Fly-by-Wire
Fly-by-Wire (englisch; sinngemäß Fliegen per Draht) ist eine Steuerungstechnik für Luftfahrzeuge.
Im Unterschied zur "klassischen" Steuerung, bei der die Steuerbewegungen des Piloten durch Stahlseile, Schubstangen oder Hydrauliksysteme an die Steuerflächen oder Rotoren übertragen werden, sitzen bei Fly-by-Wire Sensoren (z.B. Potentiometer) an den Steuerelementen (Steuerknüppel, Pedale...)
Die Bewegungen des Piloten an den Steuerelementen (z.B. am Sidestick) werden in elektrische Signale umgewandelt, die dann von Servomotoren oder von mittels elektrischer Ventile angesteuerten Hydraulikzylindern wieder in Bewegungen der Steuerflächen umgesetzt werden.
Dies ist notwendig, da bei großen oder schnellen Luftfahrzeugen die durch den Piloten aufzubringende Kraft zum Bewegen der Steuerflächen unzumutbar groß wäre.
Der wesentliche Unterschied von Fly-by-Wire im Gegensatz zu servounterstützen Systemen (wie z.B. der Servolenkung im Auto) ist die vollständige mechanische Entkopplung von Steuerelement (Steuerknüppel) und Stellmotor. Die Steuersignale werden rein elektrisch übertragen.
Eine Erweiterung des Fly-by-Wire-Konzeptes besteht darin, die Steuersignale vor Ausführung durch einen Flugkontroll-Computer laufen zu lassen, der sie beispielsweise auf Plausibilität überprüfen kann und die Einhaltung gewisser Grenzwerte überwacht, damit die Maschine nicht abstürzt oder auseinanderbricht. Darüber hinaus ermöglicht das Fly-by-Wire eine automatische und damit sehr viel schnellere Reaktion auf Flugbahn- und Fluglageänderungen, wie sie beispielweise durch Turbulenzen hervorgerufen werden.
Moderne Militärjets benötigen heute generell einen Flugkontroll-Computer und Fly-by-Wire, da sie zur Erhöhung ihrer Manövrierfähigkeit bzw. Tarneigenschaft konstruktiv als aerodynamisch instabil ausgelegt sind. Die amerikanische F-16 "Fighting Falcon" hat ohne aktivierten Fluglagecomputer beispielsweise die Tendenz, mit sehr hohem Anstellwinkel in Rückenlage zu fliegen, der Eurofighter würde mit ebenso hohem Anstellwinkel nach oben ziehen. Einem menschlichen Piloten wäre es nicht möglich, das Flugzeug zu beherrschen.
Bei Hubschraubern dienen Fly-by-Wire in zusammenarbeit mit dem Flugcomputer zur Entlastung des Piloten, indem sie z.B. automatisch das Hauptrotor-Drehmoment ausgleichen oder die Höhe/Schwebeposition halten.
Das erste Verkehrsflugzeug mit einer Fly-by-Wire-Steuerung war die Concorde.
Fly-by-Wire ist anfällig gegen elektromagnetische Störeinflüsse, daher müssen vor allem die Datenübertragungskabel aufwändig abgeschirmt werden. Dies ist auch der Grund für das Mobiltelefon-Verbot in den meisten Flugzeugen. Vor allem das Militär drängt auf die Einführung einer sichereren Übertragungstechnik. Diese könnte mit "Fly-by-Light" zur Verfügung stehen.
Siehe auch: Flugsteuerung
Weblinks