Gastfreundschaft
Gastfreundschaft ist das Beherbergen, Bewirten und Unterhalten von Fremden, sofern sie in friedlicher Absicht gekommen sind.
In einigen Kulturen ist die Gastfreundschaft ein derart hohes Gut, dass Verletzungen der Gast-Rechte und der Pflichten dem Gast gegenüber mit einem Ehrverlust einhergehen. Der Gastgeber ist dabei oft nicht nur verpflichtet, den Gast aufzunehmen und mit dem nötigsten zu versorgen, sondern auch, diesen im Notfall mit vollem Einsatz zu verteidigen oder gar zu rächen, falls der Gast während dieser Zeit Opfer eines Angriffs wird.
Oft ist die zulässige Dauer eines Gastaufenthalts genau festgeschrieben.
Gastfreundschaft ist dabei aber nicht allein ein Begriff säkularer Ethik, vielmehr ist sie in nahezu sämtlichen Kulturen eine religiös fundierte Praxis. So gilt sie im Christentum als eines der Sieben Werke der Barmherzigkeit. Aber auch in anderen Religionen, in Judentum und Islam etwa, ist Gastfreundschaft heilig. Selbst in polytheistischen und sogenannten Naturreligionen ist sie als eine der wichtigsten religiösen Pflichten bekannt.
Nur eine religiöse Fundierung der Gastfreundschaft konnte in Gesellschaften ohne starke Institutionen und Infrastruktur das Überleben von Reisenden sichern und war damit wichtige Grundlage für jeden Handel und Austausch.
Von der Gastfreundschaft handeln zahlreiche literarische Werke, von denen im folgenden eine kleine Auswahl vorgestellt wird:
Ein Zusammenhang besteht auch zwischen Gastfreundschaft und der Bereitschaft zur Integration (von Ausländern und anderen Fremden im eigenen Land). Gastfreundschaft und Fremdenfeindlichkeit scheinen unvereinbare Gegensätze zu sein.
Die Gastfreundschaft hat zwar viele Fürsprecher, ist aber dennoch nicht umumstritten. Dionysos Chrysostomos zum Beispiel entlarvt die Gastfreundschaft - zumindest bei den Wohlhabenden - als schönen Schein: In Wirklichkeit gehe es bei der Gastfreundschaft darum, eigene Leistungen mit hohem Zins zurück zu bekommen. Chrysostomos belegt seine These mit Beispielen aus der Praxis und aus der Literatur seit Homer.
Einladung - Freund - Freundschaft - Gast - Gastgeschenk - Gastgewerbe - Gastmahl - GastrechtGastfreundschaft in der Ethik und den Religionen
Gastfreundschaft in Literatur und Film
Die Füße im Feuer
Das Gedicht "Die Füße im Feuer von Conrad Ferdinand Meyer beschreibt, wie einem Reiter in stürmischer Nacht Unterschlupf gewährt wird, obwohl er der Familie großen Schaden zugefügt hat.Mateo Falcone
Die Erzählung "Mateo Falcone" von Prosper Mérimée schildert, wie sich ein Flüchtiger Korse in einer Hütte versteckt und wie das Gastrecht durch den Sohn des Besitzers gebrochen wird. Mérimée schildert die inneren Kämpfe des Jungen einerseits und die zwingende Reaktion des Vaters andererseits, die auf ein Reinwaschen der Familienehre durch Tötung des Sohnes hinaus läuft. Der Gast
Die Kurzgeschichte "Der Gast" von Albert Camus spielt in den 1950er Jahren kurz vor Ausbruch des algerischen Unabhängigkeitskrieges. Ein Lehrer bekommt gegen seinen Willen von einem Polizisten einen Häftling ausgehändigt mit der Maßgabe, ihn zur nächstgelegenen Präfektur zu bringen und der vermeintlich freien Wahl, dem Befehl zu gehorchen oder sich ihm zu widersetzen. Der Lehrer nimmt den Häftling bei sich als Gast auf. Am nächsten Tag zeigt er ihm an einer Weggabelung beide Wege, den zur Präfektur und den in die Freiheit. Da er in einem Dilemma zwischen rechtstaatlichen Empfinden und Gastrecht steht, gibt er die Qual der Entscheidung an den Gast weiter. Doch auch der weiß, dass das Gastrecht von ihm verlangt, seinen Gastgeber nicht zu schädigen und schlägt den Weg ins Gefängnis ein.Film
Der Stummfilm Verflixte Gastfreundschaft mit Buster Keaton setzt sich ebenfalls mit dem Thema auseinander.Gastfreundschaft und Integration
Die Gastfreundschaft in der Kritik
Schriften
Verweise