Genetischer Flaschenhals
Genetischer Flaschenhals ist ein Begriff aus der Populationsgenetik. Er bezeichnet eine starke genetische Verarmung, die durch eine sehr kleine, oft nur aus wenigen Individuen bestehende Population hervorgerufen wird. Bei der Rettung stark gefährdeter Arten stellt dies ein zentrales Problem dar.Etliche Arten sind in den letzten zweihundert Jahren durch genetische Flaschenhälse gegangen oder gehen gerade durch solche hindurch, unter anderem der Davidshirsch, der Kalifornische Kondor (Gymnogyps californianus), die Arabische Oryxantilope (Oryx leucoryx), der Alpensteinbock (Capra ibex), der Kakapo (Strigops habroptilus), der Wisent (Bison bonasus), das Przewalski-Pferd (Equus przewalski) und andere. In einigen Fällen gehen alle heute lebenden Tiere auf etwa ein Dutzend Individuen zurück. Der Gepard ist in vorgeschichtlicher Zeit durch einen so extrem engen genetischen Flaschenhals gegangen, dass ohne Abstoßungsreaktion Gewebe von einem Geparden auf einen beliebigen anderen übertragen werden kann.
Nach einer Hypothese des Anthropologen Stanley Ambrose ist auch die menschliche Spezies durch einen solchen Flaschenhals gegangen: Die Super-Eruption des Vulkans Toba (Sumatra) vor 71.000 Jahren mit der nachfolgenden extremen Kälteperiode (vulkanischer Winter) liegt recht genau in dem Zeitraum, in dem ein bottleneck von minimal etwa 15.000 Menschen aufgetreten sein müsste, um die heute beobachtete (angesichts der Gesamtentwicklungsdauer überraschend geringe) genetische Vielfalt des Menschen zu erklären.