Formel-1-Saison 1952
Da Ascari hier zugunsten des Rennens in den USA auf einen Start verzichtet, ist für Taruffi der Weg zum Sieg frei. Auf dem zweiten Platz landet überraschend der Lokalmatador Fischer mit einem privat eingesetzten Ferrari. Durch einen schweren Rennunfall im Rahmenrennen findet die aktive Karriere Rudolf Caracciolas ein Ende.
Aus Public Relation-Gründen wünscht Ferrari den Start mit dem alten 4,5-Liter-Boliden des Vorjahres. Doch das Unternehmen wird zum Fiasko: Ascari kann sich nur mit Mühe qualifizieren, liegt zwar zu Beginn auf dem achten Platz, um jedoch nach 41. Runden aufgeben zu müssen, da eines seiner hinteren Speichenräder bricht. Die amerikanische Konkurrenz fährt mit ihren 6,7-Liter-Boliden bereits mit modernen Magnesium-Rädern. Enzo Ferrari nimmt die Niederlage persönlich und bedauert selbst kurz vor seinem Tode, das Rennen nie gewonnen zu haben.
Erstmals findet der Grand Prix von Frankreich in Rouen statt.
Zwar gelingt Ferrari erneut ein Doppelsieg - aber alle anderen Platzierungen werden bemerkenswerterweise von englischen Piloten bei ihrem Heim-Grand-Prix errungen.
Zwölf der 30 Starter kommen aus Deutschland und fahren auf BMW oder Veritas unterlegen hinterher. Fritz Rieß, der Le Mans-Sieger des gleichen Jahres, ist mit seinem Veritas als bestplatzierter Deutscher gerade mal auf einem siebten Platz gelandet. Mit seinem Sieg, der aufgrund eines zusätzlichen Boxenstopps durch Ölmangel nur vorübergehend gefährdet ist, kann Ascari bereits vorzeitig Weltmeister werden.
Erstmals findet ein GP der Niederlande statt. Die "neue" Piste von Zandvoort verwendet unter anderem gesprengte deutsche Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg als Fundament.
Die ersten fünf jedes Rennens bekamen 8, 6, 4, 3 bzw. 2 Punkte, einen weiteren Punkt gab es für die schnellste Rennrunde. Die besten vier Resultate wurden gewertet.
Aufgrund des Rückzuges von Alfa Romeo werden die Funktionäre der Formel 1 ziemlich überrascht. Um das Starterfeld aufzufüllen, schreiben sie die Konkurrenz für die Jahre 1952 und 1953 nach dem bisherigen Formel 2-Reglement aus: Dadurch sind nur noch Fahrzeuge mit reinen Saugmotoren bis 2000 ccm erlaubt. Das Gewicht ist für heutige Verhältnisse undenkbar freigestellt. Zwar ist der Einsatz von Kompressoren noch erlaubt, bei lediglich 500 ccm entscheidet sich jedoch kein Rennstall für diese Alternative.
Bei den PS-Zahlen sind folgerichtig erhebliche Einbußen zu verzeichnen. Der Alfa Romeo 159 des Vorjahres war noch mit imposanten 425 PS ausgestattet - das Weltmeisterschaftsfahrzeug von 1951, Ferrari, kam gerade einmal auf 180 PS! Dennoch erlaubte diese Ausweitung des Regelwerks nun auch wieder den kleinen Marken wie Gordini sich besser zu platzieren. Mit Cooper, Connaught und Fraser Nash traten nun auch drei neue britische "Garagen-Teams", wie sie Enzo Ferrari gerne verspottete, die zuvor nur in der niedrigeren Klasse gestartet waren, relativ beachtenswert an. Insgesamt 80 Piloten schreiben sich für die Saison ein, sind aber bis auf Hawthorn, Behra, Manzon und Fischer gegen die überlegenen Ferraris chancenlos. Der junge Mike Hawthorn rangierte zum Ende der Saison auf einem hervorragenden vierten Platz, um sogleich vom Commendatore für die kommende Saison zu den roten Rennern hin verpflichtet zu werden.
Die so genannten "Formel 2"-Jahre der Formel 1 sind eine reine Domäne des Ferrari-Rennstalls, da sie in den beiden Jahren 14 von 15 Rennen gewinnen und sogar 15 Doppelsiege feiern können. Erst mit dieser Saison gibt es eine Helmpflicht für Autorennen.
Währenddessen ist der Titelverteidiger Juan Manuel Fangio ohne konkurrenzfähiges Material, da Maseratis neuer Wagen zum Grand Prix von Bremgarten noch nicht fertig gestellt ist. Ohne großes Fortune nimmt der Argentinier mit einem BRM an zwei Grands Prix in Albi und in Drandrod bei Belfast außerhalb der Weltmeisterschaftskonkurrenz teil und scheidet jedesmal aus. Da Fangio aber von den Erfolgserlebnissen zehrt, fährt er wider alle Vernunft mit einem Rennwagen des Kollegen Louis Rosier von Le Bourget nach Monza, wo ein freier Grand Prix stattfindet und ein vorbereiteter Maserati auf ihn wartet, da der Flug zu spät stattgefunden hätte. Nach einer langen Nachfahrt kommt der übermüdete Argentinier gerade einmal zwei Stunden vor Startbeginn an, um daraufhin aus der letzten Startreihe starten zu müssen. Bereits in der zweiten Runde verliert unkonzentriert die Kontrolle über den Wagen und verunfallt schwer. Fünf Monate muss er daraufhin seine Wirbelsäulen-Verletzung auskurieren, ohne in die WM eingreifen zu können.
Ferraris erster Weltmeister Ascari fehlt dadurch ein gleichwertiger Gegner außerhalb seines eigenen Teams: Lediglich Giuseppe Farina bringt ihm beim Grand Prix auf dem Nürburgring in Bedrängnis. Wenn Alberto nicht die alte Rechnung mit Indianapolis hätte begleichen wollen, wäre ihm vielleicht auch in der Schweiz, wo er daher auf den Start verzichten mußte, ein Sieg geglückt. Dennoch ist er ein würdiger Weltmeister, weil er sich auch konditionsmäßig auf die Rennen versucht vorzubereiten, was man angesichts seines Bierbauches gar nicht annehmen wollte, und besser als seine Teamkollegen mit den kleineren monoposti zurechtkommt.
Formel 1-Weltmeisterschaft 1952
GP Schweiz - Bremgarten (27. Mai 1952)
Platz
Fahrer
Team
Zeit
1
Piero Taruffi
Ferrari
3:01.46,100
2
Rudolf Fischer
Ferrari
-2.37,200
3
Jean Behra
Gordini
-1 Runde
4
Ken Wharton
Frazer-Nash-Bristol
-2 Runden
5
Alan Brown
Cooper-Bristol
-3 Runden
GP USA - Indianapolis (30. Mai 1952)
Platz
Fahrer
Team
Zeit
1
Troy Ruttman
Kuzma-Offenhauser
3:52,41,880
2
Jim Rathmann
Kurtis-Offenhauser
-4.02,329
3
S. Hanks
Kurtis-Offenhauser
4
D. Carter
Lesovsky-Offenhauser
5
A. Cross
Kurtis-Offenhauser
GP Belgien - Spa-Francorchamps (22. Juni 1952)
Platz
Fahrer
Team
Zeit
1
Alberto Ascari
Ferrari
3:03.46,300
2
Giuseppe Farina
Ferrari
-1.55,200
3
Robert Manzon
Gordini
-4.28,400
4
Mike Hawthorn
Cooper-Bristol
-1 Runde
5
Paul Frère
HWM-Alta
-2 Runden
GP Frankreich Rouen (6. Juli 1952)
Platz
Fahrer
Team
Zeit
1
Alberto Ascari
Ferrari
3:02.42,638
2
Giuseppe Farina
Ferrari
-1 Runde
3
Piero Taruffi
Ferrari
-2 Runden
4
Robert Manzon
Gordini
-3 Runden
5
Maurice Trintignant
Gordini
-5 Runden
GP England - Silverstone (19. Juli 1952)
Platz
Fahrer
Team
Zeit
1
Alberto Ascari
Ferrari
2:44.11,000
2
Piero Taruffi
Ferrari
-1 Runde
3
Mike Hawthorn
Cooper-Bristol
-2 Runden
4
Dennis Poore
Connaught
-2 Runden
5
Eric Thompson
Connaught
-3 Runden
GP Deutschland - Nürburgring (3. August 1952)
Platz
Fahrer
Team
Zeit
1
Alberto Ascari
Ferrari
3:06.13,300
2
Giuseppe Farina
Ferrari
-14,100
3
Rudolf Fischer
Ferrari
-7.10,100
4
Piero Taruffi
Ferrari
-1 Runde
5
Jean Behra
Gordini
-1 Runde
GP Niederlande - Zandvoort (16. September 1952)
Platz
Fahrer
Team
Zeit
1
Alberto Ascari
Ferrari
2:53.28,500
2
Giuseppe Farina
Ferrari
-40,100
3
Luigi Villoresi
Ferrari
-1,34,400
4
Mike Hawthorn
Cooper-Bristol
-2 Runden
5
Robert Manzon
Gordini
-3 Runden
GP Italien - Monza (7. September 1952)
Platz
Fahrer
Team
Zeit
1
Juan Manuel Fangio
Alfa Romeo
2:50.45,600
2
José Froilán González
Maserati
-1.01,800
3
Luigi Villoresi
Ferrari
-2.03,200
4
Giuseppe Farina
Ferrari
-2.11,400
5
Felice Bonetto
Maserati
-1 Runde
Endstand Fahrer-WM
Platz
Fahrer
Team
Punke
1
Alberto Ascari
Ferrari
36 (53,5)
2
Giuseppe Farina
Ferrari
24 (27)
3
Piero Taruffi
Ferrari
22
4
Rudolf Fischer
Ferrari
10
-
Mike Hawthorn
Cooper-Bristol
10
6
Robert Manzon
Gordini
9
7
Troy Ruttman
Kuzma-Offenhauser
8
-
Luigi Villoresi
Ferrari
8
9
José Froilán González
Maserati
6,5
10
Jim Rathmann
Kurtis-Offenhauser
6
-
Jean Behra
Gordini
6
12
Sam Hanks
Kurtis-Offenhauser
4
13
Ken Wharton
Fraser-Nash
3
-
Dennis Poore
Connaught
3
-
Duane Carter
Lesovsky-Offenhauser
3
16
Felice Bonetto
Maserati
2
-
Alan Brown
Cooper-Bristol
2
-
Paul Frère
HWM-Alta
2
-
Maurice Trintignant
Gordini
2
-
Eric Thompson
Connaught
2
-
Art Cross
Kurtis-Offenhauser
2
22
Bill Vukovich
Kurtis-Offenhauser
1