Fränkische Schweiz
Als Fränkische Schweiz bezeichnet man die Gegend östlich von Forchheim ("das Tor zur Fränkischen Schweiz") bis etwa Bayreuth im Osten und Nürnberg im Süden; Bamberg bildet das nordwestliche Eck des Dreiecks. Großflächig wird die Region auch durch die Flüsse Main im Norden, Regnitz im Westen und Pegnitz im Osten oder durch die Bundesautobahnen A 70 im Norden, A 9 im Osten und A 73 im Westen eingefasst. Die Fränkische Schweiz ist der nördliche Teil der Fränkischen Alb. Die Fränkische Schweiz liegt zum Teil in den Landkreisen Bamberg, Bayreuth und Forchheim. Zu den bekanntesten Orten gehören Pottenstein, Gößweinstein, Muggendorf, Ebermannstadt, Forchheim und Streitberg.
Früher hieß die Gegend "Muggendorfer Gebürg". Die ersten Reisenden kamen zur Zeit der Romantik. Als "Entdecker" gelten die beiden aus Berlin stammenden Studenten Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder, die in Erlangen Jura studierten. Mit ihrem Bericht aus dem Jahr 1793 begeisterten sie ihre Zeitgenossen. 1820 erschien das Buch "Die kleine Schweiz" von Jakob Reiselsberger aus Waischenfeld, worauf die Bezeichnung "Fränkische Schweiz" zurück geht. Mit "Schweiz" bezeichnete man im 19. Jahrhundert gerne Landschaften mit Bergen, Tälern und Felsen (z.B. Sächsische Schweiz, Mecklenburgische Schweiz oder Holsteinische Schweiz). Es gibt sogar Regionen in Südamerika, die von deutschsprachigen Auswanderern so benannt wurden, so z. B. die Argentinische Schweiz. 1829 erschien Joseph Hellers Buch "Muggendorf und seine Umgebung oder die Fränkische Schweiz".
Bald pilgerten vornehme Kurgäste zur Erholung nach Muggendorf. Zu den Besuchern gehörten unter anderem Karl Immermann und Richard Wagner. Auch Ernst Moritz Arndt und Viktor von Scheffel gerieten über diesen
Landstrich ins Schwärmen und bezeichneten die Fränkische Schweiz als "Schlupfwinkel des deutschen Gemüts".
Im Vorwort zu seinem Reiseführer schreibt der Bamberger Privatgelehrte Dr. Joseph Heller:
Benennung
Informationen über die Region findet man im Fränkische Schweiz Museum in Tüchersfeld [1] mit seinen umfangreichen regionalen Sammlungen. Es ist untergebracht im sogenannten Judenhof, der durch seine Lage unterhalb zweier steil aufragender Felstürme bekannt ist und ein Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz darstellt.
In der Fränkischen Schweiz gibt es zahlreiche Höhlen, von denen die bekannteste und größte die Teufelshöhle bei Pottenstein ist. Die Region ist ein typisches Karstgebiet mit säurelöslichen Gesteinen wie Kalk und Dolomit. Durch Eindringen von Kohlensäure bildeten sich mehr als tausend Höhlen. Viele davon sind reich an Tropfsteinen. Öffentlich zugänglich sind:
Der markanteste von vielen Bergen ist das "Walberla", ein Tafelberg östlich von Forchheim. Der richtige Name des Massives ist "Ehrenbürg". Die "Ehrenbürg" besteht aus dem 532 m hohen Rodenstein und dem 512 m hohen Walberla. In einer Urkunde von 1360 wird die Walburgis-Kapelle auf dem Berg erstmals erwähnt. Sie hat der Ehrenbürg zu ihrem Namen "Walberla" verholfen. In jener Urkunde wird auch ein Jahrmarkt erwähnt, der am Tag der Hl. Walburga am 30. April auch heute noch Tausende anzieht. Wegen der seltenen Pflanzen wurde das Walberla unter Naturschutz gestellt. Archäologische Funde zeugen von einer Besiedlung des Walberlas bereits ca. 1000 v. Chr. Befestigungsanlagen der Kelten (ca. 500 v. Chr.) sind heute noch erkennbar. Von hier aus hat man einen Blick ins Regnitz-, und Wiesenttal. Im Hintergrund sind sogar der Bamberger Dom und die Neubauten von Erlangen zu erkennen. Das Gebiet ums Walberla wird geprägt von dem größten geschlossenen Süßkirschenanbau in Europa. Das Walberla ist auch bei Drachenfliegern sehr beliebt, auch wenn sie ihren Drachen den Berg hoch tragen müssen, da die Zufahrt mit dem PKW nicht erlaubt ist.
Die Karst-Landschaft ist geprägt durch Kalkfelsen des Urmeers Thetys, das im Jura dort Lebensraum für zahlreiche Saurier war - daher auch die andere (seltenere) Bezeichnung: Frankenjura. Nicht zu Unrecht ist das Logo der Fränkischen Schweiz ein versteinerter Ammonit. Die besten Fossilienfundstellen Süddeutschlands finden sich hier. In Streitberg gibt es ein privates Ammonitenmuseum. Ammoniten sind ausgestorbene Kopffüßer aus der Kreidezeit und zählen zu den bekanntesten Fossilien. Benannt sind sie nach dem ägyptischen Gott Ammon. Neben den Exponaten bietet das Museum allerhand Wissenswertes über das Ammoniten-Tier.
Die Fränkische Schweiz ist mit über 5.000 Routen einer am besten erschlossenen Klettergärten der Welt. Hier wurde der erste Haken einzementiert und hier hatte das Rotpunkt-Klettern seine Wurzeln. Durch die vielen Lochfelsen und Überhänge ist die Fränkische Schweiz eines der wichtigsten außeralpinen Klettergebiete. Die "Action directe", von Wolfgang Güllich erstbegangen, galt lange Zeit als die schwerste Freikletterroute der Welt. Aufgrund des festen, griffigen Gesteins kann man schon in Routen des III. Grades im Senkrechten klettern. Routen, die Kletterer aus aller Welt in "Die Fränkische" pilgern heißen: Sautanz, Magnet, Stonelove, Wallstreet, Action Directe..., alle stehen stellvertretend für eine Epoche der "Rotpunkt-Bewegung", die hier entstanden ist und ein wahres Kletterfieber ausgelöst hat. Bedeutende Klettergebiete sind das Trubachtal, das Walberla, das Wiesenttal, das Leinleitertal, das Püttlachtal, das Aufseßtal und viele weitere Täler. Bei Waischenfeld liegt die Harry-Potter-Kletterwand. Sie bietet dem Kletterer sieben verschiedene Routen, die alle nach Figuren aus den Harry-Potter-Büchern benannt sind wie z.B. "Slytherin", "Der goldene Schatz" oder "Voldemort".
Die Fränkische Schweiz liegt an der Burgenstraße, einer Touristenstraße mit mehr als 70 Burgen, Schlössern und Festungen zwischen Mannheim und Prag. Sie führt durch abwechslungsreiche Landschaften, wie etwa das Neckartal, das Hohenloher Land, die Frankenhöhe, die Fränkische Schweiz, das Fichtelgebirge und den Kaiserwald.
170 Burgen entstanden im Mittelalter. Davon sind 35 heute noch bewohnt. Folgende Burgen können besichtigt werden:
137 katholische und evangelische Kirchen gibt es in der Fränkischen Schweiz. Nahezu jedes Dorf hat seine Kirche. Die bedeutendste Kirche der Fränkischen Schweiz ist die barocke Dreifaltigkeitsbasilika zu Gößweinstein. Der Sandsteinbau wurde von Balthasar Neumann geplant und 1739 eingeweiht.
Der Brauch, die Dorfbrunnen zu Ostern zu schmücken ist eigentlich uralt, doch nach dem Zweiten Weltkrieg pflegte man den Brauch in vielen Ortschaften nicht mehr, was vor allem auf die Einführung der Wasserleitung zurückzuführen ist. Anfang der 80er Jahre erfuhr der Brauch eine Wiederbelebung, so dass 1986 in 169 Ortschaften Osterbrunnen geschmückt wurden. Heute schmücken über 200 Ortschaften von Karfreitag an ihre Dorfbrunnen mit buntbemalten Ostereiern. Als Schmuck dienen ausgeblasene Eier, die bemalt oder verziert sind. In manchen Orten werden die echten Eier durch Plastikeier ersetzt, da die ausgeblasenen Eier oft entweder durch die Witterung oder auch mutwillig zerstört werden. Der Hauptgrund für diesen Brauch ist wohl in der Bedeutung des Wassers für die wasserarme Hochebene der Fränkischen Schweiz zu finden.
Die Fränkische Schweiz wird räumlich durch das Gewässersystem der Wiesent und ihrer Nebenflüsse (Aufseß, Kainach, Leinleiter ...) begrenzt. Auf Grund der geologischen und ökologischen Gegebenheiten sind in diesen Gewässern fast ausschließlich Bachforellen, Regenbogenforellen und Äschen beheimatet. Dieses liegt im Sauerstoffgehalt, in den Gewässertemperaturen und im Nahrungsangebot der Flüsse begründet. Das Ökosystem der Flüsse der Fränkischen Schweiz ist so intakt, dass die Fische sich natürlich reproduzieren. Im Zuge der Flurbereinigung wurden jedoch viele Bäche begradigt. Merkmale der Fränkischen Schweiz
»Land der Höhlen«
Weitere Höhlen sind: die Oswaldhöhle im Hohlen Berg bei Muggendorf, die Rosenmüllershöhle bei Muggendorf, das Quackenschloß bei Engelhardsberg (Höhlenruine), die Zoolithenhöhle bei Burggailenreuth, die Esperhöhle bei Gößweinstein, die Förstershöhle im Zeubachtal, die Schönsteinhöhle im Langen Tal, die Klauskirche bei Betzenstein, die Riesenburg bei Doos (Einsturzdoline).
Literatur
»Land der Berge«
»Land der Fossilien«
»Land der Kletterer«
»Land der Burgen«
»Land der Kirchen«
Literatur
Peter Poscharsky: Die Kirchen der Fränkischen Schweiz, Palm & Enke, Erlangen 1990
»Land der Brunnen«
»Land der Bäche«