General Slocum
Die General Slocum war ein Dampfschiff der New Yorker Knickerbocker Steamship Company, das am 15. Juni 1904 auf dem New Yorker East River in Brand geriet und sank. Bei der Katastrophe kamen über 1.000 Personen ums Leben, hauptsächlich Frauen und ihre Kinder - mehr Tote als beim Untergang der Titanic.Bei den Passagieren handelte es sich um Ausflügler der lutherischen St. Markus-Kirche im Stadtteil "Klein-Deutschland", die an diesem Tag das Ende des Sonntagsschuljahres feiern wollten - dabei wurde üblicherweise ein Boot gechartert, um zu einem nahegelegenen Erholungspark zu fahren. Am 15. Juni 1904 waren mehr als 1.300 Personen an Bord der General Slocum. In Klein-Deutschland lebten damals etwa 80.000 deutschstämmige Emigranten.
Etwa um 9:30 entdeckten Matrosen Feuer in einem Laderaum, vermutlich durch ein unachtsam fortgeworfenes Streichholz entzündet. Das Feuer verbreitete sich rasch, da Löschversuche scheiterten - die Feuerwehrschläuche waren verrottet und barsten unter dem Wasserdruck. Die Besatzung war außerdem nicht im Umgang damit geschult.
Der Kapitän wurde erst zehn Minuten nach Ausbruck des Feuers von der sich anbahnenden Katastrophe unterrichtet. Statt das nahegelegene Ufer anzusteuern, gab er den Befehl, mit Volldampf voraus zu der etwa eine Meile entfernten North Brother-Insel zu steuern. Durch die erhöhte Geschwindigkeit wurde das Feuer weiter angefacht.
Unter den Passagieren brach inzwischen Panik aus. Es stellte sich heraus, daß sich der Kork der Schwimmwesten aufgelöst hatte. Die Rettungsboote konnten nicht gelöst werden, da sie mit Farbe am Schiff festklebten. Aufgrund der Geschwindigkeit des Schiffes wäre es auch nicht möglich gewesen, sie zu Wasser zu lassen.
Daraufhin sprangen viele Passagiere ins Wasser, viele ertranken, da sie nicht schwimmen konnten. Da zu diesem Zeitpunkt reger Schiffverkehr auf dem East River herrschte, versuchten viele Boote noch Passagiere aus dem Wasser zu ziehen.
Als das Schiff schließlich North Brother Island erreichte, war es fast gänzlich in Flammen aufgegangen. Insgesamt starben 1.021 Personen in den Flammen.
In den folgenden Wochen wurden umfangreiche Untersuchungen über die Ursache des Unglücks angestellt. Der Kapitän des Schiffs, Captain Vain Schaick, wurde vor Gericht angeklagt und zu 10 Jahren schwerer Haft verurteilt, obwohl er sein Verhalten begründen konnte. Nach drei Jahren wurde er auf Intervention von Präsident William H. Taft entlassen.
Die Verantwortlichen der Schifffahrtsgesellschaft hingegen wurden nur zu einer geringen Geldstrafe verurteilt, obwohl nachgewiesen werden konnte, daß Dokumente gefälscht worden waren, um die Vernachlässigung der Sicherheitsbestimmungen zu vertuschen.
Die Katastrophe der General Slocum hinterließ eine bleibende Wunde. Die Enklave "Klein-Deutschland" löste sich in der Folge rasch auf. Im Jahr 1910 waren nur noch eine Handvoll Familien in Kleindeutschland übriggeblieben.
In der Folge wurden die Sicherheitsbestimmungen für Dampfschiffe deutlich verschärft. Präsident Theodore Roosevelt setzte eine Kommission ein, die die Katastrophe untersuchen und Vorkehrungen empfehlen sollte, die eine Wiederholung solcher Katastrophen verhindern sollten. Sämtliche Dampfschiffe wurden daraufhin untersucht, die zuständige Behörde USSIS (United States Steamboat Inspection Service) komplett reorganisiert.
Die Erinnerung an das Unglück wurde jedoch kurz darauf von einer weiterern Brandkatastrophe überdeckt: dem Brand der Triangle Shirtwaist Factory, der 146 Tote forderte. Außerdem führte der beginnende zweite Weltkrieg dazu, viele Gefühle für alles Deutsche in USA zu unterdrücken, einschließlich der Opfer der General Slocum.