Francesco Landini
Francesco Landini (* ca. 1325; † 1397) war ein italienischer Minnesänger, Komponist und Organist.
Table of contents |
2 Landini und Petrarca 3 Die Kunst der Spätgotik 4 Die Kompositionstechnik Landinis 5 Conclusion |
Die Lebensdaten von Francesco Landini sind relativ gut gesichert, obwohl der florentiner Organist offensichtlich weder geistlichen noch adligen Standes war und zudem in seiner Kindheit erblindete. Auf Grund seiner Behinderung konnte sich Landini, der um 1325 in Fiesolo bei Florenz geboren ist, wohl keine Bildungsreise erlauben. Die hatte er wegen der Tatsache, dass Florenz neben Siena das führende Kulturzentrum des Trecento war, recht eigentlich auch gar nicht nötig. Er starb 1397.
Von Francesco Landini sind über 150 Stücke erhalten. 90 davon sind so genannte ballate. Landini war nicht nur Musiker sondern auch Dichter und Philosoph und ist vermutlich auch der Verfasser seiner Texte. Eigene Bearbeitungen für die Orgel unterscheiden sich deutlich von den Versionen für Singstimme und/oder Instrumente, sind also wenig exemplarisch für die Musikausübung unserer Tage. Inhaltlich entsprechen die Gesänge Landinis (Die Textierung ist sehr unterschiedlich - manchmal sind alle Stimmen unterlegt, dann wieder nur eine oder zwei) der Minnesang-Metaphorik, auch wenn damals hochmoderne Motive, z.B. das aufstrebende akademische Wesen, einbezogen sind.
Landini zeigt sich also vom Petrarkismus relativ unbeeinflusst. Das mag daran liegen, dass Francesco Petrarca (1304 - 1374) kaum eine Generation älter ist und dass die Gedichtform des Sonetts eine musikalische Überformung nicht erheischt. Petrarca und Landini gemeinsam ist allerdings die Verwendung der italienischen Sprache, was noch im 14. Jahrhundert bei konservativen Zeitgenossen als Novum erschienen sein mag.
Die Gelehrtensprache war selbstverständlich Latein, wahrscheinlich ein nicht sehr klassisches, das sich wohl nicht all zu deutlich von der italischen Mundart unterschieden hat. Daneben blühten im 12. und 13. Jahrhundert die Volkssprachen auf, insbesondere Französisch, Ober- und Niederdeutsch und Provenzalisch, die für Oberitalien gültige Volks- und Dichtersprache. Zumindest entstanden hier die Handschriften in provenzalischer Sprache. Es liegt auf der Hand, dass das mit der linguistischen Realität wenig zu tun hatte. Dennoch erforderte es einigen Mut, das übliche lateinische Kauderwelsch zur Kultursprache zu erheben. Italienisch war also zunächst eine Dichtersprache zweiter Güte, aber Volkssprache ersten Ranges, die durch den komplizierten musikalischen Satz sublimiert wurde.
Großen Einfluss auf Landini übt die Ars nova aus, deren Hauptvertreter Guillaume de Machaut (1300 - 1377) ist. In gewisser Weise ähnelt die Rezeption diese Musik der der Musik des 20. Jahrhunderts. Allerdings ist festzustellen, dass im Falle der frühen Mehrstimmigkeit die Rezeption sehr unterschiedlich und extrem von hermeneutischen und individuellen Faktoren abhängig ist, während man bei der Musik des 20. Jahrhunderts von einem Gewöhnungseffekt ausgeht.
M.a.W. Ein gotisches Kunstwerk hinterlässt in der Seele des Betrachters zu einem anderen Zeitpunkt auch einen anderen Eindruck. Ein und dasselbe Musikstück kann am Morgen schal und abgeschmackt, am gleichen Abend grandios erscheinen.
Im Falle der frühen Mehrstimmigkeit sind keine anderen Akkorde feststellbar als bei gewöhnlichen Liedsätzen. Die Kunst besteht eher im Weglassen als, etwa wie bei Igor Strawinsky (1882 - 1971), im Hinzufügen. Es dominiert bei Landini die leere Quinte, die vielfach zu harmonischen Doppeldeutigkeiten führt.
Nachdem es in der damals üblichen Mensuralnotation keine Partituren, keine Taktbezeichnungen und auch keine oktavierfähige Verschlüsselung gibt, liegt die Art und Weise des Komponierens völlig im Dunkeln. Gänzlich unklar ist es, wie sich hier ein blinder Musiker zurechtfinden konnte.
Ludwig van Beethoven (1770 - 1827) und Bedrich Smetana (1824 - 1884) werden bedauert, weil sie taub geworden sind. Die allgemeine Meinung geht dahin, es reiche aus, Musik nur zu hören. Das ist aber zumindest für die ältere Musik keineswegs gültig. Musik besteht zur Hälfte aus optischen Faktoren. Auch die Blindheit reduziert den musikalischen Genuss und schränkt das gefühlsmäßige Erleben ein. Das wird klar, wenn man sich die Bebilderung der damaligen Prachthandschriften vergegenwärtigt, zu deren Subjekt Landini wird, zu denen er selbst jedoch keinen Zugang hatte.Leben und Wirken
Landini und Petrarca
Die Kunst der Spätgotik
Die Kompositionstechnik Landinis
Conclusion