Georg Solti
Georg Solti (* 21. Oktober 1912 in Budapest, † 5. September 1997, gebürtig György Stern) war Dirigent.Solti erhielt zunächst Klavierunterricht und studierte später in Budapest u. a. unter Bela Bartok, Dohnanyi, Weiner und Kodaly. 1930 war er Repetitor an der Budapester Oper, 1935-37 Assistent von Bruno Walter und Arthur Toscanini in Salzburg. Sein Debüt als Dirigent 1938 sollte nicht von Dauer sein, da auch in Ungarn Juden in öffentlichen Positionen nicht mehr erwünscht waren.
Solti verbrachte den 2. Weltkrieg in der Schweiz, zeitweise als Assistent von Toscanini in Luzern, und gewann einen Klavierwettbewerb in Genf 1942. Direkt nach dem Krieg machte sich Solti auf nach Deutschland, da dort viele Stellen unbesetzt waren. Die amerikanische Militärregierung stellte ihn prompt als Dirigent an der bayrischen Staatsoper in München als Nachfolger des mit Auftrittsverbot belegten Clemens Krauss ein.
Bereits 1947 verpflichtete Maurice Rosengarten Solti für die Plattenfirma Decca, ein Kontrakt, der bis zu Soltis Tod 50 Jahre später Bestand haben sollte. 1952 wechselte Solti an die Frankfurter Oper und hatte zunehmend Gastauftritte bei großen Orchestern und Opernhäusern weltweit. Ein Engagement beim Los Angeles Philharmonic Orchestra kündigte Solti 1961 noch vor Antritt der Stelle wieder, da ohne sein Wissen als weiterer Dirigent Zubin Mehta verpflichtet wurde. Dafür begann er 1961 seine 10-jährige Amtszeit am Covent Garden Opera House in London, wohl auch ein wesentlicher Umstand für den Titel "Sir", den Solti 1972, gerade britischer Staatsbürger geworden und dort auch bis zu seinem Tod wohnhaft, von der englischen Königin verliehen wurde.
Soltis große Erfahrung als Operndirigent ermöglichte von 1958 an die erste Gesamteinspielung von Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen", die noch heute als Sternstunde der Schallplattengeschichte gilt. 1969 begann nach Soltis jahrzehntelanger Karriere als Operndirigent sein zweiter großer künstlerischer Abschnitt mit der Verpflichtung als Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra. Solti blieb dort 22 Jahre bis 1991. Daneben war er musikalischer Direktor des [Orchestre de Paris 1971 bis 1975 und künstlerischer Leiter des London Philharmonic Orchestra 1979 bis 1983. Solti starb 1997 ohne vorherige Krankheit wenige Wochen vor seinem 85. Geburtstag.
Solti war einer der größten Operndirigenten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine nahezu kompletten Einspielungen der Opern von Richard Wagner, Richard Strauss und Giuseppe Verdi zählen bis heute zu den besten Einspielungen dieser Werke. Weniger unumstritten sind seine symphonischen Aufnahmen. Viele sind in schneidiger Toscanini-Tradition und mit meist recht starren Tempi stark auf Präzision, Objektivität und sehr große Brillanz und Spannung gerichtet, während der natürliche Duktus und Schönklang der Werke zu kurz kommt. Aufgrund der riesigen Menge an Aufnahmen, die Solti innerhalb der fünf Jahrzehnte einspielte, sind aber auch hier viele maßstabsetzende Interpretationen zu finden, vor allem der Sinfonien Gustav Mahlers und unter orchestralen Glanzstücken wie z. B. Till Eulenspiegel, der 1812-Ouvertüre oder Borodins Polowetzer Tänzen.