Gemeinwesenarbeit
Gemeinwesenarbeit ist ein sozialpädagogischer Ansatz und auch eine eigenständige Disziplin. Sie versucht, Lebenswelten und Lebenslagen aller Bewohner eines Gemeinwesens (Orts- oder Stadtteil, Wohngebiet, Quartier) ganzheitlich zu verbessern.Als Vorläufer der heutigen Gemeinwesenarbeit kann das Konzept des Hull Houses als Nachbarschaftszentrum im Chicago des späten 19. Jahrhunderts betrachtet werden, welches durch Jane Addams gegründet wurde.
Wirkungsfeld
Gemeinwesenarbeiter werden vornehmlich in "sozialen Brennpunkten" mit vielfältigen Problemen und dem entsprechenden Konfliktpotential eingesetzt, zum Beispiel in sozial schwachen Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit, überdurchschnittlicher Kriminalitätsrate oder multi-kulturellen Wohnquartieren. Eine wichtige Bedeutung spielt GWA heute in den Programmen "Soziale Stadt".
Ziele
Gemeinwesenarbeit zielt nicht auf die individualpsychologische Verhaltensänderung Einzelner, sondern versucht, in Zusammenarbeit mit möglichst vielen Betroffenen aller Altersstufen die Lebensqualität vor Ort zu steigern, die das Gemeinwesen beeinträchtigenden Probleme konstruktiv und lösungsorientiert aufzugreifen und "basisdemokratische" Willensbildungsprozesse zu ermöglichen.
Methoden
Die als "Gemeinwesenarbeiter" tätigen Sozialarbeiter oder professionellen Fachkräfte verstehen sich entweder in der Rolle eines außenstehenden, neutralen Moderators oder Mediators (Vermittler) oder der eines aktiven und eventuell auch parteilichen Initiators, der Änderungen im Sozialgefüge oder konkrete Verbesserungen von Lebenslagen gemeinsam mit den Bewohnern anstrebt.
Über die Vernetzung mit örtlichen Institutionen (Behörden, Schulen, Jugendhäuser, Kirchen), Initiativen (Vereine, Gruppierungen) und die Aktivierung (Motivation) von vielen Einzelpersonen (Meinungsmacher, Wortführer, Ehrenamtliche), gelingen einer professionellen Gemeinwesenarbeit oft erstaunliche soziale Veränderungsprozesse mit nachhaltiger Wirkung.