George Antheil
George Antheil (* 8. Juli 1900 in Trenton, New Jersey, † 12. Juni 1959 in New York City) war ein amerikanischer Komponist und Pianist.
Mag George Antheil auch heutzutage etwas in Vergessenheit geraten sein, im Paris der 20er Jahre war sein Name in aller Munde - begierig wartete man auf den nächsten Skandal. Seine Konzerte endeten nicht selten mit Tumulten, die fast in Saalschlachten ausarteten, weshalb ihn, nach eigener Schilderung, die Vorstellung beruhigte, sich notfalls mit der während des Konzertes im Schulterhalfter getragenen Pistole den Fluchtweg freischießen zu können. Überhaupt war Antheil eine schillernde Persönlichkeit, die durch die Veröffentlichung ihrer Memoiren die ohnehin zahlreichen Anekdoten noch vermehrte, wobei die Grenze zwischen Dichtung und Wahrheit nicht immer genau auszumachen ist.
Biografie
1900 in Trenton (New Jersey) als Sohn deutscher Einwanderer geboren, erhielt Antheil ab 1913 Musiktheorie- und Kompositionsunterricht bei Constantin von Sternberg in Philadelphia, von 1919 bis 1921 bei Ernst Bloch in New York.
Klavier hatte er seit dem sechsten Lebensjahr gelernt, später bei George Boyle an der Curtis Settlement School. 1922 ging Antheil mit einem Stipendium nach Berlin, um als Pianist eigener und zeitgenössischer Werke (u.a. von Schönberg und Strawinsky) Karriere zu machen. Bald darauf widmete er sich aber hauptsächlich der Komposition. Seine Stücke waren perkussiv, dissonant und rhythmisch gewalttätig.
Im Juni 1923 siedelte Antheil nach Paris um, wo er schon bald zum Kreis der führenden Künstler gehörte, darunter Erik Satie, Jean Cocteau, Ernest Hemingway, James Joyce, E. Pound, Pablo Picasso, O. Rudge, u.a. Zahlreiche Konzertreisen führten ihn durch Europa.
Ballet mécanique
1924 begann Antheil zusammen mit Fernand Léger und Dudley Murphy mit dem Projekt Ballet mécanique. Léger und Murphy schufen einen der ersten abstrakten Filme, den Antheils Musik mit 16 Player-Pianos (mechanische Klaviere) begleiten sollte. Allerdings konnten die Klaviere weder untereinander noch mit dem Film synchronisiert werden, weshalb Film (über 30 Minuten Länge) und Musik zwei eigenständige Werke wurden. Antheil ließ daraufhin extra Klavierrollen für ein Player-Piano herstellen, das er durch acht Klaviere, vier Xylophone, zwei elektrische Klingeln, zwei Flugzeugpropeller, Tamtam, vier große Trommeln und Sirenen ergänzte. Die Pariser Premiere unter Golschmann am 19. Juni 1926 kann als (Skandal-)Erfolg gewertet werden, hingegen wurde die Aufführung in New York City 1927 unter Goossens eines der größten Desaster, deren man sich in New York erinnerte.
1952/53 überarbeitete Antheil das Werk nochmals, indem er Repetitionstakte, die ursprünglich zur Synchronisation des Films gedacht waren, herausstrich, was die Spieldauer fast halbierte. Des weiteren verkleinerte er die Besetzung: das Player-Piano fehlt ganz, aus den acht Klavieren wurden vier, ebenso reduzierten sich die Zahl der Xylophone von vier auf zwei etc. Der Grundcharakter blieb aber erhalten, das Werk wurde seinen Angaben zufolge nur "präziser". Bei der Uraufführung 1954 an der Columbia University gab es keinerlei Tumulte mehr, dreiminütige Ovationen zwangen den "Bad Boy" zu zahlreichen "bürgerlichen" Verbeugungen vor dem Publikum.
Das Ballet mécanique blieb die bekannteste Komposition George Antheils, obwohl er bis zu seinem Lebensende 1959 sehr produktiv war (so schrieb er u.a. mehrere Opern, sechs Sinfonien, Solokonzerte, Kammermusik, Lieder, Klaviermusik).
1936 übersiedelte Antheil nach Los Angeles und machte 1945 mit der oben bereits erwähnten Skandal-Biografie Bad Boy of Music, die wegen ihres Unterhaltungswertes ein Bestseller wurde, noch einmal auf sich aufmerksam. Ansonsten komponierte er viel Filmmusik, schrieb Illustriertenartikel und einen Kriminalroman und meldete einen funkgesteuerten Torpedo zum Patent an, den er zusammen mit der Film-(Nackt)-Darstellerin Hedy Lamarr in abendlichen Sitzungen entwickelt hatte. Zusammen mit Hedy Lamarr erfand er das Frequenzsprungverfahren, eine Technologie, die heute in der Mobilfunktechnik (GSM) und bei drahtlosen Netzen nach 802.11 Verwendung findet.
Von dem polnisch-amerikanischen Dirigenten Leopold Stokowski angeregt, komponierte er ab 1940 auch wieder vermehrt eigenständige Musikwerke.
George Antheil starb am 12. Juni 1959 in New York City
Weblinks
- [1] - Klavierensemble, das sich spezialisiert hat für Werke für Klavier zu 6, 8 oder mehr Händen