Geschichte Frankreichs
Die eigentliche Geschichte Frankreichs als eigenständiger Staat beginnt um 831/832, als Kaiser Ludwig der Fromme von seinen Söhnen entmachtet wurde. Sie teilten das Frankenreich im Vertrag von Verdun 843 endgültig in einen östlichen, einen mittleren und einen westlichen Teil. Der westliche Teil kann als der Anfang des heutigen Frankreichs betrachtet werden, wobei die Franzosen gerne auch weiter in der Geschichte ausgreifen und dabei Chlodwig I und sogar Pharamond als erste Könige ansehen. Erste Könige dieses Westteils waren Pippin I und nach dessen Tod 838 sein jüngerer Halbbruder Karl II, der Kahle. Die Wurzeln dieser Trennung liegen aber schon früher in den Reichsteilen Neustrien und Austrasien. Danach regierten eine Reihe von Nachfahren Karls des Großen, und zwar Ludwig II, Karlmann, Karl III, Ludwig IV und Ludwig V, gestorben 986.
Ursprünglich war Frankreich wie das Westfränkische Reich eine einzige Wahlmonarchie. Doch durch eine lange Reihe von Königen, deren erwachsene Söhne ohne Probleme auf den Thron folgten, wurde es bald zur Erbmonarchie und blieb es über 800 Jahre lang bis zur Revolution 1789. Zum Problem wurde, zumindest in den ersten Jahrhunderten, die zunehmende Zersplitterung des Landes durch das Fränkische Erbrecht.
Im Jahre 987 wurde Hugo Capet, Herzog von Franzien, König von Frankreich. Er regierte bis zu seinem Tode in Jahre 996. Sein Sohn Robert II , der Fromme, folgte ihm als König und regierte bis zum Jahre 1031. Auf ihn folgten jeweils mit Heinrich I (1031-1060), Philipp I (1060-1108), Ludwig VI (1108-1137), Ludwig VII (1137-1180) und Philipp II Augustus (1180-1223) die Söhne auf die Väter. Im Bunde mit der Kirche und den aufstebenden Städten können die Könige gegen die Feudalherren langsam ihre Macht ausweiten.
Seine direkten Nachkommen im Mannesstamme, die Kapetinger-Dynastie, regierte Frankreich bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1328, als die mit ihnen verwandte Valois-Dynastie, die ebenfalls im Mannesstamme auf Hugo Capet zurückgeht, auf den Thron kam (bis 1498).
Der so genannte Hundertjährige Krieg von 1339 bis 1453 gegen England wurde erst durch das Eingreifen der so genannten Jungfrau von Orléans, Jeanne d'Arc, einem minderjährigen Bauernmädchen zu Gunsten Frankreichs entschieden. Sie wurde nach dem Sieg der Franzosen in Rouen von den Engländern als Hexe verbrannt, jedoch 1920 heilig gesprochen und zur Nationalheiligen Frankreichs.
Siehe: Geschichte Burgunds
Das Ende der direkten Linie der so genannten Kapetinger führte zu Kämpfen, bei denen schließlich Heinrich IV aus dem Hause Bourbon König wurde. Da er aber Protestant war, musste er zum Katholizismus übertreten um seine Herrschaft zu festigen. Sein Ausspruch "Paris ist eine Messe wert" (katholische Messe), wurde weltberühmt.
Siehe: Hugenottenkriege, Bartholomäusnacht
Es folgte eine Zeit, in der zwei Kardinäle – Mazarin und Richelieu – die Geschicke Frankreichs an Stelle minderjähriger Könige regierten und den Protestantismus zum Teil sehr hart zurückdrängten.
Unter König Ludwig XIV, dem so genannten Sonnenkönig, gelangte Frankreich auf den Gipfel seiner Macht, als der König über eine enorme Machtfülle verfügte. Diese Zeit nennt man Absolutismus. Sein Urenkel Ludwig XV folgte ihm auf dem Thron; damit begann eine Zeit, in der Frankreich anfing zu stagnieren und von Hofintrigen geplagt zu werden (Madame de Pompadour, Madame Dubarry). Nach ihm kam sein Enkel Ludwig XVI, der mit Marie Antoinette, einer Tochter der Kaiserin Maria Theresia von Österreich verheiratet war, auf den Thron. Sie lebten ein unbeschwertes Leben und kümmerten sich nicht um das Land, sondern entwickelten eine ausgefeilte, bis heute bewunderte Hofkultur, das so genannte Rokoko. Nach Kriegen, schlechten Ernten und hohen Steuerabgaben berief König Ludwig XVI 1789 eine alte ständische Versammlung, die Generalstände (États generaux) ein, um die nicht mehr allein zu lösenden Probleme anzugehen. Letztendlich spaltete sich aber ein Teil der Generalstände, der Dritte Stand, ab und erarbeitete als Nationalversammlung eine Verfassung mit eingeschränkter Macht der Monarchie. Damit begann das Ende des so genannten Ancien Régime ("Alte Herrschaft").
Die Französische Revolution begann mit dem Sturm auf die Bastille in Paris am 14. Juli 1789 (heute Nationalfeiertag Frankreichs). Die Revolutionäre wollten dem Absolutismus ein Ende setzen, der mit Ludwig XIV. seine Blütezeit erreichte. Nicht nur einer sollte Rechte haben, sondern das ganze Volk.
Siehe auch: Französische Revolution
Die Verschärfung der Gegensätze und die (vereitelte) Flucht des Königs führten zu dessen Enthauptung 1793 und zur Errichtung der Ersten Republik. Eine Zeit der Schreckensherrschaft (Terrorherrschaft) unter Robespierre wurde durch die Herrschaft des Direktoriums abgelöst, bis am 18. Brumaire VIII (9. November) 1799 der Feldherr Napoléon Bonaparte als Erster Konsul die Macht ergriff.
Am 2. Dezember 1804 setzte sich Napoléon selbst die Kaiserkrone aufs Haupt.
Bereits unter Ludwig XIV, der Elsaß-Lothringen annektierte und der Republik hatte Frankreich sich auf Kosten seiner Nachbarn erweitert, Napoléon brachte in der Folge den größten Teil Europas unter seine direkte oder indirekte Kontrolle. Nach der verunglückten Mission der Grande Armee ("Großen Armee") gegen Russland 1812 kam das Französische Kaiserreich ins Wanken. 1815 wurde Napoléon bei Waterloo, (auch "Belle Alliance" genannt), in der Nähe von Brüssel endgültig besiegt. Frankreich musste die eroberten Gebiete wieder aufgeben, konnte sein altes Territoriun (einschl. Elsaß-Lothringens) aber vollständig erhalten.
Es wurden nun wieder Könige aus dem Hause Bourbon eingesetzt, das mit Ludwig XVIII und Karl X immer despotischer regierte, bis es zur Julirevolution von 1830 kam.
Nach dieser Revolution kam der liberale und wenig despotische, so genannte "Bürgerkönig" Louis-Philippe aus der Nebenlinie Orléans des Hauses Bourbon auf den französischen Thron. Doch auch seine Herrschaft wurde nach weniger als zwei Jahrzehnten in Frage gestellt.
1848 kam es zur Februarrevolution und eine zweite Republik wurde errichtet. Aber bereits 1852 gelang es Napoléon III, einem Neffen Napoléon Bonapartes, der zum Präsidenten gewählt worden war, sich durch einen Staatsstreich eine Krone auf's Haupt zu setzen.
Am 2. Dezember 1852 krönte sich Napoléon III. zum Kaiser. Sein Zweites Kaiserreich dauerte bis 1870, nachdem sein Angriff auf Preußen gescheitert war, und er in preußische Gefangenschaft geriet. Siehe: Deutsch-Französischer Krieg
Nach einer Kapitulation des Kaiserreichs kam es in Paris zum Volkswiderstand gegen diese Kapitulation, wo die so genannte Pariser Kommune entstand. Diese wurde jedoch blutig von der bürgerlichen Opposition erstickt, obwohl sie im Laufe ihrer kurzen Geschichte Erstaunliches leistete, das weit bis ins zwanzigste Jahrhundert hineinreichen sollte.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die so genannte Vierte Republik errichtet. In diese Zeit fällt der Indochinakrieg, mit dem durch die Niederlage für Frankreich 1954 das Ende des französischen Kolonialreichs eingeleitet wurde. Die durch den Algerienkrieg ausgelöste Krise beendete die Vierte Republik, die 1958 Charles de Gaulle wieder an die Macht brachte, der darauf eine neue Verfassung ausarbeiten ließ.
Diese neue Verfassung wurde zur Grundlage der so genannten Fünften Republik, die bis heute andauert. Seit 1958 ist Frankreich eine präsidiale Demokratie. In der jüngsten Vergangenheit wurde die Annäherung und die Kooperation mit der Bundesrepublik Deutschland (siehe auch: Elysée-Vertrag) zentral für die ökonomische Integration Europas, einschließlich der Einführung des Euro im Januar 1999. Heute steht Frankreich an vorderster Front der europäischen Staaten und versucht, das Momentum der monetären Einheit zur Bildung einer einheitlicheren und stärkeren europäischen Verteidigung und Sicherheit zu nutzen.
Siehe auch:
Westfrankenreich
Frankreich
Albigenserkriege
Hundertjähriger Krieg
Hugenottenkriege
Absolutismus
Französische Revolution
Erste Republik
Erstes Kaiserreich
Restauration
Haus Orléans
Zweite Republik
Zweites Kaiserreich
Pariser Kommune
Dritte Republik
In der Folge wurde Frankreich wieder Republik. 1905 wurde als eine Konsequenz aus der Affäre Dreyfus die Trennung von Kirche und Staat (frz. laicité, dt. Laizismus) in der Verfassung verankert.
Obwohl Frankreich nach dem Ersten Weltkrieg zu den alliierten Siegermächten gehörte und im Zweiten Weltkrieg trotz verlorenem Krieg gegen das Deutsches Reich von den Siegermächten (USA, Großbritannien, Sowjetunion) als gleichberechtigte Macht (Besatzungsmacht)anerkannt wurde, musste Frankreich schwere Verluste in seinem Weltreich, an Reichtum, Bevölkerung und internationalem Rang als (ehemalige) Weltmacht hinnehmen.Vierte Republik
Fünfte Republik
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