Fritz Wiessner
Fritz Wiessner bzw. Wießner (* 26. Februar 1900 in Dresden, † 3. Juli 1988 in Stowe (Vermont, USA)) war ein bekannter Bergsteiger.1900, am 26. Februar, wird Fritz Wiessner in Dresden geboren. Er wächst in einer Großfamilie auf, die im Handwerksgewerbe tätig und insgesamt recht begütert ist. Mit seinem gleichaltrigen Cousin Otto unternimmt er die ersten Klettertouren im Elbsandsteingebirge. In den zwanziger Jahren klettert Wiessner Erstbegehungen und Wiederholungen schwierigster Routen in den Alpen und im Elbsandsteingebirge.
1929 wandert Wiessner in die USA aus, er studiert Chemie und leitet bald ein erfolgreiches Chemieunternehmen. Er beginnt mit amerikanischen Gefährten zu klettern. 1932 ist er Teilnehmer der "Deutsch- Amerikanischen Himalaja Expedition" zum Nanga Parbat, der jedoch ein Gipfelerfolg versagt bleibt.
1935 enteckt Wiessner die Shawangunks (indian., sprich: Shongums), eine 12 km lange, 40 bis 100 m hohe Wandflucht in den Appalachen. Der Fels, aus Quarzkonglomerat, ist fest und gutgriffig. In den folgenden Jahren erschließt Wiessner im freien, also hilfsmittellosem Kletterstil hier rund 50 Routen. 1936 gelingt ihm, zusammen mit William P. House, die Erstbesteigung des kanadischen Mount Waddington (4019 m). Ein schwieriger Berg, denn vor Wiessners Besteigung scheitern 16 Expeditionen, und danach 12 weitere Besteigungsversuche. Erst 1942 erfolgt die 2. Besteigung des Berges auf der Wiessner-Route. Im Bundesstaat Wyoming gelingt Wiessner, ebenfalls noch im Jahre 1936, die 2. (und erste freie) Begehung des Nordgrates des Grand Teton (4196 m). Im darauffolgendem Jahr gelingt ihm die erste freie und damit sportliche Besteigung des Devils Tower. Sein Freikletterstil, den er vom Sächsischen Bergsteigen her kennt, konsequent anwendet und auch öffentlich vehement vertritt, wird schließlich richtungsweisend für den modernen Klettersport.
1939 leitet Wiessner eine amerikanische Expedition zum K2 (8611m). Wiessners Organisation und Logistik ist vorbildlich. Die Hauptschwierigkeiten bereits hintersich, steht er selbst in bester Verfassung, zusammen mit Pasang Dawa Lama, auf fast 8.400 m, kurz unter dem Gipfel. Aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände, an deren Wiessner keine Schuld trägt, scheitert die Expedition jedoch und endet in einer Tragödie. Hätte die Wiessnersche Expedition 1939 Erfolg gehabt, wäre sie als eine der bedeutendsten Leistungen in die Geschichte des Alpinismus eingegangen. (Der erste Achttausender, Annapurna I, wird 1950, der Mount Everest 1953 bestiegen. Der K2, als einer der schwierigsten Berge der Welt, wird schließlich 1954 zum erstenmal bestiegen.) Während des II. Weltkrieges dient Wiessner als technischer Berater der 10. Gebirgsdivision und arbeitet in der Kommission "Ausrüstung für kalte Klimagebiete" des Amtes des Generalquartiermeisters in Washington D.C. mit.
1945 heiratet Wiessner Muriel Schoonmaker. 1946 wird Sohn Andrew und 1947 Tochter Pauline (Polly) geboren. 1952 zieht Familie Wiessner nach Stowe/Vermont. Tochter und Sohn begleiten ihrern Vater später auf vielen Reisen und Touren. Seine Frau Muriel ist ihm bis zu seinem Tode eine treue Begleiterin bei weltweiten Reisen, Kletterfahrten und Skitouren.
1964 reist Wiessner erstmalig wieder in seine alte Heimat, das Elbsandsteingebirge. Als Ehrengast des Deutschen Wanderer- und Bergsteigerverbandes der DDR nimmt er an den Feierlichkeiten des Jubiläums "100 Jahre Bergsteigen in Sachsen" teil. Bis 1986 besucht er nun alljährlich die alte Heimat und klettert immer noch begeistert im Sandstein. Selbst im hohen Alter steigt er Wege bis zum V. Grad vor, im Nachstieg bei Bernd Arnold, Uli Peemüller, Werner Rump u.a. meistert er noch Wege im VII. Grad.
1967 Wiessner, inzwischen Ehrenmitglied des American Alpine Club (AAC) ist Teilnehmer der Yukon-Centennial-Expedition des Kanadischen Alpenclubs. Schlechtes Wetter vereitelt die Besteigung der höchsten Berge in dem noch recht unbekannten Gebiet der St.-Elias-Mountains. Jedoch gelingt Wiessner, gemeinsam mit seinem Sohn Andrew u.a, in einer kurzen Schönwetterperiode die Erstbesteigung von zwei Dreitausendern.
1973 Unter Wiessners Vorsitz der Kommission für Schwierigkeitsbewertung und Routenbeschreibung innerhalb der UIAA (Union Internationale des Associations de Alpinisme = Internationale Vereinigung der Alpinen Verbände) wird die alpine Schwierigkeitsskala neu bewertet und verabschiedet.
1988 , am 3. Juli, endet das Leben von Fritz Wiessner in Stowe/Vermont. Auch nachdem er 1987 mehrere Schlaganfälle erleidet, die ihn teilweise lähmen und an den Rollstuhl fesseln, bleibt er gedanklich dem Bergsteigen und Klettern bis zu seinem Tode verbunden: "Ich denke noch viel über das Klettern nach - aber nicht am Tage. Ich denke darüber meist nachts und zu besonderen Gelegenheiten nach, wenn ich das Leben ganz allgemein satt habe. Wenn ich dann wünsche, ich könnte hinübergehen zu den Bäumen und Felsen, dann erfreue ich mich an meinen Träumen über das Klettern."