Ferdinand IV. (Neapel)
Ferdinand (* 12. Januar 1751 in Neapel; † 4. Januar 1825 in Neapel), als Ferdinand I. Antonio König beider Sizilien und als Ferdinand IV. König von Neapel, wurde als dritter Sohn Karls III, Königs von Spanien, und der Prinzessin Maria Amalie von Sachsen geboren.Er wuchs ohne jegliche Geistesbildung auf, widmete sich aber umso eifriger gymnastischen Übungen, worin er, durch außerordentliche Körperkräfte unterstützt, sich auszeichnete, und gab sich als Jüngling den niedrigsten Vergnügungen hin.
Als sein Vater 1759 den spanischen Thron bestieg, folgte er demselben als Ferdinand IV. auf dem von Neapel, wo ihm während seiner Minderjährigkeit ein Regentschaftsrat unter dem Vorsitz des Marchese Tanucci beigegeben war. Der Marchese behielt auch, nachdem Ferdinand am 12. Januar 1767 volljährig geworden war, einen entscheidenden Einfluss und regierte im Geiste der Aufklärung.
Am 12. Mai 1768 heiratete er in Caserta in erster Ehe Maria Karoline von Österreich, mit der er folgende Kinder hatte:
- Maria Teresa (* 6. Juni 1772 - † 13. April 1807), Kaiserin von Österreich,
- Luisa Maria (* 27. Juli 1773 - † 19. September 1802), Großherzogin von Toskana,
- Carlo Tito (* 4. Januar 1775 - † 17. Dezember 1778), Prinz von Kalabrien,
- Maria Anna (* 23. November 1775 - † 22. Februar 1780), Prinzessin von Spanien,
- Francesco I. Gennaro (* 20. August 1777 - † 8. November 1830), König von Sizilien,
- Maria Cristina (* 17. Januar 1779 - † 26. Februar 1783), Prinzessin von Spanien,
- Maria Amalia (* 17. Januar 1779 - † 12. März 1849), Königin von Sardinien,
- Carlo Gennaro (* 12. April 1780 - † 1. Januar 1789), Prinz von Spanien,
- Giuseppe Carlo (* 18. Juni 1781 - † 19. Februar 1783), Prinz von Spanien,
- Maria Teresa (* 26. April 1782 - † 24. März 1866), Königin von Frankreich,
- Maria Cristina,
- Maria Antonietta (* 14. Dezember 1784 - † 21. Mai 1806), Königin von Spanien,
- Maria Clothilda (* 18. Februar 1786 - † 10. September 1792), Prinzessin von Spanien,
- Maria Enrichetta (* 31. Juli 1787 - † 20. September 1792), Prinzessin von Spanien,
- Carlo Gennaro (* 26. August 1788 - † 1. Februar 1789), Prinz von Spanien,
- Leopoldo Giovanni (* 2. Juli 1790 - † 10. März 1851), Herzog von Salerno,
- Alberto Maria (* 2. Mai 1792 - † 26. Dezember 1798), Prinz von Spanien, und
- Maria Isabella (* 2. Dezember 1793 - † 23. April 1801), Prinzessin von Spanien.
Durch das siegreiche Vordringen der republikanischen Armee in Italien genötigt, 1796 mit der Republik Frieden zu schließen, setzte Ferdinand dennoch seine Rüstungen fort, verbündete sich 1798 mit Österreich, Russland und England und drang bis Rom vor. Die Folge war das Einrücken eines französischen Heers unter dem General Championnet in Neapel und, nachdem der König schon am 24. Dezember 1798 nach Palermo geflohen war, die Proklamation der Parthenopeischen Republik am 23. Januar 1799.
Indessen erhoben sich die neapolitanischen Provinzen für den legitimen Regenten, und die Hauptstadt selbst fiel am 21. Juni 1799 wieder in die Gewalt des Royalistenheers unter Kardinal Ruffo, worauf im Januar 1800 der Hof nach Neapel zurückkehrte und ein blutiges Strafgericht über alle Abtrünnigen verhängte.
Obwohl die Integrität des Königreichs Neapel in einem Vertrag zwischen Spanien und dem Ersten Konsul festgestellt worden war, musste Ferdinand im Frieden von Florenz mit Frankreich vom 18. März 1801 den Stato degli Presidi abtreten (?) und französische Truppen in seine Staaten aufnehmen, auch in dem Neutralitätsvertrag von 1805 versprechen, den Truppen der gegen Frankreich Krieg führenden Mächte die Landung zu verweigern.
Als nun dennoch im November 1805 ein englisch-russisches Heer in Neapel landete, dekretierte Napoleon am 27. Dezember 1805 die Absetzung der Dynastie der Bourbonen in Neapel, und Ferdinand musste im Januar 1806 abermals nach Sizilien flüchten. Während darauf Joseph Bonaparte zum König beider Sizilien erhoben ward, behauptete sich Ferdinand mit Hilfe der Engländer zwar in Sizilien, übergab jedoch, als 1811 zwischen der Königin und dem englischen Kabinett, das mit der brutalen, verschwenderischen Missregierung unzufrieden war, Spaltungen eingetreten waren, auf Verlangen Englands 1812 seinem Sohn Franz die Regierung.
Durch den Wiener Kongress in alle seine Rechte wieder eingesetzt, hob er sofort die 1812 gegebene sizilianische Konstitution auf und zog nach Muratss Flucht am 17. Juni 1815 wieder in Neapel ein. Er vereinigte dann durch Dekret vom 8. Dezember 1816 seine Staaten diesseits und jenseits der Meerenge in ein Königreich beider Sizilien und nannte sich nun Ferdinand I.
Er schloss am 16. Februar 1818 ein Konkordat mit dem römischen Stuhl. Infolge der Revolution von 1820 musste er die spanische Konstitution von 1812 feierlichst beschwören, begab sich jedoch 1821 nach Laibach und erbat die bewaffnete Hilfe der Mächte gegen die von ihm eingesetzte Regierung, die dann auch durch österreichische Bajonette gestürzt wurde. Über die Liberalen wurden furchtbare Strafgerichte verhängt.
Ferdinand starb am 4. Januar 1825, seinen Sohn Franz I. als Nachfolger hinterlassend. Seine Gemahlin war am 8. September 1814 gestorben; am 27. November in demselben Jahr hatte er sich in Palermo morganatisch mit Lucia Migliaccio, der verwitweten Prinzessin von Partana vermählt, die er 1815 zur Herzogin von Floridia erhob.
Siehe auch: Liste der Könige von Neapel und Sizilien
Dieser Artikel basiert auf dem entsprechenden Eintrag in Meyers Konversationslexikon, 4. Auflage von 1888-90