Friedrich Harkort
Friedrich Harkort (* 22. Februar 1793 in Hagen-Haspe; † 8. März 1880 in Dortmund-Hombruch), der "Vater des Ruhrgebiets", war ein deutscher Unternehmer und Politiker in der Frühzeit der industriellen Revolution.Sein persönliches Umfeld lag im Ruhrgebiet in der westfälischen Stadt Hagen und in deren Umgebung. Geboren wurde er im Haus Harkorten. Harkort starb hochbetagt und wurde in der Familien-Erbgruft in Herdecke bei Gut Schede beerdigt.
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2 Politisches Wirken 3 Sonstiges 4 Weblinks |
Unternehmerisches Wirken
Industriepionier
In seiner Heimat galt Friedrich Harkort als unruhiger Geist, denn schon 1819 gründete er auf der Burg innerhalb der Stadt Wetter die "Mechanische Werkstätte Harkort & Co." zur Herstellung von Dampfmaschinen und Gasbeleuchtungsapparaten. Die preußischen Behörden förderten Harkorts Werk als erstes Eisenindustriewerk in Westfalen und als eine der ersten Maschinenbaufirmen im Ruhrgebiet, denn dieses profitierte von den Wasserhaltungsmaschinen für den aufstrebenden Bergbau an der Ruhr.
Bereits 1826 wurde in dem nach englischen Vorbildern gebauten Puddel- und Walzwerk das Puddelverfahren eingeführt.
Aus Harkorts Unternehmen ging später die DEMAG in Wetter an der Ruhr hervor. Zu seinen Frühtaten auf sozialem Gebiet gehörte innerhalb seinens Unternehmens die Schaffung einer Betriebskrankenkasse nach dem Vorbild der Berggewerkschaftskassen des damaligen Bergbaus. Harkort gilt als früher Pionier der industriellen Revolution.
Bahnpionier
Im Jahre 1825 veröffentlichte Harkort in der Nummer 26 der Zeitschrift "Hermann" den Aufruf, zwischen Köln am Rhein und Minden an der Weser eine Eisenbahn zu bauen. Zu dieser Zeit begann man in Deutschland das Thema zu beachten und Harkort handelte wie ein Unternehmer, als er seinen Artikel unter der Maßgabe einer gewissen Marktstrategie veröffentlichte. Sein Aufsatz begann mit den Worten: "Durch die rasche und wohlfeile Fortschaffung der Güter wird der Wohlstand eines Landes bedeutend vermehrt." Seine Überlegungen als Unternehmer galten dem Fernverkehr, denn für den einheimischen Bergbau besaß Harkort und sein Unternehmen im Jahre 1829 bereits eine Produktionskapazität von einer Million Pfund Schienen.
1828 gründete Friedrich Harkort gemeinsam mit Dr. Nikolaus Egen, seinem Schwager Ludwig Mohl (der den Kupferhammer im Deilbachtal betrieb), Dr. med. Voß aus Steele (heute Stadtteil von Essen) und den Langenberger Kaufleuten Reichmann und Meyberg, die erste Eisenbahn-Aktiengesellschaft auf deutschem Boden. Ihr Zweck war der Bau der Deilthaler Eisenbahn (Deilthaler Eisenbahn Aktiengesellschaft), welche am 20. September 1831 eröffnet wurde und den Namen Prinz-Wilhelm-Eisenbahn erhielt.
Im Jahre 1832 wurde unter seinem maßgeblichem Einfluss auch die seit 1829 im Bau befindliche Silscheder Kohlenbahn eröffnet.
Zur gleichen Zeit wurde Harkort in den westfälischen Provinziallandtag gewählt. Dort wiederholte er 1831 seinen Vorschlag. 1833 veröffentlichte Harkort nochmals seinen Aufruf: "Die Eisenbahnen von Minden nach Cöln". Das Resultat war eine Aktiengesellschaft, die sich um das notwendige Kapital für den Bau der Strecke bemühte, denn der preussische Staat war nicht Willens oder in der Lage, die Strecke zu bauen.
Auf Grund widriger Umstände konnte das Unternehmen einige Zeit später nicht mehr fortgeführt werden. Erst 1847 war die Strecke vollständig befahrbar und zwar von der Köln-Mindener Eisenbahn.
1844-1848 wurde nach von Harkort entwickelten Plänen die Bergisch-Märkische Eisenbahn gebaut.
Politisches Wirken
Bildungspolitik
Friedrich Harkort war maßgeblich an der Bildungspolitik der deutschen Nation im 19. Jahrhundert beteiligt. Er gründete den "Verein für die deutsche Volksschule und für Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse", kurz: Volkshochschulverein. Der Verein zählte binnen kürzester Zeit 2500 Mitglieder aus dem gehobenen Bürgertum. Unter diesen fanden sich viele Befürworter einer neuen Schulform, welche es den Volksschullehrern ermöglichen sollte, ihren niedrigen Stand zu verlassen. Dies war ein heikles Thema, da weder Staat noch Kirche daran interessiert waren, "mündige Lehrer" mit dem Bildungsauftrag zu versehen. Vielmehr entsprach das gewohnte Bild des "Katecheten" nach wie vor den Vorstellungen der Obrigkeit.
Harkort erkannte die entstehenden Missstände bedingt durch die fortschreitende Industrialisierung einerseits und durch unzulänglichen Ausbau der Bildungsmöglichkeiten für das Proletariat andererseits und verfasste eine 1844 veröffentlichte Anklageschrift mit dem Titel "Bemerkungen über die Hindernisse der Zivilisation und Emanzipation der unteren Klassen", aus welcher folgende Zitate stammen:
- "100.000 Fibeln, die 3000 Taler kosten, haben einen größeren Wert für die Erziehung der Menschheit als 100.000 Bewaffnete, die jährlich 9 Millionen verschlingen"
- "8000 Menschen, die auf einer Quadratmeile leben, bedürfen, um bestehen zu können, eines höheren Grades von Bildung und Kenntnissen, als einige Hirten, die auf wüster Fläche schweifen"
- Quelle für den Abschnitt "Bildungspolitik":
- Dr. Karl Bungardt: Die Odyssee der Lehrerschaft-Sozialgeschichte eines Standes (ein Versuch). 1961. S. 39 ff
Sozialpolitik
Harkort war Kreistagsabgeordneter, Mitglied des Westfälischen Provinziallandtags, des Norddeutschen Reichstags, Abgeordneter der konstituierenden preußischen Nationalversammlung und von 1871 bis 1874 Mitglied des Deutschen Reichstages. Dort galt er als fortschrittlich-liberaler Politiker. Außer für bildungs- und sozialpolitische Belange engagierte er sich auch für Verkehrs- und Wirtschaftspolitik.
Als Reichstags-Abgeordneter forderte Harkort für die Arbeiter feste Anstellungen und feste Löhne. Auch schlug er eine "Gewinnbeteiligung der Arbeiter" vor und forderte ein "Verbot aller Kinderarbeit". Ab 1856 wurden nach seinen Forderungen Unterstützungskassen für Arbeiter und Handwerker eingerichtet. Bekannt ist heute noch seine Schrift "Über die soziale Frage".
Sonstiges
1861 erhielt Harkort den preußischen Roten Adlerorden 3. Klasse.
Nach Friedrich Harkort wurde unter anderem der Harkortsee benannt.
Weblinks