Friedrich Ratzel
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Wikipedia - die freie Enzyklopädie [1] -- 09:45, 28. Mai 2004 (CEST)
Das Leben des Friedrich Ratzel
Friedrich Ratzel wird am 30. August als jüngstes von 4 Kindern in Karlsruhe geboren. Sein Vater Carl Ratzel diente als Kammerdiener bei Hofe, seine Mutter war Hausfrau. Sorgsam wuchs er in der Hofbeamtenfamilie auf, besuchte die Volksschule, später vom 9. - 15. Lebensjahr die Lafontaine'sche Schule. In Eichtersheim begann Ratzel nach Beendigung der Schule eine Lehre als Apotheker. 1863 legte er seine pharmazeutische Prüfung ab, um anschließend noch einige Jahre als Apothekergehilfe tätig zu sein. Bereits während dieser Zeit widmete er sich dem Studium der Natur und der Sprachen. Auf zahlreichen Wanderungen fand er Interesse an den Naturwissenschaften wie z.B. der Geologie und der Paläontologie. Unbedingt wollte Ratzel Naturwissenschaften studieren und bereitete sich in Nachtstunden und in seiner Freizeit auf das Abitur vor, das er schließlich erfolgreich bestand.
Von 1866 bis 1868 studierte Ratzel in Karlsruhe, Heidelberg, Jena und Berlin Naturwissenschaften. Im Mai 1868 promovierte er mit einer zoologischen Arbeit in Heidelberg. Vervollkommnet hat Ratzel seine Studien an der französischen Mittelmeerküste.
Geldmangel und der Verlust seines Mikroskopes veranlaßten ihn, "Reisebriefe Mittelmeer", in denen er seine Eindrücke schilderte, an die "Kölnische Zeitung" zu senden. Diese Berichte fanden sehr starken Anklang, so daß Ratzel als Reiseberichterstatter fest angestellt wurde. Es folgten weitere Reisen, die ihn u.a. nach Italien, Ungarn und nach dem Krieg 1870/71, an dem er als Kriegsfreiwilliger teilnahm, bis in die USA, Mexiko und Kuba führten.
Noch 1871 begab sich Ratzel an die Technische Hochschule München, um seine naturwissenschaftlichen Studien fortzuführen. Mehr und mehr wandte er sich der Geographie zu. Die in dieser Zeit geschlossene Freundschaft mit dem Zoologen Moritz Wagner (1813-1887) hatte nachhaltigen Einfluß auf das wissenschaftliche Werk Friedrich Ratzels. 1875 beendete er seine Reisetätigkeit. Zum Geographen gereift, wurde er an der Technischen Hochschule München als Privatdozent für Geographie. Bereits mit 32 Jahren übertrug man ihm eine außerordentliche Professor in der noch jungen geographischen Wissenschaft. In seiner Münchner Zeit veröffentlichte er zahlreiche geographische Werke, so u.a. "Die Erde in 24 gemeinverständlichen Vorträgen über allgemeine Erdkunde" (1881) oder "Die Vereinigten Staaten von Amerika" (2 Bände, 1878-1880). Seine Veröffentlichungen zeigten, daß sich aus dem Reiseschriftsteller Ratzel ein wissenschaftlicher Gelehrter entwickelt hatte. Sie lassen bereits auch Ansätze seiner anthropogeographischen Theorie, der Offenlegung von Beziehungen zwischen Natur, Geschichte und Menschheit, erkennen. Neben der Entwicklung zum Wissenschaftler Friedrich Ratzel verändern sich auch seine persönlichen Verhältnisse. 1877 heiratete er Marie Wingers, die er während einer Englandreise kennengelernt hatte. 1879 und 1881 wurden seine Töchter Hedwig und Lila geboren.
1886 folgte Ratzel einer Berufung an die Universität Leipzig, einer der größten und bedeutendsten deutschen Universität jener Zeit. Er übernahm den Lehrstuhl für Geographie, der durch den Weggang von Ferdinand von Richthofen freigeworden war. 18 Jahre lang wurde Leipzig Stätte seines bedeutenden geographischen Wirkens. Hier fand er schnell so bedeutende Freunde wie den Nationalökonomen und Historiker Roscher, den Physiker Ostwaldt oder den Psychologen und Philosophen Wundt. Intensiv arbeitete er an der Vergrößerung der Bibliothek und der Ausdehnung des Seminarbetriebes. Als akademischer Lehrer war er wegen seiner Ausstrahlung unter den Studenten beliebt. Rasch steigerte sich die Zahl der Hörer seiner geographischen Vorlesungen. Ratzel bemühte sich in der Ausbildung seiner Studenten, daß diese geographisch dachten: "Nur als Ergebnis dieses Zusammenwirkens von Erde, Wasser und Luft ist also die Erde zu verstehen.. Ihr Aufeinander- und Durcheinanderwirken ist hauptsächlich Gegenstand geographischer Betrachtungen, denn es läßt fast all jene Erscheinungen entstehen, welche als "geographisch" bezeichnet werden."(2)
Noch voll in seiner wissenschaftlichen Forschungs- und Lehrtätigkeit stehend, verstarb am 9. August 1904, kurz vor Vollendung seines 60ten Lebensjahres, völlig unerwartet Friedrich Ratzel während seines Sommerurlaubes am Starnberger See.
Einordnung und Bedeutung des wissenschaftlichen Werkes
Mit seinem Tode hinterließ Friedrich Ratzel einen wissenschaftlichen Nachlaß, der mehr als 1200 Veröffentlichungen umfaßt. Kaum ein geographisches Teilgebiet wird davon nicht berührt. Damit gehört er zu den wenigen Geographen, die fast die gesamte Breite dieser Wissenschaft beherrschten.
Ratzels Wirken fällt in eine Zeit, in der sich die geographischen Forschungen von der Sammlungs- und Beobachtungstätigkeit, deren bedeutendster Vertreter Alexander von Humboldt war, hin zur Untersuchung geographischer Erscheinungen und Prozesse entwickelte. War die Geographie bis dahin nur eine "Hilfswissenschaft" für Kartographen, entstanden in den 80er Jahren des 19. Jhd. an den deutschen Universitäten eigenständige geographische Lehrstühle. Ein großes Verdienst Friedrich Ratzels bestand in dem Versuch der Beschreibung der kausalen Zusammenhänge zwischen Erde, Natur und Mensch. "Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeiten waren die Durchdringung der Wechselwirkungen zwischen dem Menschen und seiner Lebenssphäre bildenden Erdoberfläche einschließlich der Wasser- und Lufthülle mit allen ihren lebensfördernden und -hemmenden Gegebenheiten."(3) Diese anthropogene Betrachtungsweise, d.h. die Einbeziehung des Menschen in die Geographie, stellte in seiner Zeit wissenschaftliches Neuland dar. Somit trug er zum Ausbau des wissenschaftstheoretischen Fundamentes der Geographie bei, indem er dem rein naturwissenschaftlichen Charakter der Geographie die gesellschaftswissenschaftlichen Komponente hinzufügte. Die Überbetonung der naturbedingten Einflußfaktoren auf den Menschen stellten die Grenzen seiner Erkenntnisse dar. Er erkannte nicht die aktive Rolle des Menschen in der Gestaltung seiner Umwelt und ließ gesellschaftliche Gegebenheiten unberücksichtigt. In seiner Politischen Geographie reduzierte Ratzel die Betrachtung der Weltgeschichte nicht auf das Wirken von Einzelmenschen, sondern stellte Volk und Staat in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. Als erster Wissenschaftler versuchte er eine, "Gesetzmäßigkeiten im geschichtlichen Ablauf aufdeckende, Politikwissenschaft für das Verständnis der Geschichte überhaupt und für das Zeitalter der Weltpolitik insbesondere zu entwerfen."(4) Dieser Versuch mußte scheitern, da gesellschaftliche Erscheinungen und Entwicklungen in erster Linie mit Gesetzen der Natur gedeutet wurden. Trotz dieses Scheiterns gebührt Friedrich Ratzel das Verdienst, den Zweig der Politischen Geographie begründet zu haben. Es gehört zur historischen Wahrheit, daß Ratzels Erkenntnisse im Hitlerdeutschland zur Begründung der Macht- und Gebietsexpansion Deutschlands mißbraucht wurden. Seine vom Naturdeterminismus geprägten Schriften fanden in abgewandelter, "weiterentwickelter" Form ihre Niederschlag in der Geopolitik, mit deren Hilfe in den 30er Jahren des 20.Jhd. die "Volk ohne Raum" These begründet und "bewiesen" wurde. Es ist aber nicht gerechtfertigt, Ratzel als Initiator oder gar ideologischen Begründer der rassenfeindlichen Politik jener Zeit hinzustellen. Im Gegenteil, in seinen völkerkundlichen Arbeiten ging Ratzel von der Einheit der Menschheit aus. Er unterschied Rassen rein quantitativ, aber nicht qualitativ. In seiner Völkerkunde kommt er zu folgender Erkenntnis: "So weit die Erde für den Menschen bewohnbar ist, finden wir also Völker, die Glieder einer und derselben Menschheit sind. Die Einheit des Menschengeschlechts ist also das tellurische oder planetarische Merkmal, das der höchsten Stufe der Schöpfung ausgeprägt ist. Es gibt nur eine einzige Menschenart, deren Abwandlungen zahlreich sind, aber nicht tiefgehen."(5)
(1) Ratzel, Friedrich: Deutschland. Einführung in die Heimatkunde. Leipzig 1898
(2) Ratzel, Friedrich: Die Erde und das Leben. Eine vergleichende Erdkunde. 2.Band, Leipzig 1901-02, S.5
(3) Roßinski, B.: Friedrich Ratzel. Versuch einer kritischen Würdigung des einflußreichsten deutschen Geographen (Manuskript unveröffentlicht). Leipzig
(4) Schulte-Althoff, Franz-Josef: Studien zur politischen Wissenschaftsgeschichte der deutschen Geographie im Zeitalter des Imperialismus. Paderborn 1971, S.145 (Bochumer geographische Arbeiten, H. 9)
(5) Ratzel, Friedrich: Völkerkunde. 1.Band, Leipzig und Wien 1901, S.8