Geschichte Brasiliens 1822 bis 1889
Table of contents |
2 Das Erste Kaiserreich 3 Regentenzeit 4 Das Zweite Kaiserreich 5 Putsch und Ausrufung der Republik 6 Verweise 7 Weblinks |
siehe Artikel Geschichte Brasiliens bis 1822
Pedro I. enttäuscht sehr bald die hochgesteckten Erwartungen, die die Brasilianer in ihn gesetzt hatten. Die Unabhängigkeit beginnt zwar glanzvoll mit der ersten Kaiserkrönung auf südamerikanischem Boden, Brasilien bekommt eine liberale Verfassung und wird eine konstitutionelle Monarchie,
aber die Querelen um die Verfassunggebende Versammlung und das zunehmend autokratische Auftreten des jungen Kaisers verheißen wenig Gutes für die Zukunft.
In den kommenden Jahren wird Brasilien von vielen Staaten anerkannt (USA 1823, Großbritannien 1825, Portugal 1825). Die Monroe-Doktrin der Vereinigten Staaten macht klar, dass eine gewaltsame Wiederherstellung der Kolonialordnung in Lateinamerika für die USA nicht
akzeptabel ist. Zur gleichen Zeit beginnt eine verstärkte und organisierte Einwanderung, nicht zuletzt aus Deutschland.
Der Kaiser ist schließlich isoliert im eigenen Land und dankt am 7. April 1831 zugunsten seines noch minderjährigen Sohnes ab. Als Pedro IV wird er König von Portugal.
Noch am Tage der Abdankung Pedros I. tritt das Parlament zusammen und setzt einen dreiköpfigen provisorischen Regentschaftsrat ein. Durch eine Zusatzbestimmung zur Verfassung (Ato Adicional vom 6. August 1834) werden einige Reformen durchgeführt: mehr Autonomie für die Provinzen in der Gesetzgebung und Steuererhebung und schließlich die Einsetzung eines einzigen Regenten, der an die Stelle des Regentschaftsrats treten und in allgemeiner Wahl gewählt werden soll.
Uruguay spaltet sich 1825 von Brasilien ab und erklärt seine Unabhängigkeit, nachdem es nur vier Jahre als Provincia Cisplatina Teil Brasiliens war. Der Aufstand der "Cabanagem" im Norden ist die gewalttätigste Rebellion der Regentschaftsperiode. Sie wird vor allem von den sozialen Unterschichten der Provinz Grão-Pará (die die heutigen Bundesstaaten Pará, Amazonas, Roraima, Rondônia und Amapá umfasst) getragen und erhält ihren Namen von den armseligen Hütten (cabanas), in denen der Großteil der Bevölkerung lebte. In wechselhaften Kämpfen werden die
Rebellen nach drei Jahren schließlich gänzlich aufgerieben: Experten schätzen, dass im Verlauf der Kämpfe etwa 40 % der Bevölkerung der Provinz ums Leben kommen.
Bekannter noch war die Farrapen-Revolution (Revolução Farroupilha), die längste und für den territorialen Zusammenhalt Brasiliens gefährlichste Aufstandsbewegung. Sie hat vor allem ökonomische Gründe. Die Rinderzüchter der Provinz Rio Grande do Sul verlangen von der Regierung Schutzzölle gegen die Einfuhr von Fleisch aus Uruguay und Argentinien. Tatsächlich können die Argentinier und Uruguayer billiger produzieren, da sie mit freien Lohnarbeitern anstatt mit Sklaven arbeiten. Die Rebellion bricht am 20. September 1835 aus, als die Gauchos unter Führung von Bento Gonçalves den Provinzgouverneur verjagen. Bald danach wird die Republik Rio Grande do Sul ausgerufen. Die Rebellen können große Erfolge verbuchen, vor allem nachdem der italienische Revolutionär Giuseppe Garibaldi zu ihnen stößt: 1839 dringen sie bis in die Nachbarprovinz Santa Catarina vor und rufen dort eine Tochterrepublik aus.
Anders als beim Aufstand der Cabanos sind diesmal eher die führenden Schichten der Provinz beteiligt, obwohl der Namen Guerra dos Farrapos ("Krieg der Zerlumpten") das Gegenteil suggeriert. Dies erklärt die Zurückhaltung der Zentralregierung bei der Niederschlagung des Aufstands. 1842 wird Luís Alves de Lima e Silva, der
spätere Herzog von Caxias, zum Militärgouverneur der Provinz ernannt, mit dem Auftrage, sie zu "befrieden". 1845 wird schließlich eine Übereinkunft mit den Rebellen erreicht. Sie legen die Waffen gegen erhebliche Konzessionen der kaiserlichen Regierung nieder: Eingliederung der Farrapen-Truppen ins Heer, Generalamnestie und Freilassung der am Aufstand beteiligten Sklaven.
Kleinere Aufstände in Maranhão und Bahia gegen Ende der Regentschaftsperiode werden ziemlich rasch niedergeschlagen.
1840 wird Pedro II vorzeitig für mündig erklärt und zum Kaiser von Brasilien gekrönt.
In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts wird Brasilien zur führenden Exportnation von Kautschuk. Auch der Export von Rindfleisch, Edelhölzern, Kaffee und Zucker floriert. Es kommt zu einer zögerlichen Industrialisierung (vor allem durch die Einwanderer aus Europa); der Nordosten, vom Süden wirtschaftlich überrundet, verarmt langsam.
Brasilien unterstützt den erfolgreichen revolutionären Kampf gegen den Diktator Argentiniens Juan Manuel de Rosas und führt von 1865 bis 1870, verbündet mit Argentinien und Uruguay, einen siegreichen Krieg gegen Paraguay.
Die innenpolitisch wichtigste Herausforderung erwächst aus einer ausgedehnten Bewegung für die Aufhebung der Sklaverei. Die "Einfuhr" afrikanischer Sklaven wird schon 1853 geächtet. Eine organisierte Kampagne für die Emanzipation der 2,5 Millionen Sklaven in Brasilien beginnt einige Jahre später. Die Abolutionisten erringen ihren ersten Sieg 1871, als das Parlament alle Kinder, die von Sklavinnen geboren wurden, für frei erklärt ("Lei do Ventre Livre"). Etwa um die gleiche Zeit entsteht eine republikanische Bewegung, die in den folgenden Jahren mehr und mehr Zulauf erhält. 1885 werden alle Sklaven über 60 Jahre für frei erklärt. 1888 unterzeichnet die Regentin Prinzessin Isabel schließlich die Lei Aurea, das Goldene Gesetz, welches die Sklaverei abschafft. Brasilien ist damit das letzte Land, in welchem die Sklaverei verboten wird. Rein zahlenmäßig ist die Sklaverei inzwischen ohne Belang: es gibt noch 500 000 Sklaven bei einer Gesamtbevölkerung von 13,5 Millionen. Jedoch beraubt die Sklavenbefreiung die kaiserliche Regierung ihres letzten Rückhalts bei den Großgrundbesitzern und bereitet den Boden für die Ausrufung der Republik im November des folgenden Jahres.
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Nach dem Krieg werden die meisten Offiziere an den Militärakademien der Hauptstadt ausgebildet, wo sie mit modernen europäischen und nordamerikanischen Verwaltungsmethoden und den Ideen des Positivismus in Berührung kommen. Benjamin Constant Botelho de Magalhães (1836-1881), ein Anhänger Auguste Comtes, unterrichtet in dieser Zeit an der Escola Militar und bereitet über seine Schüler, u.a. Marschall Deodoro da Fonseca, den Militärputsch vom 15. November 1889 vor. Fonseca - obwohl dem Kaiser gegenüber persönlich loyal - wird zur Symbolfigur und zum Aushängeschild des Aufstandes. Paradoxerweise glaubt er zunächst, der Putsch richte sich sich nur gegen das Ministerium des liberalen Premiers Ouro Preto, nicht gegen die Monarchie an sich. Erst am Abend des 15. November lässt er sich für das Ziel der Errichtung einer Republik gewinnen.
Am 15. November 1889 wird Kaiser Pedro II. vom Militär gestürzt und muss mit seiner Familie das Land verlassen. Manuel Deodoro da Fonseca ruft die Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien (República dos Estados Unidos do Brasil) aus.
Mehrere Faktoren tragen zum Sturz der Monarchie bei: die wachsende republikanische Bewegung, die ein brasilianisches Kaiserreich zunehmend als anachronistisch und unamerikanisch empfindet; der Konflikt mit Teilen des Klerus und schließlich die Sklavenbefreiung, die die Großgrundbesitzer der Krone entfremdet. Die brasilianische Monarchie hat das historische Verdienst die Einheit des Landes bewahrt und ihm politische Stabilität gegeben zu haben.
Die neue brasilianische Verfassung vom 5. Oktober 1988 behob den "Geburtsfehler" der Republik, indem sie die Staatsform zum Gegenstand eines Referendums machte.
Kolonialzeit und Unabhängigkeit
Das Erste Kaiserreich
Regentenzeit
Aufstände im Norden und Süden: Garibaldi in Brasilien
Das Zweite Kaiserreich
Der Kampf um die Sklavenbefreiung
Die "Militärfrage" (Questão Militar)
Durch den Krieg mit Paraguay erfährt das Heer nicht nur technisch sondern auch sozial einen Modernisierungsschub. Infolge des erhöhten Personalbedarf gelangen zunehmend Angehörige der Mittelschicht in Offizierspositionen, die bisher Mitgliedern der ländlichen Oberschicht vorbehalten waren; Sklaven können durch den Militärdienst die Freiheit erlangen. Dies fördert abolutionistische Tendenzen innerhalb des Offizierskorps und bringt es in Gegnerschaft zur ländlichen Aristokratie. Die Marineführung bleibt dagegen konservativ und eine Stütze der Monarchie.Putsch und Ausrufung der Republik
Verweise
Weblinks