George Sand
George Sand (* 1. Juli 1804 in Paris; † 8. Juni 1876 in Nohant, Département Indre; eigentlich Amantine-Aurore-Lucile Dupin de Francueil) war eine französische Schriftstellerin, die neben Romanen auch zahlreiche sozialkritische Beiträge veröffentlichte, in denen sie die Emanzipation der Frauen einforderte. Ihr Vater, ein Offizier, war der Urenkel Augusts des Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, und seiner Maitresse Aurora von Königsmarck, ihre Mutter war Modistin.
Ihren ersten Roman, "Rose et Blanche" (veröffentlicht 1831) schrieb Sand in Zusammenarbeit mit ihrem Geliebten Jules Sandeau, aus dessen erster Namenshälfte sie ihren Künstlernamen ableitete. Mit dem Männernamen George Sand nahm sie zugleich die Gewohnheit an, von sich in der maskulinen Form zu sprechen.
1833 begann George Sand mit Alfred de Musset ein leidenschaftliches Liebesverhältnis. Die Schwierigkeiten in der Beziehung aufgrund Sands ungebremster Arbeitswut deuteten sich früh an: Musset beklagte Ende 1833: "Ich habe den ganzen Tag gearbeitet. Am Abend hatte ich zehn Verse gemacht und eine Flasche Schnaps getrunken; sie hatte einen Liter Milch getrunken und ein halbes Buch geschrieben." Eine Reise nach Venedig verbesserte die Situation nicht, als Musset erkrankte, verliebten sich Sand und der Musset betreuende Arzt Pietro Pagello ineinander und begannen im Februar 1834 eine Liebesbeziehung. Die Beziehung zu Musset war damit faktisch beendet; gleichwohl schrieben sich beide gegenseitig lange und geradezu verzweifelte Briefe. Die Korrespondenz endete schließlich 1835.
George Sands Wohnsitz in Paris sowie ihr Landsitz in Nohant waren gern besuchte Stätten zahlreicher Künstler. Der Freundeskreis der eigensinnigen, häufig Männerkleidung tragenden und Zigarren rauchenden Schriftstellerin umfasste neben Schriftstellern wie Honoré de Balzac und Alexandre Dumas u.a. den Maler Eugène Delacroix, den Komponisten Franz Liszt und dessen Geliebte Gräfin Marie d' Agoult. Durch Franz Liszt lernte Sand den Komponisten Frédéric Chopin kennen, mit dem sie 1838 eine Liebesbeziehung begann. Chopin, der gegen die emanzipiert auftretende Sand zunächst nur Abneigung verspürte, befand sich zu der Zeit in einer emotionalen Krise und fühlte sich von der musikliebenden, enthusiastischen Sand verstanden. Ende 1838 reiste das Paar nach Mallorca und wohnte dort in der Klosterkartause Valldemossa. Die Entscheidung beruhte nicht zuletzt auf der Hoffnung, dass Chopins Tuberkuloseerkrankung, unter der er zeitlebens litt, durch ein möglicherweise besseres Klima gemildert werden könnte. Der Aufenthalt auf der Insel stand jedoch unter einem unglücklichen Stern. Wegen des mäßigen Wetters und den kühlen Klosterräumlichkeiten verschlechterte sich Chopins Gesundheitszustand sogar. Überdies wollten die Mallorquiner von dem unverheirateten Paar nichts wissen. Schon nach 98 Tagen kehrten Sand und Chopin nach Frankreich zurück. In dem Roman "Ein Winter auf Mallorca" ("Un Hiver à Majorque") setzte Sand ihren mallorquinischen Zeitgenossen ein galliges Denkmal.
Die Beziehung zwischen Sand und Chopin endete 1847. Ein Grund hierfür ist nicht bekannt. Jedoch lieferte George Sand sich in den Jahren einige heftige Auseinandersetzungen mit ihren Kindern Maurice und Solange, bei denen es sogar zu Handgreiflichkeiten gekommen sein soll. Dass Solange sich dem mittellosen Bildhauer Auguste Clésinger zugewandt hatte, passte George Sand nicht und der Kontakt zwischen Mutter und Tochter brach für einige Jahre ab. Dass Chopin sich auf die Seite der Kinder geschlagen hatte, war für George Sand ein Affront und beschleunigte den Bruch der Liebesbeziehung.
Von 1850 an war 15 Jahre lang der Bildhauer Alexandre Manceau George Sands Geliebter, erst sein Tod im Jahr 1865 beendete die Beziehung. Die zwei Töchter Solanges und ein Sohn von Maurice starben frühzeitig, was George Sand tief betroffen machte. Den zwei Töchtern von Maurice (die jüngere hieß Aurore und starb erst 1961 im Alter von 95 Jahren) war George Sand eine liebevolle Großmutter, die für die Mädchen Märchen schrieb (u.a. "Sie sind ja eine Fee, Madame").
Die letzten zehn Jahre ihres Lebens war Sand dem Schriftsteller Gustave Flaubert in inniger Freundschaft verbunden. Zahlreiche persönliche Kontakte sowie Briefe zeugen von einer tiefen Freundschaft bis zu ihrem Tod 1876.
George Sand starb auf ihrem Landsitz in Nohant im französischen Département Indre im Alter von 72 Jahren und wurde dort in ihrem Park beigesetzt.
Romane (eine Auswahl): "Indiana" (1832), "Lélia" (1833), "Mauprat" (1837), "Le Compagnon du Tour de France" (1840), "Consuelo" (1842 - 1843), "Le Meunier d'Angibault" (1845). Aus ihrer Kindheitserfahrung des Landlebens schöpfend, schrieb sie die Romane aus dem bäuerlichen Milieu, "La Mare du Diable" (1846), "François le Champi" (1847 - 1848), "La Petite Fadette" (1849), "Les Beaux Messieurs Bois-Dore".
Theater- und autobiographische Stücke: "Histoire de ma vie" (1855), "Elle et Lui" (1859) (über ihre Affäre mit Musset), "Journal Intime" (posth. 1926), "Correspondance".
vgl. auch Liste französischer Schriftsteller
Leben
George Sand heiratete 1822 den Baron Casimir Dudevant. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, Maurice (geb. 1823) und Solange (geb. 1828). 1831 trennte George Sand sich von ihrem Mann. Vorausgegangen war der Trennung das zufällige Auffinden eines Testaments im Sekretär ihres Mannes, das Dudevant an sie gerichtet hatte. Die auf dem Bündel angebrachte Aufschrift "Erst nach meinem Tode zu öffnen" konnte George Sand nicht aufhalten; sie war überzeugt, ein Anrecht darauf zu haben, zu erfahren, was ihr sich bester Gesundheit erfreuender Gatte von ihr dachte. Der Inhalt des Testaments war nach Aussagen Sands eine Aneinanderreihung von Missachtungen und Verwünschungen ihre Person betreffend, was zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem Paar führte. Die Scheidung erfolgte im Jahr 1836.Werk
George Sand galt als "Vielschreiberin". Ca. 180 Bände hat sie in ihrem Leben veröffentlicht, dazu zahlreiche sozialkritische Artikel für Zeitschriften. Hinzu kommen annähernd 40.000 Briefe, von denen etwa 15.000 erhalten sein sollen. Ihre Werke und ihre Art, zu arbeiten, hat ihr Bewunderer wie Verächter gleichermaßen beschert. Charles Baudelaire schimpfte sie eine "Latrine", Friedrich Nietzsche bezeichnete sie abfällig als "lactea ubertas" (Milchkuh mit schönem Stil). Unter den weniger missgünstigen Kritikern kursierte die Anekdote, dass Sand, kaum dass sie einen Roman vollendet habe, gleich einen neuen Stapel Papier ergreife, um den nächsten zu beginnen. Zu ihren Bewunderern gehörten neben Musset, Balzac und Flaubert Heinrich Heine und viele russische Schriftsteller, unter ihnen Fjodor Dostojewski.