Geschichte der Stadt Esslingen am Neckar
Esslingen am Neckar hat Stadttürme aus dem Mittelalter, eine "Burg" (eigentlich die Reste der früheren Stadtbefestigung mit "Dickem Turm") und eine Altstadt mit Jahrhunderte alten Fachwerk- und Steinhäusern die von einer wechselhaften Geschichte zeugen.
Durch archäologische Funde wird eine dauerndende Besiedlung im heutigen Stadtgebiet von Esslingen seit der Jungsteinzeit belegt. Von 1000 v. Chr gibt es unter der heutigen Stadtkirche menschliche Siedlungsspuren.
Im ersten Jahrhundert nach Christus fiel der nördliche Teil an das Römische Reich. In dieser Zeit stand auf dem Gebiet von Oberesslingen ein römischer Gutshof. Als um 260 die römische Verwaltung durch die Angriffe der Alemannen zusammenbrach, ließ sich in der Nähe des Gutshofes eine alemannische Sippe nieder. Der Anführer dieser Gruppe hatte den Namen Hezzilo oder Hetsilo. Dieser Name blieb zusammen mit -ingen der Name des Dorfes und später auch der Stadt.
Im 6. Jahrhundert wurden die Alemannen von den Merowingern unter König Chlodwig unterworfen und das Gebiet fiel an die Merowinger. Die Alemannen übernahmen jedoch auch unter fränkischer Oberherrschaft Verwaltungsaufgaben und bildeten ein Herzogtum im Frankenreich. Im 8. Jahrhundert versuchten sie wieder eine selbständige Herrschaft herzustellen. Der Versuch scheiterte 746 bei Cannstatt. Mit dem anschließenden Blutgericht wurde das Ende des alemannischen Herzogtums markiert.
Die erste urkundliche Erwähnung Esslingens stammt aus dem Jahr 777. Abt Fulrad von Saint-Denis vermachte die "Cella nomine Ezelinga", die er vorher von einem alemanischen Adeligen mit dem Namen Hafti bekommen hatte, zusammen mit den Gebeinen des Märtyrers Vitalis für den Fall seines Todes dem merowingischen Reichskloster Saint Denis bei Paris. Das Kloster ließ nach dem Tod des Abtes (784) die sterblichen Überreste von Vitalis aus Italien überführen. Danach entwickelte sich Esslingen zu einem stark besuchten Pilgerort. Um 800 erhält Esslingen das Marktrecht wohl um die Einnahmen des Klosters und die Versorgung der Pilger zu sichern.
Etwa von 950 bis 1050 war Esslingen Münzprägestätte. Aus dieser Zeit existieren nur wenige Aufzeichnungen.
Im 12. Jahrhundert war das Gebiet in der Hand der Staufer. Friedrich I. Barbarossa übertrug im 1181 seinem Stellvertreter in Esslingen politische und rechtliche Aufgaben die das Umland betrafen und machte spätestens damit Esslingen zur Reichslandstadt.
1213 schenkte Kaiser Friedrich II die Esslinger Stadtkirche dem Domkapitel Speyer.
Im 13. Jahrhundert wurde in Esslingen mit dem Bau vieler großer Gebäude begonnen. Klöster wurden gebaut, die Brücke über den Neckar stammt aus dieser Zeit und die Kirche St. Vitalis wurde ausgebaut. 1229 wurde in einer Schenkung an das Kloster Salem erstmals das Esslinger Stadtrecht und das Amt des Schuldheiß genannt.
Mit dem Reichtum kam auch die Gegenbewegung der Bettelorden in die Stadt. Unter anderen predigten Dominikaner, Franziskaner und Karmeliter Armut, Buße und Sorge um das Seelenheil. Sie erhielten große Schenkungen und Nachlässe in reichem Ausmaß mit denen sie Klöster und Kirchen errichteten.
1246 kämpfte Esslingen im Gegensatz zu Graf Ulrich I. von Württemberg in der Schlacht bei Frankfurt auf der Seite der Staufer. Damit begann ein jahrhundertelanger Streit mit den Württembergern.
1312 unterwarf sich Stuttgart neben anderen Städten Württembergs dem Reich und der Stadt Esslingen.
1448 bis 1454 führten Zollstreitigkeiten mit Graf Ulrich V. von Württemberg zum großen Städtekrieg der von den Württembergern gewonnen wurde.
1473 schlossen Esslingen und die Grafen von Württemberg einen Vertrag, der die Esslinger von Steuern auf ihre in der Grafschaft gelegenen Beitztümern befreite. Der Vertrag hatte Bestand bis zum Verlust der Reichsunmittelbarkeit.
Bereits 1472/73 kurz nach dem Tod von Johannes Gutenberg eröffnete Conrad Feyner mit der Esslinger Offizin die erste Druckerei von Esslingen.
1519 fanden die letzten Kämpfe zwischen Esslingen und Württemberg statt und setzten den politischen Ambitionen der Stadt ein Ende.
Der erste evangelische Pfarrer wurde in Esslingen 1526 angestellt. Ab 1531 wurde die freie Predigt zugelassen und der Reformator Ambrosius Blarer eingestellt. 1532 wurde in einem Bildersturm die Innenausstattung der Kirchen zerstört. 1531 trat Esslingen dem Schmalkaldischen Bund der Protestanten bei. Als der darauf folgende Krieg gegen Karl V verloren war musste in der Stadt ab 1548 wieder die Lesung der Messe geduldet werden. 1551 wurden in Esslingen jedoch schon wieder evangelische Gottestdienste abgehalten.
Im Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 kam etwa die Hälfte der Bevölkerung durch Hunger und Seuchen um. Finanziell war die Stadt ausgeblutet. Im Westfälischen Frieden behielt Esslingen seine Selbständigkeit.
Bereits 1688 folgte mit dem Pfälzischen Erbfolgekrieg die nächste Auseinandersetzung. Daraufhin verloren die Bürger ihren Unternehmungsgeist und der Pietismus bekam großen Zulauf.
1701 zerstörte ein Stadtbrand große Teile von Esslingen.
Der 6. September 1802 besiegelte das Ende der Unabhängigkeit Esslingens als die Stadt im Zuge mehrerer Friedensschlüsse von württembergischem Militär in Besitz genommen wurde. Am 23. November des gleichen Jahres folgte die Zivilinbesitznahme. Esslingen wurde Oberamtsstadt.
Der Anfang des 19. Jahrhunderts in Esslingen war geprägt von der Industrialisierung. In der Stadt wurde eine Handschuhindustrie, die Sektkellerei Kessler, das Esslinger Nahrungsmittelgewerbe, eine Textilindustrie und die Metallindustrie gegründet.
1845 bekam Esslingen mit dem Bahnhof ein neues Eingangstor. Am 20. November diesen Jahres fuhr die erste Eisenbahn von Cannstatt nach Esslingen.
Durch die Industrialisierung veränderte sich Mitte des 19. Jahrhunderts das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Gegensätze wurden stärker und führten 1848 zur Gründung des ersten Arbeitervereins in Esslingen durch August Hochberger.
1865 entsteht am linken Neckarufer die Pliensauvorstadt.
1869 wurde in Esslingen der erste gewerkschaftliche Verband der Textilarbeiter in Württemberg gegründet. Die Stadt wurde bis zum Ersten Weltkrieg Hochburg der württembergischen Arbeiterbewegung.
1894 wurde das erste Arbeitsamt Deutschlands in Esslingen gebaut.
Die Eßlinger Städtische Straßenbahn wurde am 24. Mai 1912 eingeweiht.
Am 9. November 1918 kam es zu Demonstrationen der Arbeiter. Es wurde ein Arbeiter- und Soldatenrat gewählt. 1919 übernahmen kommunistische Arbeiter die Stadt. Ein Militäreinsatz der Stuttgarter Regierung kostete 16 Menschenleben und erzwang die Rückkehr zur Ruhe.
1922 bildete sich in Esslingen bereits eine Ortsgruppe der NSDAP.
Am 18. Dezember 1926 wurde die Filderstraßenbahn in Betrieb genommen. Sie war die letzte Straßenbahn die eine Betriebsgenehmigung erhielt. Seitdem gab es nur noch die Genehmigung von Streckenverlängerungen. Die Filderstraßenbahn verband die Orte auf der westlichen Filderebene mit Esslingen und transportierte zunächst insgesamt 153 Millionen Fahrgäste von Denkendorf und danach von Neuhausen bis Esslingen. 1958 bekam die Bahn zwei moderne Großraumzüge. Bis zu ihrer Stillegung im Februar 1978 war sie die steilste Straßenbahn der Welt ohne Zahnradbetrieb.
1933 wurde der Gemeinderat von Esslingen im Zuge der Gleichschaltung von den Nationalsozialisten aufgelöst. In der Reichspogromnacht vom 9 auf den 10. November wurde die Synagoge im Heppächer geschändet. Jüdische Mitbürger wurden zur Vernichtung in den Osten deportiert.
1. Januar 1939. Der Städtische Verkehrsbetrieb Esslingen, ein Eigenbetrieb nach Paragraph 103 der Gemeindeordnung, wird auf Rechnung der Stadt Esslingen geführt.
7. Juli 1944. Die Eßlinger Städtische Straßenbahn stellt nach 32 Jahren den Betrieb ein und wird durch Oberleitungsbusse ersetzt.
Am 22. April 1945 wurde Esslingen von US-amerikanischen Soldaten besetzt und hatte damit den Zweiten Weltkrieg ohne größere Schäden überstanden.
Bis 1947 kamen etwa 47.000 neue Menschen in die Stadt. Durch Siedlungen in Oberesslingen und auf dem Zollberg wurde die Wohnungsnot gemildert. In Oberesslingen, Sirnau und Zell entstanden neue Industriegebiete. So wurde das starke Wachstum der Stadt ermöglicht.
Als der Arbeitsmarkt in den 60er und 70er Jahren leer war wurden viele südeuropäische Arbeitnehmer nach Esslingen geholt.
Die Neckarbrücken Esslingens und die Ringstraßen Ost und Nord wurden in den 60er Jahren gebaut.
1971 wurde Esslingen am Neckar der Sitz des neuen Großkreises Esslingen.
Am 3. April 1974 wurde Berkheim eingemeindet. Bürgermeister Wilhelm Deuschle (Berkheim) und Oberbürgermeister Eberhard Klapproth (Esslingen) unterzeichneten den Eingliederungsvertrag. Damit wurde auch die so genannte unechte Teilortswahl eingeführt, womit gewährleistet wurde, dass immer eine festgelegte Anzahl Berkheimer in den Esslinger Gemeinderat einzog. Im Vertrag wurde auch aufgenommen, dass im Rathaus von Berkheim eine eigene Ortsverwaltung erhalten bleibt.
Am 1. Juli 1974 wurde Zell eingemeindet, wobei sich der Vertrag am Berkheimer Modell orientierte.
1978 fand in Esslingen zum ersten Mal ein Weihnachtsmarkt statt.
1995 stiftete Esslingen den Theodor-Haecker-Preis für politischen Mut und Aufrichtigkeit.
1997 - Der Esslinger Weihnachtsmarkt ist zum ersten Mal auch Mittelaltermarkt Weblink.
Mai 2002 - Als eine der ersten Stadtverwaltungen hat Esslingen einen barrierefreien Internetauftritt.
14. September 2002. Die Esslinger Bahnhofstraße wird zur Fußgängerzone und zieht mit Cafés, großen Einkaufszentren, mehreren Lokalen und kleinen Läden Leute aus der ganzen Region an.Die Anfänge (Jungsteinzeit)
Römer und Alemannen
Die Herrschaft der Merowinger
Esslingens urkundliche Bestätigung und Aufstieg
Die Staufer an der Macht
Streit mit Württemberg
Reformation
Der Dreißigjährige Krieg
Der Pfälzische Erbfolgekrieg
Esslingen verliert die Unabhängigkeit
Industrialisierung
Nach dem Ersten Weltkrieg
Vor dem Zweiten Weltkrieg
Nachkriegszeit - Esslingen wächst
Esslingen heute