Geschichte der Serben der Vojvodina
Table of contents |
2 Zwischen Ungarn und Osmanen 3 Die Großmacht Habsburg 4 Die erste Vojvodina 5 Österreich-Ungarn 6 Serbien und Jugoslawien |
Als erster serbischer Fürst auf dem Gebiet der heutigen Vojvodina ist Beloš (Belosch) bekannt. Beloš war der jüngere Sohn des serbischen Fürsten Uroš. Uroš gab seine Tochter Jelena dem ungarischem König Belá II. (1131-1141) zur Frau. Jelena gebar einen Sohn, den späteren ungarischen König Geiza II. (1141-1162). Da Geiza noch zu jung war um die Staatsgeschäfte zu übernehmen als sein Vater Belá verstarb, übernahm Beloš als Regent diese Aufgabe, stellvertretend für seinen minderjährigen Neffen. Zur etwa gleichen Zeit folgte Uroš II., der ältere Bruder von Beloš und ebenfalls ein Onkel dem ungarischen König Geiza, seinem Vater Uroš auf den Fürstenthron Serbiens. Somit sicherte der alte Uroš geschickt eine aussichtsreiche Zukunft für seine Nachkommen: ein Sohn war der Fürst Serbiens, der andere Regent Ungarns, seine Tochter die ungarische Königin bzw. Königsmutter, und der Enkel ungarischer König. Uroš schuf eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen den Höfen Ungarns und Serbiens, und damit auch die nötige Unterstützung Ungarns für Serbien in dessen Unabhängigkeitsbestrebungen von Byzanz.
Mit der Volljährigkeit Geizas ging Beloš als Banus (ungar. Statthalter) ins kroatische Slawonien, um später dann der Banus von Syrmien zu werden.
In Serbien entstand mit den Söhnen des Zavida eine neue Dynastie, die der Nemanjiden (1165/68-1371).
Auch unter den Nemanjiden blieben die Beziehungen zwischen Ungarn und Serbien aufrecht, und ein Stefan Nemanja (1168-1196) anerkannte sogar die Oberhoheit des ungarischen Königs Belá III. (1172-1196) an, im Gegenzug für dessen Unterstützung gegen Byzanz. Mit der Hilfe Ungarns eroberte Stefan Nemanja von den Byzantinern Belgrad, Niš, Prizren, Skopje und Sofia. Belgrad ging an Ungarn, die restlichen Städte blieben bei Serbien, die Byzanz aber nach der siegreichen Schlacht über die Serben an der Morava 1190 zurückeroberte.
Gute Beziehungen zwischen Serbien und Ungarn gab es weiterhin unter dem Sohn Nemanjas, König Stefan dem Erstgekrönten (1196-1227), und dem ungarischen König Andreas II. (1205-1235), und diese Beziehungen wurden mehr oder minder auch die nächsten Jahrzehnte gepflegt.
1389 wurde auf dem Amselfeld, dem Kosovo Polje, das serbische Heer unter dem Fürsten Lazar Hrebeljanović (1371-1389) von den Osmanen geschlagen. Fürst Lazar selbst fiel in der Schlacht.
Matthias I. Corvinus (1458-1490) entschloss sich der osmanischen Gefahr stärker zu trotzen, und erneuerte 1471 das serbische Fürstentum in Ungarn. Vornehmlich in Südungarn und in Syrmien wurden serbische Flüchtlinge angesiedelt. Diese mussten Waffendienst leisten, hatten jedoch eigene Führer, die so genannten Despoten (ein aus Byzanz stammender Herrschertitel). Diese wurden von Ungarn zugleich als die Herren Serbiens und der Donauländer anerkannt. Diese Praxis, wie z.B. im späteren österreichischen Kaiserreich, freie Wehrbauern entlang der Grenze zum osmanischem Reich anzusiedeln, war im Grunde eine Erfindung der Ungarn.
Nach der Schlacht bei Mohacs taucht unter den Serben Südungarns eine geheimnisumwitterte Person auf, Jovan Nenad (Johann ohne Hoffnung), auch genannt als Jovan Crni (Johann der Schwarze) wegen eines Muttermals, das angeblich von der rechten Schläfe abwärts bis zum rechten Fuß reichte. Jovan Nenad behauptete von Gott gesandt worden zu sein um die Christen zu befreien, tat angebliche Wunder, und erklärte sich selbst zum Zaren der Serben und zum Kaiser von Konstantinopel/Istanbul. Er konnte beinahe die gesamte heutige Vojvodina unter seine Herrschaft bringen, und richtete in Subotica seine Residenz ein. In Valentin Tarek, den Grafen von Subotica, der von Jovan Nenad vertrieben wurde, schuf sich Jovan Nenad seinen Erzfeind. Valentin Tarek überraschte Jovan Nenad aus einem Hinterhalt und ermordete diesen um 1528.
1593 kommt es im Banat zum serbischen Aufstand gegen die Osmanen. Der Aufstand wurde angeführt von dem orthodoxen Bischof von Vršac, Todor Tivodorović. Die militärische Leitung übernahm ein Woiwode Grdan. Die Aufständischen brachten unter ihre Kontrolle nicht nur Vršac, sondern auch die Städte Bečkerek (das heutige Zrenjanin), Bečej, Parta, Merčino, Ohat und Bokšan im Banat, Titel in der Batschka, sowie Fačet, Lipova, Vilagoš und Jenopolje im heutigen Rumänien. Dieser Aufstand konnte eine Zeitlang an die 30.000 osmanische Soldaten binden, wurde aber letztendlich um 1606 oder 1607 niedergeschlagen. Die Anführer des Aufstandes, u.a. Bischof Todor und der Woiwode Grdan als auch der damalige serbische Patriarch Jovan Kantul (1592-1613) wurden 1613 in Istanbul zu Tode verurteilt.
Bis 1718 kommt die heutige Vojvodina unter die Herrschaft der österreichischen Habsburger. Den österreichischen Truppen schlossen sich serbische Aufständische in Altserbien unter der Führung des serbischen Patriarchen Arsenije III. Crnojević (1674-1690) an. Die österreichischen Truppen, unterstützt von den serbischen Aufständischen, drangen bis nach Sarajevo in Bosnien und Skopje in Makedonien vor, mussten sich aber ab 1689 über die Donau zurückziehen. Dem folgte die erste große Flüchtlingsbewegung in der neueren serbischen Geschichte. Über 40.000 Serben mitsamt den Patriarchen verließen Altserbien und siedelten sich in der Vojvodina nieder, sowie der Donau entlang bis nach Budapest. Dem folgte eine zweite Aussiedlungswelle nach dem Fall Belgrads und Nordserbiens 1739. Die Habsburger hatten nämlich bis 1718 Belgrad und das nördliche Altserbien besetzt, das ihnen im Frieden von Passarowitz 1718 von den Osmanen zuerkannt wurde. 1739 eroberten die Osmanen diese Gebiete zurück, was ihnen im Frieden von Belgrad 1739 bestätigt wurde. Die Serben erlangten unter der Habsburgermonarchie eine bescheidene Autonomie in den so genannten Privilegien, die aber mit der Zeit immer mehr beschränkt wurde. Zugleich begannen die Habsburger mit einer starken Kolonisierung der zum Teil verödeten Gebiete Mittel- und Südungarns. Unter den vielen Nationen waren es insbesondere Kolonisten aus den deutschen Ländern, die später genannten Donau-Schwaben, die Einzug fanden in der Vojvodina. Neben den Deutschen kamen auch Ungarn, die aus den nördlichen Gebieten Ungarns angesiedelt wurden, in die vormals viele Ungarn aus dem Süden emigriert waren. Diese drei Volksgruppen mitsamt den Rumänen im Osten bildeten den größten Anteil unter der Bevölkerung Südungarns.
Da die Privilegien der Serben und mit ihnen auch die der Rumänen immer mehr begrenzt, dagegen die Deutschen und später auch die Ungarn bevorzugt wurden, entstand unter den Serben Südungarns immer mehr der Wunsch nach einer Gleichstellung mit den Deutschen und Ungarn oder gar nach einem eigenen autonomen Territorium.
Anders als in Altserbien war es den Serben in Südungarn wiederum möglich, ihre Kultur freier auszuleben. In Sremski Karlovci (Syrmisch-Karlowitz) nahe Novi Sad wurde der Sitz des serbisch-orthodoxen Erzbischofs eingerichtet, der anfangs für die orthodoxen Christen im gesamten Ungarn mit Siebenbürgen zuständig war; diese Stellung der serbisch-orthodoxen Bischöfe ging schon auf die Osmanenzeit zurück. Die serbischen Erzbischöfe waren auch etwas wie die Vorsprecher der Serben beim Hofe in Wien. Die bedeutendsten waren u.a. Vićentije Jovanović (1731-1737), Arsenije IV. Jovanović Šakabenta (1737-1748), Pavle Nenadović (1749-1768), Stefan Stratimirović (1790-1836), und Josif Rajačić (1842-1864). Novi Sad, die heutige Provinzhauptstadt der Vojvodina, wurde als serbisches Athen eines der kulturellen Zentren der Serben.
Mit der Gründung eines neuen serbischen Staates in Altserbien unter den Karađorđević und Obrenović ab 1804 kamen viele Serben aus Südungarn ins damalige Serbien, so auch der bedeutende Aufklärer und Sprachreformer Dositej Obradović (1739-1811).
Im Revolutionsjahr 1848 wagten die Ungarn unter Führung von Ludwig Kossuth (1802-1902) und Franz Deák (1803-1876) einen Aufstand gegen die Habsburger. Diese verkündeten ein unabhängiges Ungarn, was für die Serben in Südungarn der Anlass war, in Mai 1848 in Sremski Karlovci zusammenzukommen. Im so genannten Mai-Parlament von 1848 wurde die Woiwodenschaft Serbien ausgerufen, deren Austritt aus Ungarn und die direkte Unterstellung unter dem Habsburgerkaiser Ferdinand I. Die Bezeichnung Vojvodina entstand selbst als Kürzel für die Woiwodenschaft Serbien. Die Vojvodina sollte neben Syrmien, dem Banat und der Batschka auch die Baranya im heutigen Kroatien/Ungarn sowie die syrmisch-banatische Seite der Militärgrenze umfassen. Eine serbische Nationalgarde unter dem Kommando des Grafen Đorđe Stratimirović wurde aufgestellt. In Juni 1848 kam es zu ersten Kämpfen mit den Ungarn. Die serbische Nationalgarde von etwa 15.000 Mann wurde von ca. 10.000 Freiwilligen aus Altserbien unter der Führung des Woiwoden Stefan Petrović Knićanin unterstützt. Obwohl die serbische Nationalgarde recht erfolgreich war und fast die gesamte heutige Vojvodina unter ihre Kontrolle brachte, lediglich Subotica im Norden wurde von der Honvéd, der ungarischen Nationalarmee gehalten, wurde die Vojvodina wie in den Forderungen des Mai-Parlaments von den Habsburgern nicht anerkannt. Stattdessen entstand 1850 mit den Rumänen im Osten ein eigenständiges Kronland, das Banat Woiwodenschaft Serbien und Temesvarer Banat mit Sitz in Temesvar. Die serbische Nationalgarde musste sich auflösen und in die regulären kaiserlichen Truppen eingliedern, die serbischen Freiwilligen nach Serbien zurückkehren. Die Militärgrenze wurde in Syrmien und im Banat reorganisiert, womit die Serben im neuen Kronland selbst eine Minderheit wurden. Die Bevölkerung des Kronlands Banat Woiwodenschaft Serbien und Temesvarer Banat bestand u.a. aus etwa 28% Rumänen, 24% Deutschen, 23% Serben und 16% Ungarn. Doch schon 1860 wurde das Kronland aufgelöst.
1867 kam es zum österreichisch-ungarischen Ausgleich, und zur Gründung der k.u.k.-Monarchie Österreich-Ungarn. Die Vojvodina verblieb bei Ungarn. 1872 wurde die Militärgrenze aufgelöst, und Syrmien dem Vereinten Kgr. Kroatien-Slawonien in Personalunion mit dem Kgr. Ungarn angegliedert. In Ungarn selbst blieb die Macht bei den historischen Klassen. Ab 1875 betrieb Ungarn unter dessen Ministerpräsidenten Kálmán Tisza (1875-1890) eine konsequente Magyarisierungspolitik der nichtungarischen Völker um alle Nichtmagyaren in 40 Jahren zu Ungarn zu machen, da die Ungarn ihn ihrem Staate selbst nur 54% der Bevölkerung ausmachten. Sein Nachfolger István Tisza (1903-1905 und 1913-1917) führte eine Politik der harten Hand: Gewalt gegen Opposition und Ablehnung des allgemeinen Wahlrechts. 1912 hob Ungarn die serbischen Privilegien von 1690 auf, die Serben verloren vollständig ihre Autonomie und Minderheitenrechte.
1918 war der Erste Weltkrieg beendet. Nach reger diplomatischer Tätigkeit, vor allem in England und Amerika, beschlossen die Vertreter der Kroaten, Serben und Slowenen, die österreichisch-ungarische Monarchie zu verlassen und mit Serbien und Montenegro einen gemeinsamen Staat zu gründen.
Am 25. November 1918 sagten 757 Delegierte in der Großen Volksversammlung der Batschka, des Banats und der Baranya die Vereinigung mit dem Königreich Serbien zu. Einen Tag zuvor, am 24. November 1918, beschloss auch Syrmien, das bis dahin zu Kroatien-Slawonien gehörte, jedoch unabhängig von diesen die Vereinigung mit Serbien.
Am 6.4.1941 war die deutsche Wehrmacht ohne Kriegserklärung in Jugoslawien eingebrochen. Unterstützt wurde die deutsche Wehrmacht von Italien, Ungarn und Bulgarien. Die jugoslawische Armee musste innerhalb von 11 Tagen kapitulieren. Jugoslawien wurde zerstückelt. Syrmien wurde Kroatien der Ustascha-Faschisten zugeschlagen. Die Batschka mit der Hauptstadt Novi Sad bekam Ungarn. Der Banat im Osten verblieb nominell bei Serbien, wurde aber von den Deutschen getrennt verwaltet. In der Batschka kam es zu blutigen Verfolgungen der Serben, Juden, Roma und anderer. In Novi Sad wurden an die 15.000 Serben umgebracht und deren Leichen in die Donau geworfen. Noch schlimmer wüteten die Ustascha-Faschisten in Syrmien. Das regte den Widerstand der Serben. Mit dem Einmarsch der Roten Armee in Serbien Ende 1944 gewannen auch die jugoslawischen Kommunisten die Macht, und eine jugoslawische Volksarmee (Jugoslovenska narodna armija) wurde aufgestellt. In Syrmien kam es im Frühjahr 1945 zu den letzten schweren Kämpfen mit deutschen Verbänden und deren Verbündeten. Diese Kämpfe forderten die schwersten Verluste des gesamten Krieges seitens der Jugoslawen, da deren Reihen durch kurzfristig mobilisierte, kriegsunerfahrene junge Männer aufgefüllt waren.
Mit dem Ende des Krieges wurde die Vojvodina reorganisiert. Schon 1944 haben die Kommunisten in Jugoslawien die Vojvodina als Teil Serbiens definiert, dieses wurde in der Verfassung von 1946 bestätigt. Die Regionen Syrmien, Batschka und Banat wurden zur Autonomen Provinz Vojvodina zusammengefasst. Der große Teil der deutschen Minderheit musste die Provinz verlassen. Mit dem kommunistischen Ungarn kam es zu einem Bevölkerungsumtausch: etwa 40.000 Serben der verbliebenen serbischen Minderheit in Ungarn kamen in die Vojvodina, andererseits verließen 40.000 Ungarn die Vojvodina. Es wurden auch serbische Flüchtlinge aus Kroatien und Bosnien angesiedelt, die so genannten Dodjoši.
Verfasst zu Ostern 2004
Mittelalter
Mit Stefan Uroš I (1243-1276) kam ein ziemlich unternehmenslustiger Nemanjide auf den Königsthron Serbiens. Obwohl Uroš noch als ungarischer Verbündeter gegen den böhmischen König Przemysl II. Ottokar u.a. auch in Österreich kämpfte, wandte sich Uroš 1267 gegen Königs Bela IV. (1235-1270) als dieser eine Teilung Serbiens anstrebte. Uroš wurde 1268 geschlagen, und musste einer Teilung seines Königreichs zugunsten seines Sohnes Dragutin zustimmen.
Stefan Dragutin (1268/76-1282) war mit der ungarischen Königstochter Katalina verheiratet, und galt als ungarnfreundlich. 1276 setzte Dragutin seinen Vater Uroš ab und übernahm die ganze Macht im Staate, wurde aber schon 1282 von seinem jüngeren Bruder Milutin (1282-1321) gestürzt, der die Unterstützung des Kleinadels und der Orthodoxen Kirche Serbiens genoss. Dragutin wurde mit den nördlichen Gebieten Serbiens abgefunden, und durfte neben Milutin den Königstitel weiter tragen. Aufgrund seiner verwandtschaftlichen Beziehungen zum ungarischen Königsthron bekam Dragutin als ungarische Lehen das Banat von Mačva (Matschwa) südlich der Vojvodina, die bosnischen Banate Só und Osora, Belgrad, sowie Syrmien. Aus dieser Zeit kommen auch die ersten Nennungen von Serben in der Vojvodina. So berichten z.B. ungarische Franziskaner-Mönche von Schismatikern, d.h. orthodoxen Christen, unter der Führung eines serbischen Patriarchen. In dieser Zeit werden Serben wahrscheinlich nur in der südlichen Vojvodina an der Grenze zum damaligen Serbien gelebt haben. Dragutin verstarb 1316, im serbischen Volksbewusstsein als der König von Syrmien.
Nach dem Tode Dragutins versuchte sein Bruder Milutin dessen Herrschaftsgebiete zu gewinnen, hatte aber nur teilweise Erfolg, und Syrmien verblieb bei Ungarn. Danach begnügten sich die serbischen Könige mit einer stabilen Grenze an der Donau.Zwischen Ungarn und Osmanen
Sein Sohn und Nachfolger Stefan Lazarević (1389-1427) musste anfangs die osmanische Oberhoheit anerkennen. Nach der schweren Niederlage der Osmanen gegen den Mongolen Timur Lenk bei Ankara 1402, an der Fürst Stefan Lazarević in Erfüllung seiner Vasallenpflicht selbst teilnehmen musste, sagte sich Stefan Lazarević los von den Osmanen und wandte sich Ungarn zu. Stefan Lazarević anerkannte die Oberhoheit des ungarischen Königs Siegmund aus dem Hause der Luxemburger an, wurde von diesem wiederum unter die Barone Ungarns eingereiht, und bekam neben großen Ländereien als Lehen die Statthalterschaft über die Banate von Matschwa mit Belgrad, Torontal und Bodrog in der heutigen Vojvodina, wie auch die Statthalterschaft über die Provinz Szatmar in Ostungarn und die Stadt Debrecen. Ob Stefan Lazarević die Herrschaft auch über Syrmien innehatte, ist nicht ganz gesichert. Nach Süden konnte Stefan Lazarević seine Herrschaft bis vor Skopje ausdehnen, 1421 gewann er die Zeta im heutigen Montenegro, und brachte damit den größten Teil Altserbiens unter seiner Hoheit. Trotzdem begannen fluchtartige Aussiedlungen der Serben aus den von osmanischen Überfällen bedrohtem Serbien, die sich hauptsächlich auf den ungarischen Besitzungen von Stefan Lazarević niederließen. Diese verschärften sich nach der ersten osmanischen Eroberung Serbiens 1439 unter dem Nachfolger Stefan Lazarevićs, dem Fürsten Đurađ Branković (1427-1456). Đurađ Branković erbte auch die Besitzungen in Ungarn, lediglich Belgrad musste er an den ungarischen König zurückgeben. Obwohl Đurađ Branković den serbischen Fürstenstaat 1444 wiederherstellen konnte, konnte dieser nur bis 1459 bestehen.
Der erste Despot des erneuerten serbischen Fürstentums in Ungarn war Vuk Grgurević (1471-1485). Mit seinen Truppen konnte Vuk Grgurević die Osmanen zeitweilig bis nach Kruševac in Zentralserbien zurückdrängen. Aus gut 150 Dörfern in Zentralserbien wurden an die 50.000 Serben in Südungarn umgesiedelt, vorwiegen in der Gegend um Temesvar im heutigen Rumänien. Vuk Grgurević bekam selbst vom König Matthias als Lehen weite Gebiete in Slawonien um Bela Stena, sowie Syrmien mit den Städten Slankamen, Berkasovo, Kupinovo und dem Distrikt von Totuševina.
Vuk Grgurević folgte als serbischer Despot Đurađ II. Branković (1486-1496). Mit seinen Truppen kämpfte Đurađ Branković an der Seite vom König Wladislaw II (1490-1516) u.a. auch in Polen. 1496 zog sich Đurađ Branković als Mönch zurück, und wurde später als Maxim zunächst der orthodoxe Erzbischof von der Walachei, und von 1513-1516 der von Syrmien und Belgrad.
Um diese Zeit machten die orthodoxen Serben einen beträchtlichen Anteil der Bevölkerung Ungarns aus, was auch die Sorge der Katholischen Kirche in Ungarn erregte, die das Ideal des katholischen Ungarn bedroht sah. Der katholische Bischof von Kalocsa, Petri de Warda, klagte offen Đurađ Branković an: Denn Gott erschuf diesen Staat als christlich und nicht als schismatisch und es liegt nicht in eurer Macht es serbisch zu machen. König Matthias I. selbst schrieb um 1483 an den Papst in Rom, wonach er in den letzten vier Jahren über 200.000 Serben in Südungarn angesiedelt haben soll. Kardinal Martinuzzi behauptete ein Jahrhundert später, dass die Serben sogar mehr als die Hälfte der Bevölkerung Ungarns ausmachen würden. Die Behauptung des Kardinals war sicherlich übertrieben, zeugte aber von der starken Präsenz der Serben im damaligen Ungarn.
Die Nachfolge von Đurađ Branković trat sein jüngerer Bruder Jovan Branković (1496-1502). Jovan Branković verstarb 1502, und war der letzte Vertreter des Fürstengeschlechtes der Branković.
Ihm folgte wiederum Ivaniš Berislavić (1504-1414), aus dem kroatischen Magnatengeschlecht der Berislavić. Um die Despotenwürde zu erlangen, musste Ivaniš Berislavić zunächst Jelena heiraten, die verwitwete Gemahlin des verstorbenen Jovan Branković. Ivaniš Berislavić war neben seiner Aufgabe als serbischer Despot zugleich der Banus von Jaice im damals ungarischen Teil Bosniens. Aus seiner Ehe mit Jelena Branković kam Stefan Berislavić, der die Despotenwürde erst mit seiner Volljährigkeit 1520 bekam. 1526 erlitt Ungarn bei Mohacs eine schwere Niederlage gegen die Osmanen, der junge König Ludwig starb auf der Flucht, fast alle Barone Ungarns waren zuvor gefallen. Es bildeten sich daraufhin in Ungarn zwei Lager, die um Ferdinand I. Habsburg (1526-1564), und um Johann von Zapolya (1526-1540). Stefan Berislavić gehörte dem Lager von Ferdinand I. Habsburg an, weswegen ihm Johann von Zapolya die Despotenwürde aberkannte, und diese dem Kommandanten Radič Božić übergab.
Radič Božić (1527-1528) war zuerst Kommandant der serbischen Donau-Kampfflotte, die die osmanische Kampfflotte vor der Niederlage bei Mohacs 1526 bei Petrovaradin (Peterwardein) besiegte.
Danach war Pavle Bakić (1528?-1537) serbischer Despot. Pavle Bakić stammte aus Zentralserbien bei Venčac, bildete dort eine Kampftruppe von etwa 1.000 Mann und kam mit diesen nach Ungarn, wo er als Kommandant über die serbische Infanterie, der serbischen Reiterei und der Donau-Kampfflotte eingesetzt wurde. Pavle Bakić unterstützte zunächst das Lager um Johann von Zapolya. Als dieser jedoch von Ferdinand I. Habsburg bei Tokaj 1527 geschlagen wurde, verständigte sich Pavle Bakić mit Ferdinand I. Habsburg, und wurde von ihm als serbischer Despot in Ungarn eingesetzt. Der Versuch Ferdinand I. Habsburgs, mit Hilfe des Despoten Pavle Bakić die Osmanen aus Slawonien zu vertreiben, misslang; Pavle Bakić selbst fiel in der Schlacht bei Gorjan 1537. Sein Kopf wurde abgeschlagen und dem osmanischen Sultan nach Istanbul als Siegestrophäe überbracht.
Der letzte serbische Despot in Ungarn war Stefan Štiljanović (ca. 1537-1540). Stefan Štiljanović stammte aus Paštrovići im heutigen Montenegro. Um 1498 kam er nach Ungarn, und hatte Ländereien bei Morović in Syrmien. In den Auseinandersetzungen um den ungarischen Thron zwischen Ferdinand I. Habsburg und Johann von Zapolya unterstützte Stefan Štiljanović den Habsburger. Von Ferdinand I. Habsburg bekam er Ländereien im Distrikt von Virovitvica in Slawonien, sowie die Stadt Valpovo, wo Stefan Štiljanović seine Residenz hatte.
Um 1541 wurde Ungarn schließlich osmanische Provinz, womit auch das serbische Fürstentum in Ungarn zu bestehen aufhörte.Die Großmacht Habsburg
Die erste Vojvodina
Österreich-Ungarn
Die nationale Zusammensetzung auf dem Gebiet der heutigen Vojvodina bestand laut der Volkszählung von 1910 u.a. aus 33,8% Serben, 28,1% Ungarn, und 21,4% Deutschen. Angeblich wurde die Zählung zugunsten der ungarischen Volksgruppe manipuliert. Die Volkszählung erreichte nur 95,2% der Bevölkerung, der verbliebene Rest wurde automatisch den Ungarn zugerechnet.Serbien und Jugoslawien
Am 1. Dezember 1918 wurde in Belgrad das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen unter der Dynastie der Karađorđević ausgerufen.
In Syrmien lebten mit über 75% der Bevölkerung mehrheitlich Serben. Insofern war es in Syrmien nicht schwierig, eine Mehrheit für die Vereinigung mit Serbien zu bekommen. Anders die Batschka, der Banat und die Baranya (heute gehört die Baranya zu Kroatien), wo die Serben zwar die größte Volksgruppe waren, aber keine absolute Mehrheit hatten. Da aber von der repressiven Magyarisierungspolitik der vorherigen Jahrzehnte bis auf die Deutschen alle nichtungarische Volksgruppen betroffen waren, kamen Serben, Kroaten, Slowaken, Bunjewatzen, Rumänen und andere zusammen zu der Übereinstimmung, sich von Ungarn loszulösen und Serbien anzuschließen. Die neue Grenze wurde endgültig 1920 im Frieden von Trianon von Ungarn bestätigt und international anerkannt.
1929 wurde das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen in Jugoslawien umbenannt. Die Regionen Syrmien, Batschka, Banat und Baranya wurden zur Dunavska Banovina, der Donau-Banschaft zusammengeschlossen. Zur Hauptstadt der Donau-Banschaft wurde Novi Sad. Um Revisionsforderungen seitens Ungarn zu begegnen, wurden der Donau-Banschaft Gebiete südlich der Donau angegliedert, bis die Serben an die 70% der Bevölkerung ausmachten. Laut der Volkszählung von 1931 hatte die heutige Vojvodina (Syrmien, Batschka, Banat) 1.739.735 Einwohner. Davon waren u.a. 46,7% mit serbischer bzw. kroatischer Muttersprache (so wurde gezählt!), 22,5% mit ungarischer, 20,6% mit deutscher, und 5,7% mit einer sonstigen slawischen Muttersprache.
Nach der Volkszählung von 1948 lebten in der Vojvodina 1.663.212 Einwohner, davon 50,6% Serben, 25,8% Ungarn, 4,3% Slowaken, 3,6% Rumänen, 1,9% Deutsche, 1,8% Montenegriner, 1,3% Ruthenen.
1974 wurde der Autonomiestatus der Vojvodina ohne Volksbefragung stark erhöht, die Vojvodina innerhalb Jugoslawien de facto gleichgesetzt mit den Teilrepubliken Serbien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Slowenien, Makedonien und Montenegro. Nominell aber verblieb die Vojvodina weiter bei Serbien. Die Autonomie wurde von Slobodan Milošević, Präsident Serbiens 1987-1997 und Jugoslawiens 1997-2000, in den antibürokratischen Reformen von 1989 auf den Status vor 1974 zurückgestuft. Mit dem Rücktritt von Slobodan Milošević im Oktober 2000 bekam auch die Vojvodina eine neue Provinzregierung, die jedoch nicht direkt vom Volk gewählt war, sondern aufgrund des Abkommens innerhalb der Koalition der Oppositionsparteien Serbiens - DOS. Diese Provinzregierung stellten mehrheitlich die so genannten Autonomisten unter Nenad Čanak, die für den Autonomiestatus von 1974 eintreten. Die Autonomisten blieben in der Regierung auch nach dem Zerfall der Koalition DOS, und lehnen jede Neuwahlen ab. Das erregt unter den Bürgern Unmut. Bei den Parlamentswahlen in Serbien 2003 wählten 46% der Stimmberechtigten in der Vojvodina allein die Radikale Partei des in Den Haag angeklagten Vojislav Šešelj. Die Autonomisten bekamen etwa 12% der Stimmen.
Quellen: Geschichte der Serben - Istorija srpskog naroda, I, II, III1, IV1, V2, Srpska književna zadruga, Belgrad 1996