Flügelung
Als Flügelung oder Flügeln bezeichnet man das fahrplanmäßige Aufteilen eines Zuges in mehrere (in der Praxis immer zwei) Zugteile (Halbzüge), die in unterschiedliche Richtungen weiterfahren oder von denen einer endet.Das Flügelzugkonzept stammt aus dem Bahnbetrieb und ist eine Möglichkeit Züge wirtschftlicher einzusetzen. Die Flügelzüge beginnen gemeinsam auf einem Bahnhof, werden dann auf einem Unterwegsbahnhof getrennt und fahren dann verschiedene Zielbahnhöfe an. Das funktioniert natürlich auch umgekehrt.
Im ersten Fall kann man hierdurch eine umsteigefreie Verbindung mehr anbieten, ohne dass ein zusätzlicher Zug fahren muss. Dies spart Fahrplantrassen. Im zweiten Fall optimiert die Flügelung die Auslastung des Rollmaterials.
In der Gegenrichtung erfordert das Flügeln natürlich, dass die beiden Halbzüge am Flügelungspunkt vereinigt werden.
Einen herkömmlichen Wagenzug zu flügeln, stellt eine ziemliche Herausforderung dar. Prinzipiell muss der Zug dazu in der Mitte entkuppelt und (mit entsprechendem Rangieraufwand) eine neue Lokomotive angekuppelt werden. Handelt es sich um einen Wendezug, wäre theoretisch auch noch ein neuer Steuerwagen notwendig. Umgekehrt gilt das Entsprechende.
Genau dieser Aufwand, der in etwa dem Rangieren klassischer Kurswagen entspricht, soll beim Flügeln nicht anfallen. Daher wird normalerweise nur mit Triebzügen geflügelt, die mit automatischen Kupplungen versehen sind.
Damit am Flügelungspunkt nicht plötzlich Hunderte Fahrgäste verwirrt darüber sind, ob sie sitzen bleiben oder den Zugteil wechseln müssen, ist es wünschenswert, schon beim Einsteigen detailliert darüber zu informieren, wohin die einzelnen Zugteile verkehren. Ein elektronisches RIS, das seitlich und/oder an den Türen für jeden Wagen oder jede Triebwageneinheit einzeln den Zuglauf darstellt, ist daher empfehlenswert.
Seit Einführung des Halbzugkonzepts mit der zweiten und dritten Bauserie des InterCityExpress wird im Fernverkehr der Deutschen Bahn massiv geflügelt. Dabei treten allerdings auch nach Jahren immer noch regelmäßig Probleme mit den Bugklappen und automatischen Kupplungen der ICE-Triebzüge auf.
Auch im Nahverkehr wird viel geflügelt, mit so ziemlich jeder Triebwagenbaureihe, die automatisch gekuppelt werden kann. Die Flügelung ist zum Beispiel ein Kernbestandteil des Betriebskonzepts der S-Bahn RheinNeckar.
Interessanterweise wird auch zuweilen mit herkömmlichen Doppelstock-Wagenzügen geflügelt, wo dies technisch ohne großen Aufwand möglich ist, z. B. bei einigen RegionalExpress-Zügen von Frankfurt am Main nach Siegen und Treysa mit Flügelung in Gießen. Bei diesem Beispiel wird auch die Fahrgastinformation mit "low-tech"-Mitteln durchgeführt: Kreidebeschriftete Tafeln markieren die Trennstelle am Bahnsteig, Klebezettel am Wagenübergang markieren sie im Zug.
Die "Flügelung" von Zügen ist die modernere Variante der Kurswagen.Technische Anforderungen
Beispiele