Ferdinand von Richthofen
Ferdinand Freiherr von Richthofen (* 5. Mai 1833 in Carlsruhe (Oberschlesien, seit 1945 zu Polen); † 6. Oktober 1905 in Berlin) war ein bedeutender deutscher Geograf und Forschungsreisender. Er gilt als Begründer der modernen Geomorphologie und prägte in seinen Studien über China den Begriff von der Seidenstrasse.Richthofen studierte Geologie in Breslau und Berlin. Er promovierte 1856 und arbeitete zunächst als Geologe. Er führte 1856 bis 1860 geologische Untersuchungen in Südtirol (Alpen) und Siebenbürgen (Karpaten) durch.
Schwerpunkt seiner Tätigkeit als Forschungsreisender war eine zwölfjährige Reise von 1860 bis 1872, die ihn nach Asien und Nordamerika brachte. Als Teilnehmer einer preußischen Handelsgesellschaft besuchte er von 1860 bis 1862 zunächst Ostasien, genauer Ceylon (Sri Lanka), Japan, Formosa (Taiwan), die Philippinen und Java. In Java durchreiste er einige bis dahin noch unbekannte Teile der Insel. Anschließend unternahm er eine Landreise von Bangkok nach Mulmen am Bengalischen Meerbusen. Seinen Plan, von Kalkutta aus quer durch Zentralasien zu reisen, mußte er aufgeben. Er verließ zunächst Asien und arbeitete bis 1868 an vorwiegend geologischen Themen in Kalifornien und in der Sierra Nevada. 1868 kehrte er nach Asien zurück. Von Schanghai aus widmete er sich bis 1872 der intensiven Erforschung Chinas. Richthofen durchreiste, z.T. unter widrigen Bedingungen, 13 der damaligen 18 Provinzen. Durch ihn wurde ein großer Teil Chinas für die (westliche) Wissenschaft erschlossen. Der Schwerpunkt seiner Untersuchungen verschiebt sich in China von der Geologie hin zur Geographie. Insbesondere widmete er sich den Zusammenhängen von Gesteinsbau (Stratigraphie), Oberflächenformen(Geomorphologie), Klima, Pflanzen- und Tierwelt, Besiedlung, Wirtschaft und Kultur im Untersuchungsgebiet. Genaue Einzelbetrachtungen fügte er zu einem aussagekräftigen Gesamtbild zusammen.
In Peking brach er im Oktober 1871 zu seiner letzten Reise auf. Diese Reise führte ihn über Taiyuan entlang des Flusses Fen He nach Xi’an, durch die Qinling Shan- und Daba Shan-Berge nach Chengdu mit dem Ziel Kanton. Hinter Chengdu wurde die Expedition jedoch überfallen und ausgeraubt. Richthofen entschloß sich zum Abbruch der Reise. Über Luzhou und Chongqing im Roten Becken und danach entlang des Flusses Jangtsekiang erreichte Richthofen über Yichang, Wuhan, Nanjing schließlich Schanghai.
Nach seiner Rückkehr (1872) aus China war Richthofen von 1873 bis 1878 Präsident der Berliner Gesellschaft für Erdkunde.
1875 wurde er Professor für Geologie in Bonn und später (1883) Professor für Erdkunde in Leipzig. 1886 wurde Richthofen nach Berlin berufen.
Seine wichtigsten Arbeiten sind die Untersuchungen zum geologischen Bau und der Geographie von China (zum Beispiel seine Arbeiten über die Steinkohlevorkommen dort und den asiatischen Löss).
Hauptwerke:
- "China, Ergebnisse eigener Reisen" (5 Bände mit Atlas,1877-1912)
- "Führer für Forschungsreisender" (1886)
- "Geomorphologische Studien aus Ostasien" (4 Hefte, 1901-03)