohin sie von Sevilla geflüchtet war, zur Abdankung und Einsetzung einer Regentschaft gezwungen, in welcher der Radikalismus die Oberhand bekam. 1812 schaffte die Cortes dort jedoch die erste moderne Verfassung Spaniens, formlos La Pepa genannt.
Die spanischen Truppen wurden jetzt verstärkt, geschult und gut verpflegt und ihre nützliche Verwendung dadurch gesichert, dass die Cortes Wellington, der sich 1811 vor Lissabon lange behauptet hatte, zum Oberbefehlshaber sämtlicher Streitkräfte in Spanien ernannte. Im Januar 1812 eroberte Wellington Ciudad Rodrigo und 7. April Badajoz, schlug am 22. Juli die Franzosen bei Salamanca und zog am 12. August in Madrid ein. Zwar musste er sich vor der Übermacht der bedeutend verstärkten Franzosen aufs Neue an die portugiesische Grenze zurückziehen, und Madrid wurde zum letztenmal von den Franzosen besetzt, die Katastrophe in Russland veränderte aber auch die Lage der Dinge in Spanien. Am 27. Mai 1812 hatte König Joseph Madrid für immer verlassen und sich mit der französischen Armee auf Vittoria zurückgezogen. Hier wurde dieselbe von Wellington am 21. Juni 1813 gänzlich geschlagen. Die Franzosen zogen sich über die Pyrenäen zurück und Wellington rückte am 9. Juli in Frankreich ein. Spaniens Unabhängigkeit war hiermit wieder hergestellt.
Die ordentlichen Cortes, die im Januar 1814 ihren Sitz nach Madrid verlegten, erließen, obwohl die Servilen (Konservativen) die Mehrheit hatten, am 3. Februar 1814 eine Einladung an Ferdinand VII, sich nach Madrid zu begeben und die Verfassung von 1812 schwören. Den Vertrag des Königs mit Napoleon Bonaparte (am 13. Dezember 1813 in Valenay abgeschlossen), der seine Herrschaft in Spanien herstellte, aber den französischen Einfluss sicherte, erkannten sie nicht an. Ferdinand betrat am 24. März 1814 in Gerona den spanischen Boden und nahm am 4. Mai von Valencia aus vom Thron in Besitz, weigerte sich aber, die Verfassung anzuerkennen, nachdem sich General Elio ihm mit 40.000 Mann angeschlossen hatte und ließ am 11. Mai die Cortes durch Truppen auseinander jagen. Dennoch begrüßte ihn das Volk mit Jubel, als er am 14. Mai in Madrid einzog, denn er war als Gegner des verhassten Godoy noch immer populär.
Der König, unwissend, charakterlos, von launischer, feiger Despotenart, ließ sich beherrschen. Jeder Reformversuch, der wegen der Zerrüttung des Staatswesens gebotenen und von den Großmächten dringend angeratenen war, wurde vereitelt. Spanien war daher nicht im Stande, die abgefallenen Kolonien in Amerika wieder zu unterwerfen und verlor seinen ganzen Besitz auf dem Festland von Süd- und Mittelamerika. Florida trat es 1819 für 5 Millionen Dollar freiwillig an die Vereinigten Staaten von Amerika ab.
Die Gewalttätigkeit und der Hochmut der unfähigen Regierung erstickten die frühere Anhänglichkeit an das Königtum, und erbitterte Feindschaft gegen dasselbe oder gleichgültiger Pessimismus traten an ihre Stelle. Besonders in dem durchaus vernachlässigten Heer wuchs die Unzufriedenheit und es kam unter den für die Überfahrt nach Amerika bestimmten Truppen zum Ausbruch: der Oberstleutnant Riego zwang am 1. Januar 1820 den König nach einem Staatsstreich, die liberale Konstitution von 1812 anzuerkennen (Trienio Liberal). Ein weiterer Staatsstreich durch eine französische Interventionstruppe im Jahr 1823 stellte die absolute Monarchie unter Ferdinand VII. wieder her. Die Verfassung wurde widerrufen und Riego exekutiert (1823-1833, Decada ominosa).
Nach dem Tod des Königs 1833 macht sein Bruder Don Carlos Ferdinands und Maria Cristinas Tochter Isabella II den Thron streitig. Da die Anhänger Don Carlos' Traditionalisten waren, suchte Isabella bei den Liberalen Unterstützung. Dies führte zum 1. Karlistenkrieg, der nach sechs Jahren von den Liberalen gewonnen wurde. 1840 zwang ein erneuter, durch General Espateros durchgeführter Staatsstreich die Regentin Maria Cristina zu Flucht. Espateros selbst übernahm danach die Macht. Nachdem Isabella 1843 für mündig erklärt worden war, führte General Narvaez eine Revolte an, die General Espateros zur Flucht aus Spanien zwang. 1845 wurde eine Verfassung angenommen und zwei Jahre später, 1847 begann der 2. Karlistenkrieg, der 1849 mit dem Sieg Isabellas endete. Eine Reihe von Aufständen durch die Progresistas (Liberale, Republikaner und Sozialisten) und Moderatos (Monarchisten und Katholiken) führte 1868 zu einer Revolution unter General Prim, die die Herrschaft von Isabella beendete und sie ins Exil nach Frankreich zwang, während General Serrano vorläufig die Regierung übernahm.
1869 wurde durch die Cortes eine erneute Verfassung proklamiert, die zu einer konstitionellen Monarchie unter Amadeus von Savoyen führte, einem Sohn von Viktor Emanuel II. von Italien. Der Aufrührerische General Prim wurde 1870 ermordet. Nachdem 1872 der 3. Karlistenkrieg ausbrach und Amadeus die Ordnung in Spanien nicht wiederherstellen konnte, dankte er 1873 ab und die Cortes rief die 1. Republik aus.
Der Sohn Isabellas II., Alfons XII aus dem Haus der Bourbonen, wurde 1874 durch den Aufstand von Martinez Campos in Sagunto neuer König von Spanien. Der 1876 beendete Karlistenkrieg und das Ende eines zehnjährigen Krieges auf Kuba läutete den Beginn einer längeren, friedlichen Zeit ein.
1898 verlor Spanien die meisten seiner kolonialen Besitzungen. Nachdem schon 1895 auf Kuba der Unabhängigkeitskrieg ausgebrochen war, gingen Kuba, die Philippinen und Puerto Rico an die Vereinigten Staaten von Amerika verloren. Spaniens Kolonien beschränkten sich nur noch auf Marokko, die Westsahara und Äquatorialguinea.
Im Ersten Weltkrieg blieb Spanien neutral.
Die Misshandlung der Maurischen Bevölkerung in Marokko führte 1921 zu einem Aufstand durch Abd el-Krim in Annual und dem Verlust aller nordafrikanischen Besitzungen bis auf die Enklaven von Ceuta und Melilla. Um sich der Verantwortung zu entziehen, entschied König Alfons XIII 1923, einer Diktatur von General Miguel Primo de Rivera zuzustimmen.
Die Diktatur von Primo de Rivera brach 1930 zusammen. Wegen der Verwicklungen des Königs in die Diktatur stimmte die Bevölkerung für Wahlen im April 1931, die zur Ausrufung der 2. Republik führten, worauf der König das Land verlies, ohne jedoch auf den Thron zu verzichten. Das erste Mal hatten Frauen an der Wahl teilnehmen dürfen und dem Baskenland und Katalonien wurden Autonomierechte gewährt.
siehe: Spanischer Bürgerkrieg
Während des Zweiten Weltkriegs blieb Spanien wieder neutral, litt jedoch noch unter den Folgen des Spanischen Bürgerkriegs. Der als Sieger aus den Wirren entstiegene Francisco Franco herrschte bis zu seinem Tod am 20. November 1975. In diese Zeit fällt sowohl politisch als auch ethnisch motivierter und oft militanter Widerstand. Die letzten Hinrichtungen finden am 2. März 1974 statt. Der Anarchist Puig Antich und der DDR-Flüchtling Georg Michael Welzel werden mit Hilfe der Würgeschraube (span: garrote vil) erdrosselt. König Juan Carlos I folgte Franco nach und überführte das Land in eine Demokratie. Die letzten Monaten vor Francos Tod lähmten das Land durch die Besetzung der Westsahara durch den König von Marokko und die Unabhängigkeit Äquatorialguineas. Spanien verlor seine letzten kolonialen Besitzungen.
1978 nahm die spanische Bevölkerung mit 88%iger Mehrheit die Verfassung an, die Spanien zu einer parlamentarischen Monarchie machte. Erster Ministerpräsident des demokratischen Spanien wurde Adolfo Suárez. Am 23. Februar 1981 versuchen Angehörige der Armee unter General Milans del Bosch und der paramilitärischen Polizeitruppe Guardia Civil unter Oberst Antonio Tejero einen Militärputsch. Tejero stürmte dabei das Parlament, wo Leopoldo Calvo Sotelo gerade zum Regierungschef gewählt werden sollte. Die Mitglieder des Parlaments wurden als Geiseln gehalten. Mit dem entschlossenen Auftreten des Königs als Oberbefehlshaber der Armee, der sich im Rahmen einer landesweit ausgestrahlten Fernsehansprache eindeutig für die Demokratie aussprach und das Militär auf seine Seite zog, konnte der Staatsstreich noch in der Nacht vereitelt werden.
Spanien wurde 1986 in die Europäische Union aufgenommen, 1992 fanden in Barcelona die Olympischen Sommerspiele statt und 1999 bzw. 2002 übernahm das Land den Euro als neue Währung.
Beim Irak-Krieg 2003 beteiligte man sich politisch aktiv am Zustandekommen des Feldzugs gegen Saddam Hussein. Zusammen mit Großbritannien und unter Führung der USA schloss man sich der so genannten "Koalition der Willigen" an. Deutschland und Frankreich argumentierten gegen einen Irak-Krieg. Es kam in Folge dessen zu einem schwerwiegenden innereuropäischen Konflikt, der allerdings bisher ohne Folgen blieb.
Am 11. März 2004 kam es zu einer Serie schwerer Terroranschläge auf Nahverkehrszüge in Madrid. 191 Tote und ca. 1500 Verletzte wurden beklagt. Nur drei Tage später am 14. März 2004 fanden Parlamentswahlen statt, die entgegen aller Umfragen die Sozialistische Partei gewinnen konnte. Damit verbunden kündigt sich ein Politikwechsel an. Wichtige EU-Projekte wie die Diskussion im eine neue Verfassung erhalten neuen Schwung. Außerdem versprach der designierte Ministerpräsident, die spanischen Truppen bis Juli 2004 aus dem Irak zurückzuziehen und im Gegenzug ihr Militärkontingent in Afghanistan aufstocken.
Siehe auch: Liste der Herrscher Spaniens, Liste der Staatsoberhäupter und Ministerpräsidenten von Spanien
Teilweise aus Meiers Konversationslexikon, 4. Auflage, 1888-1889
Westgotisches Spanien
Al-Andalus
Reconquista: 8. bis 15. Jahrhundert
Spanien unter den Habsburgern: 16. bis 17. Jahrhundert
siehe Geschichte Spaniens im 16. bis 17. JahrhundertSpanien unter den Bourbonen
Spanien während der Revolutionszeit
Napoleonische Zeit und der Spanische Unabhängigkeitskrieg 1808-1812
Ferdinand VII.
Maria Cristina, die Karlistenkriege, Isabella II., Alfons XII.
Das „Desaster“ von 1898
Annual und Miguel Primo de Rivera
Der Spanische Bürgerkrieg (1936-1939)
Diktatur von Franco (1936-1975)
Demokratie
Beteiligung am Irak-Krieg
Madrider Zuganschläge und die politische Wende