Georg Wilhelm Steller
Georg Wilhelm Steller; eigentlich Georg Wilhelm Stoeller (* 10. März 1709 in Windsheim, Franken; † 12. November 1746 in Tjumen, Sibirien) war ein deutscher Arzt und Naturwissenschaftler. Er war Teilnehmer der vom dänischen Kapitän Vitus Bering geleiteten und im Auftrage des Zaren Peter des Großen durchgeführten Großen Nordischen Expedition, auch Zweite Kamtschatka-Expedition genannt.
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Geboren wurde Steller am 10. März 1709 in Windsheim (Franken). Sein Vater, Johann Jakob Stöller (G. W. Stellers Name wurde wegen der schwierigen Aussprache später in Russland abgewandelt), stammte aus Nürnberg und war seit 1702 in Windsheim als Kantor des Gymnasiums und Organist der Stadtkirche tätig.
Nach dem Besuch des Windsheimer Gymnasiums studierte Steller mit einem Stipendium seiner Vaterstadt zunächst Theologie in Wittenberg. Es folgten Studienjahre in Leipzig, Jena und Halle, wo er erstmals mit Russlandkunde in Berührung kam. Sein Studienschwerpunkt ging immer deutlicher in Richtung Medizin und Naturwissenschaften. 1734 legte er sein Examen als Arzt ab. Weil er in Preußen keine Aussicht auf eine akademische Karriere sah, ging er nach Russland. Er schloss sich als Arzt dem russischen Heer an und zog mit ihm in den Polnischen Erbfolgekrieg 1734.
1737 wurde er zum Adjunkten der Naturwissenschaften der Petersburger Akademie der Wissenschaften ernannt. Noch im gleichen Jahr wurde er zum Mitglied der Großen Nordischen Expedition bestimmt und nach Kamtschatka geschickt.
Nach beschwerlicher Reise und unter laufenden Feldstudien zu einer Vielzahl von Fächern (u.a. Botanik, Zoologie, Geologie und nicht zuletzt Ethnographie) erreicht er sein Ziel im September 1740 und führte dort unverzüglich die Feldforschungen fort, zusammen mit dem russischen Studenten S. P. Krascheninnikow, der schon seit 1537 vor Ort war. Im Februar 1741 erreichte ihn ein Schreiben Berings, der ihn ersuchte, ihn, Bering, anstelle des zurückgetretenen Expeditionsarztes auf der geplanten Fahrt nach Amerika zu begleiten. Nach anfänglichem Zögern stimmte er schließlich zu.
Am 4. Juni 1741 verließ die Expedition mit den beiden Schiffen St. Peter (mit Bering und Steller) und St. Paul die Awatscha-Bucht. Im Zuge dieser Reise erreichte die St. Peter (nach etlichen navigatorischen Problemen) bekanntlich Alaska (Land in Sicht am 15. Juli 1741). Das Verhältnis von Stiller zu Bering war stets problematisch. Zu einem Eklat kam es, als Bering am 20. Juli 1741 Steller zunächst verweigerte, auf der so genannten St.-Elias-Insel (heute: Kayak-Insel) zur Erforschung der Verhältnisse an Land zu gehen. Vitus Bering wollte dort lediglich Frischwasser aufnehmen. Erst als Steller schwor, er werde dafür sorgen, dass Bering und seine Offiziere sich nach ihrer Rückkehr an höherer Stelle für diese Verweigerung würden rechtfertigen müssen, gab Bering nach. Überliefert ist noch die spöttische Bermerkung Stellers, man sei wohl hergekommen, "um amerikanisches Wasser nach Asien zu bringen". Dennoch blieben Steller nur wenige Stunden für seine Erkundungen. Immerhin reichte dies aus, um etwa 160 Pflanzenarten zu dokumentieren. Ferner erhandelte er nebenbei von den dort ansässigen Aleuten-Eskimos eine Reihe von Gebrauchs- und Schmuckgegenständen für seine ethnologische Sammlung.
Auf der stürmischen Rückreise strandete die St. Peter schließlich am 5. November 1741 auf der später so genannten Beringinsel, wo der Expeditionskommandeur Vitus Bering schließlich am 8. Dezember 1741 starb. Während des folgenden neunmonatigen Überlebenskampfes erwies sich Steller als Meister improvisierter Überlebenstechniken. Er und der dänische Leutnant Waxell waren die Führer, die ein halbwegs geordnetes Lagerleben organisierten. Aus den Resten der St. Peter gelang es schließlich ein Boot zu bauen, mit dem die Überlebenden endlich am 27. August 1742 Peter und Pauls Hafen in Kamtschatka erreichten.
Neben all den Strapazen und Gefahren, die der Überlebenskampf auf der Beringinsel mit sich brachte, verstand es Steller immer noch, seine naturkundlichen Beobachtungen fortzusetzen. So fertigte er in dieser Zeit seine Beschreibung der so genannten Stellerschen Seekuh (Rhytina stelleri), durch die er zu einigem Ruhm kam. Er war der erste und einzige Wissenschaftler, der jemals eine lebende Seekuh sah. Danach sahen sie vornehmlich Pelztierjäger, die bald für die Ausrottung dieser Spezies sorgten.
Nach seiner glücklichen Rückkehr verbrachte er weitere drei Jahre in Kamtschatka, um seine naturwissenschaftlichen und enthnologischen Forschungen fortzusetzen. Am 3. August 1744 verließ er Kamtschatka mit einer in 16 Kisten verpackten Sammlung, um nach Petersburg zurückzukehren. Noch während der Rückreise wurde er im Frühjahr 1745 in Irkutsk unter Anklage gestellt. Er wurde beschuldigt, die Völker Ostsibiriens gegen die russische Herrschaft aufgewiegelt und sogar Waffen unter ihnen verteilt zu haben. Doch schließlich wurde er aus Mangel an Beweisen frei gesprochen. Verständlicherweise hielt ihn danach nichts mehr an diesem Ort. Und so zog er Weihnachten 1745 weiter, mitten in den sibirischen Winter hinein. Bereits durch die vorangegangenen Strapazen gezeichnet, erkrankte er bald schwer. Mit letzter Kraft rettete er sich nach Tjumen. Dort starb er am 12. November 1746.Vita