Geschichte Brasiliens bis 1822
Das vorkoloniale Brasilien
Die ältesten Spuren menschlichen Lebens wurden in Höhlen im Bundesstaat Piauí gefunden. Die Paläo-Indianer erreichten die Südspitze Amerikas wahrscheinlich um 10.000 v. Chr.. Skelettfunde belegen, dass die Küstengebiete des heutigen Brasilien um circa 8.000 v. Chr. bewohnt waren. Von großen Staaten wie jener der Maya, Azteken oder Inka ist in Brasilien nichts bekannt.
Nach der "Entdeckung" Amerikas durch Christoph Kolumbus (1492) wird die neue Welt unter Spanien und Portugal im Vertrag von Tordesillas (1494) aufgeteilt. Das damals noch unbekannte Brasilien fällt in die portugiesische Hälfte.
Wer Brasilien wirklich entdeckte, ist nicht unumstritten. Offiziell wird Brasilien am 22. April 1500 durch den portugiesischen Seefahrer Pedro Álvares Cabral entdeckt. Der spanische Seefahrer Vicente Yáñez Pinzón segelte jedoch schon 1499 entlang der Ostküste des heutigen Brasilien bis zum Mündungsgebiet des Río de la Plata (heutiges Argentinien). Der portugiesische Seefahrer, Geograph und Astronom Duarte Pacheco Pereira soll bereits Ende 1498 die Küsten der heutigen brasilianischen Staaten Pará und Maranhão sowie das Mündungsgebiet des Amazonas befahren haben.
Cabral landet jedenfalls in der Nähe des heutigen Porto Seguro (Sicherer Hafen) und nimmt das neu gefundene Land für den portugiesischen König Emanuel I. (Manuel I.) in Besitz.
Das neue Land bekommt den Namen vom reichlich vorhandenen Holz des Pau-Brasil, welches sich zur Farbgewinnung eignete, und heute vom Aussterben bedroht ist. Die bei der Landung angetroffenen Tupí-Indianer leisteten den Europäern keinen Widerstand.
Im Jahr 1503 entdeckt eine Expedition von Gonçalo Coelho, dass die Franzosen sich anschickten, in Brasilien zu landen. 1530 wurde eine neue Expedition von Martim Alfonso de Souza nach Brasilien gesendet, um die Franzosen zu bekämpfen und die ersten Kolonialstädte zu gründen.
König Johann III teilt die brasilianische Küste in 15 Zonen, Capitanías Hereditarias, ein und vergibt diese an Adlige und Personen aus dem Mittelstand. Zur wirtschaftlichen Entwicklung setzt man vor allem auf den Anbau von Zuckerrohr, da Zucker zu jener Zeit ein teures Gut war. Um Arbeitskräfte für die Plantagen zu bekommen, werden Indianer im näheren Hinterland eingefangen.
Nicht alle der Siedler, die von Portugal nach Brasilien kamen, waren Freiwillige: Das portugiesische Gesetzbuch kannte zu jener Zeit 200 Vergehen, die mit Verbannung geahndet wurden. Außerdem ließ die Kolonialmacht Einwanderer aus allen Ländern zu, die einzige Voraussetzung war, dass sie dem katholischen Glauben angehörten.
Da viele der Indianer auf den Plantagen Selbstmord begehen oder an europäischen Krankheiten sterben, werden 1538 die ersten afrikanischen Sklaven importiert. Um 1600 ist Brasilien der größte Zuckerproduzent der Welt. Wenige Jahre später ist der Dreieckshandel in vollem Schwung: Manufakturprodukte werden in Afrika gegen Sklaven verkauft, die Sklaven werden in Süd- und Nordamerika gegen Edelmetalle, Zucker und Gewürze eingetauscht und nach Europa gebracht.
1541 wird São Salvador da Bahía de Todos os Santos (das heutige Salvador) zur Hauptstadt über alle Capitanias der Kolonie Brasilien erklärt und ein Generalgouverneur (der sich zuweilen Vizekönig nennen durfte) eingesetzt.
Das Hinterland wird ab dem Beginn des 17. Jahrhunderts von Bandeirantes-Expeditionen erkundet, welche Sklaven und Bodenschätze (vor allem Gold) suchen. 1696 wird im Hinterland von Rio de Janeiro Gold, wenig später auch Diamanten und andere Bodenschätze gefunden. Dies ist die Grundlage für die Entwicklung reicher Barockstädte wie Ouro Preto.
Obwohl die Portugiesen versuchen, mit Festungen an der Küste das Land abzuschotten und keine Konkurrenten zuzulassen, setzen sich 1629 die Niederländer im heutigen Recife (Pernambuco) fest. Der Nordosten erlebt unter der Herrschaft der Westindischen Kompanie unter Führung von Johann Moritz von Nassau-Siegen eine kurze Blüte, bis sie von den Portugiesen 1654 in der Schlacht von Guararapes besiegt und vertrieben wurden.
Während des 17. Jahrhunderts gründen entflohene Sklaven im Nordosten Brasiliens Siedlungen, die vorbildlich verwaltet und von einem Heer verteidigt wurden. Erst 1699 wird - nach zahlreichen Niederlagen der Kolonialtruppen - der letzte dieser Quilombos zerstört.
Mit ausgehendem 17. Jahrhundert verlagert sich der wirtschaftliche Schwerpunkt in den Süden Brasiliens. Dem wird 1763 dadurch Rechnung getragen, dass die Hauptstadt von Salvador nach Rio de Janeiro wandert.
Mit Ende des 18. Jahrhunderts mehren sich Aufstände gegen die portugiesische Herrschaft. Der wichtigste Aufstand ist die "Inconfidência Mineira" in Minas Gerais, deren Anführer Tiradentes 1792 hingerichtet wird. Gleichzeitig gerät man im Süden auf dem Gebiet des heutigen Uruguay, wo die Bandeirantes die Westgrenze des Kolonialreiches über die Linie des Vertrags von Torsedillas hinausgeschoben haben, mit Spanien und dem Vizekönigreich des Río de la Plata aneinander.
Ab 1805 wird in Brasilien Kaffee angebaut, nachdem die ersten Kaffeebohnen durch Francisco de Mello Palheta 1727 ins Land geschmuggelt worden waren.
Der Aufbruch Brasiliens in die Unabhängigkeit beginnt paradoxerweise mit der Übersiedlung des gesamten portugiesischen Hofes von Lissabon nach Rio de Janeiro. Nach dem Scheitern seiner Schaukelpolitik zwischen Frankreich und England flieht der portugiesische Regent Dom João vor den Truppen Napoleons im November 1807 mitsamt der Staatskasse nach Brasilien, wobei die englische Flotte hilfreiche und nicht ganz uneigennützige Dienste leistet. Mit der königlichen Familie lässt sich auch der gesamte Hofstaat (alles in allem etwa 15.000 Personen) im März 1808 (nach einem Zwischenaufenthalt in Bahia) in Rio nieder - eine nicht unerhebliche Erhöhung der Einwohnerzahl der Stadt und des gesamten Landes. Vor allem aber änderte sich damit dessen Status von dem einer abhängigen Kolonie zum gleichberechtigten Bestandteil des Mutterlandes - eine Entwicklung, die nicht mehr rückgängig zu machen ist.
Die Häfen des Landes werden für befreundete Nationen geöffnet, was vor allem den Engländern zugute kommt, denen auch Zollvergünstigungen eingeräumt werden müssen. Gewerbebetriebe, Hochschulen, Banken werden gegründet, der Druck von Zeitungen und Büchern zugelassen. Mit der österreichischen Prinzessin Leopoldina, die Joãos Sohn Pedro heiratete, kommen Gelehrte und Künstler ins Land, die beträchtlich zum Aufschwung des geistigen Lebens beitragen.
Auf dem Wiener Kongress (1815) wird Brasilien im Rahmen eines „Vereinigten Königreichs von Portugal, Brasilien und Algarve” dem Mutterland formal gleichgestellt. Der königliche Hof hätte nach der endgültigen Niederlage Napoleons nach Portugal zurückkehren können. Prinzregent João, der 1817 nach dem Tod seiner geisteskranken Mutter Maria als João VI. den Thron bestieg, zögert die Rückkehr aber immer wieder hinaus. Wachsende Unruhen im Mutterland zwingen ihn schließlich 1821 zur Abreise. Seinem Sohn, der als Regent in Brasilien zurückbleibt, soll er den väterlichen Rat gegeben haben: "Pedro, ponha a coroa na cabeça, antes que alguns desses aventureiros o faça". (Pedro, setze dir selbst die Krone aufs Haupt ehe es irgendein Abenteurer tut.)
In dieser Zeit erlangen die anderen Staaten Südamerikas unter der Führung von Simón Bolívar ihre Unabhängigkeit. Mit dem Ruf von Ipiranga: "Independência ou morte" (Unabhängigkeit oder Tod) setzt sich der Prinz am 7. September 1822 an die Spitze der Unabhängigkeitsbewegung. Am 12. Oktober wird Brasilien zum Kaiserreich erklärt. Noch stehen portugiesische Truppen im Lande, eigene brasilianische Streitkräfte sind erst im Aufbau. Dennoch gelingt es den Brasilianern, die Portugiesen bis Ende 1823 Schritt für Schritt aus dem Lande zu drängen. Die Zeit der Entdeckungen
Besiedelung
Kolonialisierung und Erschließung
Periode des Königreichs
Erlangung der Unabhängigkeit