Geschichte Athens
Die Geschichte der griechischen Hauptstadt Athen ist die längste aller europäischen Städte, sie reicht bis in die Jungsteinzeit, also etwa 7.500 Jahre vor heute zurück. Genauere Details sind aber erst ab etwa 1300 v. Chr bekannt, als auf der Akropolis (=hohe Stadt) ein mykenischer Königspalast errichtet wurde.
Überblick
Die Herkunft des Namens der Stadt
Die Herkunft des Namens Athen (griechisch: Αθηναι) ist bisher nicht geklärt, da es keine etymologischen Wurzeln des Begriffs gibt. Man vermutet, dass die Bezeichnung von der Schutzgöttin der Stadt, Athene, abstammt, jedoch ist es genausogut möglich, dass die Göttin nach der Stadt benannt wurde. Der Plural in Athinai erklärt sich dadurch, dass Athen aus mehreren kleinen Dörfern zusammengewachsen ist.
Die Blütezeit
Das alte Athen, das in seiner Blütezeit im 5 und 4. Jahrhundert v. Chr bis zu 300.000 Einwohner hatte, erstreckte sich auf einem etwa 2×2 km großen Gebiet rund um die Akropolis. Der Hauptplatz – die Agora – befand sich in der Nähe des heutigen Monastirakiplatzes. Im Westen der Stadt befand sich der Pnyx, auf dem die Volksversammlungen abgehalten wurden. Das wichtigste Heiligtum war das Parthenon, in dem die Schutzpatronin der Stadt, Athene, verehrt wurde und dessen Ruinen noch heute sichtbar sind. Weitere wichtige Tempel waren der Hephaistos- und der Zeustempel (oder Olympieion).
Die Mehrzahl der Athenischen Bevölkerung waren jedoch nicht Athenische Vollbürger, sondern Sklaven (Metöken), die praktisch keine Rechte hatten und deren Situation erst durch die Reformen Solons verbessert wurde.
Perserkriege und Beginn des Niedergangs
Um 500 v. Chr bestimmten die Perserkriege das Stadtleben, die wohl bekannteste Schlacht ist die Schlacht bei Marathon. Nach der Schlacht bei Salamis gelang es den Athenern, ihre Macht auch auf andere Städte auszuweiten und den Attischen Seebund zu gründen. Mit Hilfe des Seebundes errichtete Athen eine Hegemonie über weite Teile Griechenlands und Kleinasiens: Der Seebund selbst entwickelte sich zum attischen Reich.
Das 5. Jahrhundert vor Christus war auch vom kulturellen Standpunkt die Hochzeit Athens: Wer als Philosoph, Schriftsteller, Mathematiker oder Künstler etwas auf sich hielt, wohnte in Athen. Gute Beispiele sind die auch heute noch bekannten Schriftsteller Aischylos, Aristophanes, Euripides und Sophokles, die Philosophen Aristoteles, Platon und Sokrates, die Historiker Herodot, Thukydides und Xenophon, der Dichter Simonides und der Bildhauer Phidias. Der Herrscher der Stadt war zu dieser Zeit Perikles, der die meisten Bauwerke des klassischen Athens errichten ließ und die Stadt, wie er sagte, zur „Schule Griechenlands“ machte.
Doch Athens Regierungspolitik wurde mit der Zeit nicht mehr von allen Mitgliedern der Koalition im Attischen Seebund unterstützt. Die Differenzen mit Korinth (und indirekt mit Sparta) führten schließlich zum Peloponnesischen Krieg gegen den so genannten Peloponnesischen Bund, der von Sparta, Korinth und Theben angeführt wurde. Dieser Krieg endete 404 v. Chr mit der totalen Niederlage Athens.
Im 4. Jahrhundert v. Chr gewann die Stadt wieder an Macht, rief einen neuen Bund ins Leben und besiegte 369 v. Chr Sparta.
Eroberung durch Philipp II. und römische Zeit
Gegen Mitte des 4. Jahrhundert wurde das im Norden gelegene Königreich Makedonien unter Philipp II immer mächtiger, und trotz der Warnungen des Staatsmannes Demosthenes wurde Athen 338 v. Chr makedonisch. Philipps Sohn Alexander II vergrößerte das nun griechische Reich durch viele Feldzüge zu einer Großmacht.
86 v. Chr, nach 200 Jahren unter makedonischer Herrschaft, wurde Athen dem Römische Reich einverleibt. Doch auch unter den römischen Kaisern blieb die Stadt ein Zentrum kulturellen Lebens. Doch 391, als das Christentum römische Staatsreligion wurde, ging auch diese Bedeutung verloren: Kaiser Justinian schloss die Philosophieschulen 529. Dies wird allgemein als Ende des klassischen Athen angesehen.
Im Gegensatz zu anderen mykenischen Städten wie Mykene selbst oder Pylos verschwand Athen im 12. Jahrhundert v. Chr nicht völlig von der Bildfäche, sondern verkleinerte nur das Stadtgebiet auf die Größe der heutigen Plaka.
Bis zum dem 8. Jahrhundert hatte sich Athen wieder rehabilitiert und seine zentrale Position in der griechischen Welt gefestigt, die Festung auf der Akropolis und der Zugang zum Meer boten der Stadt einen großen Vorteil über mögliche Rivalen wie Theben und Sparta. Seit Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr wurden die Gerichtsverhandlungen auf dem Areopag durchgeführt.
Im 7. Jahrhundert v. Chr wurden durch Drakon sehr scharfe Gesetze erlassen (Drakonische Strafen), die Solon (640–559 v. Chr, einer der sieben Weisen) milderte und die Bürgerrechte auf ärmere Volksschichten ausweitete. 515 v. Chr Baubeginn des größten Tempels des griechischen Festlands, dem Olympieion, unter dem Tyrannen Peisistratos. Nach dem Tod des Tyrannen folgte die Schreckensherrschaft des Hippias (Sohn des Peisistratos), der 510 v. Chr gestürzt wurde. Mit der Reform des Kleisthenes und der Entmachtung des Adels sowie der gleichzeitigen Errichtung der Demokratie wurde der weitere Bau des Riesentempels eingestellt. (König Antiochos IV ließ die Arbeiten 174 v. Chr wieder aufnehmen. Der Tempel wurde etwa 640 Jahre nach Baubeginn unter dem römischen Kaiser Hadrian endgültig fertiggestellt.)
Athen war einer der mächtigsten Stadtstaaten des alten Griechenland und der große Gegenspieler Spartas im Peloponnesischen Krieg. Athen war – mit der Verfassung des Solon und später der Reform des Kleisthenes – die erste Demokratie in der Geschichte. Beamte wurden per Los ernannt oder gewählt, die meisten Ämter waren zeitlich begrenzt. Hochrangige Personen, die durch ihre Macht die Demokratie bedrohten, konnten nach Abstimmung zeitlich begrenzt in die Verbannung geschickt werden (Ostrakismos), ein Schicksal, das zahlreichen athenischen Generälen widerfuhr.
Die Athenische Demokratie trug, wie der Historiker Thukydides dem Politiker Perikles in den Mund legt, einen bedeutenden Teil zur Macht und zum wirtschaftlichen Wohlstand der Stadt bei. “Die Verfassung, nach der wir leben, vergleicht sich mit keiner der fremden. Mit Namen heißt sie, weil der Staat nicht auf wenige Bürger, sondern auf eine größere Zahl gestellt ist, Volksherrschaft. [...] Sondern frei leben wir miteinander im Staat... „
Siehe auch: Metöke. Übersicht über die perikleische Verfassung: [1]
Mit den Schulen des Platon und Aristoteles bildete Athen ein bedeutendes philosophisches Zentrum. Im peloponnesischen Krieg verlor sie an Einfluss.
Demosthenes, Athener Politiker und berühmtester Redner der Antike (Philippika), versucht in einer Allianz mit Theben sich gegen die makedonische Großmacht unter Philipp II zu wehren. Athen verliert seine Unabhängigkeit 338 v. Chr. in der Schlacht von Chaironeia.
Eroberung Athens durch Sulla 86 v. Chr und Plünderung der Stadt.
Der Apostel Paulus besucht auf seiner 2. Reise auch Athen (Apostelgeschichte 17,15–17,34) und spricht auf der Agora und dem Areopag (49 n. Chr). Kaiser Hadrian, ein persönlicher Freund des Herodes Attikus, hält sich mehrfach in Athen auf, lässt die Hadriansstadt bauen (heute noch das Hadrianstor) und den gewaltigen Tempel des Olympischen Zeus (das Olympieion) vollenden, der schon in archaischer Zeit begonnen wurde, sowie ebenfalls ein Forum mit Bibliothek (die Hadriansbibliothek).
529 wurden die Athenischen Philosophenschulen geschlossen.
Nach dem 4. Kreuzzug 1204 wird Athen fränkisches Herzogtum unter der Lehnshoheit des Königs von Thessalien.
1456 erobert Sultan Mehmed II Athen [Setines] (Ende des Herzogtums Athen). Im Krieg gegen das Osmanische Reich 1687/88 wurde bei der Belagerung Athens durch die Venezianer der Parthenon-Tempel auf der Akropolis getroffen und Teile des Tempels zerstört, als das dort gelagerte türkische Munitionsdepot explodierte. 1827 besetzen türkische Truppen vorübergehend noch einmal Athen. Die Stadt wird mehrfach zerstört.
Siehe auch: Liste der griechischen Könige und Präsidenten (1832–1995)
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach den Unabhängigkeitskriegen war Athen nur noch ein kleines Dorf mit etwa 300 Häusern. 1834 wurde Athen Hauptstadt Griechenlands und königliche Residenz. Der erste griechische König, Otto I (1832–1862) ließ Athen ausbauen und gab zahlreiche klassizistische Bauten in Auftrag (siehe Athener Trilogie). 1843 erlässt König Otto I. auf revolutionären Druck unfreiwillig eine Verfassung. 1862 endet die Herrschaft Ottos I. und das Haus Wittelsbach muss Athen verlassen. 1863–1913 wird Georg I König von Griechenland.
1878/79 ließ sich Heinrich Schliemann ein repräsentatives Wohnhaus von Ernst Ziller bauen, dass er Palast von Ilion nannte und heute das numismatische Museum der Stadt beherbergt. 1896 fanden in Athen die ersten modernen Olympischen Sommerspiele statt.
Zeittafel
Jungsteinzeit (5000–2500 v. Chr)
Erste Anzeichen einer Siedlung auf der Akropolis in Athen.Bronzezeit (2500–1200 v. Chr)
Um 1300 v. Chr wurde auf der Akropolis ein mykenischer Königspalast errichtet.Eisenzeit (1200–900 v. Chr)
Geometrische Zeit (900–700 v. Chr)
Archaische Zeit (700–500 v. Chr)
Perserkriege (500–479 v. Chr)
Klassische Zeit (479–338 v. Chr)
Hellenistische Zeit (338–146 v. Chr)
Römische Zeit (146 v. Chr–289 n. Chr)
Früh- und mittelbyzantinische Zeit (520–1054)
Siehe auch: Liste der byzantinische Kaiser (364–1453)Fränkische und spätbyzantinische Zeit (1054–1453)
Osmanische Zeit (1453–1832)
Neugriechische Zeit (1832 - 1912)
Neugriechische Zeit (1912–1944)
Neugriechische Zeit (seit 1944)
Sehenswürdigkeiten aus der Antike
Weblink