Günter Guillaume
Günter Guillaume (* 1. Februar 1927 in Berlin; † 10. April 1995 in Eggersdorf als Günter Bröhl) war ein deutscher Agent für das Ministerium für Staatssicherheit, der ab 1972 als persönlicher Referent von Bundeskanzler Willy Brandt tätig war und dessen Entdeckung zu dem größten Spionagefall der deutschen Nachkriegsgeschichte (so genannte Guillaume-Affäre) führte.
In der Zeit von 1950 bis 1956 lässt sich Guillaume vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) anwerben und ausbilden. 1951 heiratet er die Sekretärin Christel Boom, die ebenfalls vom MfS als Agentin ausgebildet wird und mit der er einen gemeinsamen Sohn hat (Pierre Guillaume, später Pierre Boom). In die SED tritt er 1952 ein. Im Jahr 1956 siedelt Guillaume in die Bundesrepublik nach Frankfurt am Main über. Er betreibt hier das "Boom am Dom", einen Kaffeeladen. Seine Frau arbeitet als Sekretärin. 1957 tritt er in die SPD ein. Christel Guillaume wird Sekretärin im Parteibüro der SPD Hessen-Süd. Von 1963 bis 1968 ist Guillaume Sekretär des SPD-Unterbezirks in Frankfurt am Main. Er wird dort 1968 Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Stadtrat und Stadtverordneter. 1968/1969 ist Guillaume Wahlkampfbeauftragter des Bundesministers für Verkehr. Guillaume wird nach der Wahl in das Bundeskanzleramt vermittelt und erwirbt dort das Vertrauen seiner Vorgesetzten. 1970 wird Guillaume Referent in der Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik im Bundeskanzleramt und schließlich 1972 Referent des Bundeskanzlers Willy Brandt. Hier erhält er Zugang zu geheimen Akten und den Gesprächsrunden im engeren Kreis um den Bundeskanzler. Zudem hat Guillaume Einblick in die Privatsphäre von Willy Brandt.
Nach seiner Enttarnung wird das Ehepaar Guillaume am 24. April 1974 verhaftet. Im Dezember 1975 wird er wegen Landesverrats zu dreizehn Jahren Gefängnis und Christel Guillaume zu acht Jahren Haft verurteilt.
Im Jahr 1981 kehrt das Ehepaar Guillaume im Rahmen eines Agentenaustauschs zurück in die DDR, wo er offiziell als "Kundschafter des Friedens" gefeiert wird. In der DDR arbeitet er dann als Ausbilder für Agenten. Kurz nach der Rückkehr in die DDR werden Günter und Christel Guillaume, am 16. Dezember 1981, geschieden. Im Jahr 1986 heiratet Günter Guillaume die rund 15 Jahre jüngere Krankenschwester Elke Bröhl, deren Nachnamen er für den nunmehr letzten Lebensabschnitt offiziell annimmt (vgl. Hermann Schreiber, Kanzlersturz). In den Jahren 1986 und 1988 veröffentlicht er seine Memoiren Die Aussage. Am 10. April 1995 stirbt Günter Guillaume an metastierendem Nierenkrebs in Berlin als Günter Bröhl.Leben