Gerücht
Das Gerücht bezeichnet die sprachliche Darstellung eines für eine bestimmte Population mit Ungewissheit belasteten Sachverhalts, der für gewöhnlich über eine Reihe von Kommunikanten weitergegeben wird und dabei charakteristische Veränderungen erfährt.Diese Veränderungen unterliegen Tendenzen zur Vereinfachung, zur Strukturierung und zur Detaillierung, die als Folge von vorherrschenden Bedürfnissen, Hoffnungen, Erwartungen oder Befürchtungen - besonders in biotischen oder sozialen Grenzsituationen - zu verstehen sind und die scheinbar die Ungewißheit über den Sachverhalt abbauen.
Felduntersuchungen von zum Teil experimentell gesetzten Gerüchten ergaben, dass an der verformenden Weitergabe von Gerüchten bestimmte Personen einer Population in besonderem Ausmaß beteiligt sind, deren Glaubwürdigkeit und Autorität eine besondere Rolle spielen. F.C. Bartlett (1932) konnte mit der Methode der Kettenreproduktion Tendenzen der Gerüchtbildung modellieren.