Forschungsbibliothek
1. Unter einer Forschungsbibliothek im engeren Sinne versteht man eine Bibliothek, die gestützt auf umfangreiche Bestände zu einem mehr oder weniger großen Fachgebiet nicht nur einer einzelnen Institution (z. B. Forschungsinstitut oder Universität), sondern der Forschung insgesamt dient. Forschungsbibliotheken gibt es vor allem in den historisch arbeitenden Geisteswissenschaften, die auf umfassende Altbestände und die entsprechende Sekundärliteratur angewiesen sind. Die Bestände werden in der Regel detaillierter erschlossen als in anderen wissenschaftlichen Bibliotheken. An einer Forschungsbibliothek sind Forschungsprogramme (auch für Nachwuchswissenschaftler), Publikationsreihen und wissenschaftliche Projekte wie Editionen und Bibliographien angesiedelt.Beispiele für Forschungsbibliotheken sind die Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel oder die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, die den ganzen Bereich der Kulturgeschichte der frühen Neuzeit bzw. der Goethezeit abdecken. Als Forschungsbibliotheken auf einem engeren Fachgebiet sind die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung in Berlin (historische Bildungsforschung) oder die Johannes á Lasco-Bibliothek in Emden (reformierter Protestantismus) zu nennen.
2. Im weiteren Sinne lassen sich alle wissenschaftlichen Bibliotheken als Forschungsbibliotheken bezeichnen, da sie die für die Forschung benötigte Literatur sammeln, erschließen und zugänglich machen.
Insbesondere nehmen im Bereich der angewandten Wissenschaften in Deutschland die Zentralen Fachbibliotheken eine wichtige Rolle ein, während für die eher historisch arbeitenden Geisteswissenschaften neben den schon genannten eigentlichen Forschungsbibliotheken vor allem die Bibliotheken der Sammlung Deutscher Drucke von Bedeutung sind.
3. Mitunter werden auch die in den Forschungsabteilungen von größeren Firmen und Unternehmen vorhandenen Spezialbibliotheken als Forschungsbibliothek bezeichnet.