Fledermäuse
Fledermäuse | ||||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||||
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Die Fledermäuse stellen eine Unterordnung der Fledertiere (Chiroptera) dar. Die zweite Unterordnung sind die Flughunde (Megachiroptera). Fledermäuse kommen auf allen Kontinenten der Erde mit Ausnahme der Antarktis vor. Sie sind deutlich kleiner als Flughunde, manche haben eine Körperlänge von nur wenigen Zentimetern. Die meisten Fledermausarten ernähren sich von Insekten, die sie teilweise im Flug erbeuten. Größere Arten fressen auch kleinere Säugetiere, Frösche und Fische. Von einer Art ist bekannt, dass sie andere, kleinere Fledermausarten in der Luft jagt. Es gibt aber auch vegetarisch lebende Arten, die, ähnlich wie die Flughunde, auch Blüten bestäuben.
Die in Mitteleuropa beheimateten Arten der Fledermäuse halten Winterschlaf. Trotzdem kommt es manchmal vor, dass die Männchen die Weibchen aus dem Winterschlaf wecken, um Nachwuchs zu zeugen. Die Weibchen finden sich zu so genannten Wochenstuben zusammen, in denen die Jungtiere geboren und gemeinsam aufgezogen werden. Diese Wochenstuben umfassen meistens 20-50 Muttertiere, die sich alljährlich wieder zusammen finden. Die Tragzeit der mitteleuropäischen Arten ist vom Nahrungsangebot abhängig. Sollte es für das trächtige Weibchen wenig zu fressen geben, so „regelt“ es Kreislauf und Stoffwechsel herunter. Die Tragzeit kann dadurch zwischen 40 und 70 Tagen variieren.
Für den Winterschlaf legen die Fledermäuse spezielle Fettvorräte an, deren alleiniger Zweck es ist, während des Aufwachens die notwendige Energie zu liefern, mit der wieder die normale Körpertemperatur erreicht werden kann. Während des Winterschlafes sinkt die Körpertemperatur bis auf wenige Zehntel Grad über der Temperatur, bei der das Blut nicht mehr in der Lage ist, Sauerstoff zu transportieren.
Ein erstaunliches Merkmal der Fledermäuse ist ihr Ultraschall-Echolot. Dabei stoßen sie kurze Schreie im Ultraschallbereich aus und empfangen die reflektierten Echos. Dadurch sind sie in der Lage, sich auch in völliger Dunkelheit zu orientieren. Das Echolotsytem ist so genau, dass Fledermäuse damit fliegende Insekten in der Luft orten und jagen können. Interessanterweise verändern Fledermäuse zur präziseren Ortung beim Schrei die Tonhöhe und stoßen beim Jagen andere Schreie aus als beim Suchen. Derartige Techniken kommen auch bei Radargeräten von Jagdflugzeugen zur Anwendung.
Table of contents |
2 Vampirfledermäuse 3 Sonstiges 4 Weblinks |
Heimische Fledermäuse
In Deutschland leben 21 (evtl. 22) Fledermausarten, die größtenteils in ihrem Bestand gefährdet sind. 17 der heimischen Arten werden in den Gefährdungskategorien der Roten Liste Deutschlands geführt.
Ihre Gefährdung geht vor allem durch Zerstörung ihrer Lebensräume aus, etwa durch die Sanierung von Altbauten und die Versiegelung von potentiellen Schlafplätzen, durch die Zerstörung von Totholzbeständen und die Vergiftung mit Insektenschutzmitteln und Holzschutzfarben.
Das Fledermausjahr
Alle europäischen Fledermäuse haben einen Jahresablauf, der ihnen von unserem Klima diktiert wird. So benötigen sie Quartiere, die ihnen Schutz vor der Witterung und vor potentiellen Feinden bieten.
Dabei lassen sich prinzipiell Sommer- von Winterquartieren unterscheiden.
Diese verschiedenen Quartiere spielen ein wichtige Rolle im Leben der Fledermäuse.
Im Spätsommer, etwa ab Ende August, suchen die meisten europäischen Fledermausarten nach geeigneten Winterquartieren, die ihnen für die kalten Monate ausreichend Schutz bieten. Fledermäuse sind Winterschläfer und entsprechend während des Winters abhängig von Unterschlupfmöglichkeiten, wo sie gleichmäßige Witterungsbedingungen vorfinden und gleichzeitig für ihre Feinde nicht gut erreichbar sind. Perfekte Winterquartiere stellen Höhlensysteme dar, aber auch Stollen und Festungsanlagen werden gerne angenommen. So ist das größte bekannte Winterquartier ein etwa 50 Meter unter der Erde liegendes Bunkersystem aus dem Zweiten Weltkrieg in Westpolen bei Miedzyrzecz. Hier überwintern jährlich bis zu 30.000 Fledermäuse in zwölf Arten. Weitere wichtige Quartiere sind die Kalkberghöhle in Bad Segeberg und die Spandauer Zitadelle, eine Festungsanlage in Berlin. Häufiger sind jedoch Quartiere, die nur eine relativ geringe Anzahl der Tiere beherbergen.
In diesen Winterquartieren findet häufig auch die Paarung der Tiere statt. Dabei suchen erwachte Männchen die Weibchen unter den meist in Gruppen hängenden Tieren auf und umklammern sie mit den Flügeln. Durch diese Behandlung wacht das Weibchen auf und wird, sobald es erwacht ist, vom Männchen begattet. Nach dem Geschlechtsakt suchen sich beide Tiere wieder einen Schlafplatz. Im Laufe des Winterschlafes kann ein Weibchen mehrfach von verschiedenen Männchen begattet werden. Die Befruchtung der Eizelle erfolgt jedoch nicht im Anschluss an die Paarung, sondern erst nach Beendigung des Winterschlafes. So wird verhindert, dass das Weibchen durch die Schwangerschaft einen zu hohen Energieaufwand hat und die Jungtiere noch in der kalten Jahreszeit geboren werden. Nach Beendigung des Winterschlafes, etwa Ende März, wandern die Fledermäuse in ihre Sommerquartiere. Dabei suchen sich die Männchen meist Tagesquartiere, die als Ausgangspunkt für die Jagd dienen. Die Weibchen sammeln sich in den Wochenstuben, in denen sie ihre Jungen gebären. Auch die Weibchen jagen. Dabei lassen sie die Jungtiere im Quartier zurück, wo sie gemeinsam mit anderen verlassenen Jungtieren regelrechte Fledermaustrauben bilden. Nach dem Jagdflug erkennt jede Mutter ihr Junges und setzt es an ihren Zitzen zum Säugen an. Ab Ende August werden die Jungen dann von ihren Müttern verlassen und finden sich selbständig in den Winterquartieren ein
Heimische Arten
Zu den heimischen Fledermäusen gehören die folgenden Arten.
In der Liste sind auch einige Arten der Nachbarländer und Irrgäste aufgeführt.
Eine Reihe weiterer Arten sind in Südeuropa heimisch, darunter auch ein Vertreter der Bulldoggfledermäuse (Mollossidae), die Europäische Bulldoggfledermaus Tadarida teniotis.
Vampirfledermäuse
Nur ganze 3 Arten in Südamerika, der Gemeine Vampir (Desmodus rotundus), der Weißflügelvampir (Diaemus youngi) und der Kleine Blutsauger, auch Kammzahnvampir genannt, (Diphylla ecaudata ) ernähren sich vom Blut anderer Säugetiere oder Vögel. Dabei saugen sie ihrem Opfer, z.B. Rindern, das Blut nicht aus, sondern ritzen mit ihren messerscharfen Zähnen die Haut etwas ab und lecken das ausfließende Blut auf, was ihre Opfer normalerweise nicht bemerken. Sie besitzen ein hoch entwickeltes Sozialverhalten; beim Gemeinen Vampir werden hungrige Tiere von Artgenossen gefüttert, weil diese Tierart auf tägliche Nahrungsaufnahme angewiesen ist.
Vampire können dem Menschen nur als Krankheitsüberträger gefährlich werden. Besonders die Tollwut wird von ihnen übertragen.
Sonstiges
Am 24. November 2002 verursacht ein Fledermausbiss den ersten Tollwutfall bei einem Menschen in Großbritannien seit 100 Jahren.
Weblinks