Fariduddin Attar
Fariduddin Attar, islamischer Mystiker (siehe auch Sufismus) und Poet; geb. ca. 1136 in Nishapur (Persien); getötet ca. 1220 während der mongolischen Invasion in Persien. Bevor er zum Sufismus findet ist er Besitzer einer Drogerie, daher sein Rufname Attar (der Drogist).Auch wenn seine Werke im Westen nicht sehr bekannt sind, so nimmt Attars Dichtung über Jahrhunderte hinweg Einfluß auch einige Mystiker sowohl östlicher als auch westlicher Herkunft. Außerdem gilt er als einer der wichtigsten Figuren des Sufismus; er wirft ein neues Licht auf die Lehre, indem er wie niemand vor ihm den Pfad (Tariqa) mit der Kunst eines Geschichtenerzählers beschreibt.
Eines der berühmtesten seiner 114 Werke ist das Mantiq ut-tair (Die Vogelgespräche). Dieses Epos berichtet von dreißig Vögeln, die eine Reise durch sieben Täler zum Vogelkönig, dem Simurgh, unternehmen. Letztendlich erkennen die Vögel im König ihre eigene Identität; Attar benutzt hier ein Wortspiel, denn der Name des Vogelkönigs bedeutet si murgh (dreißig Vögel). Eine französische Übersetzung dieses Werks wird im Jahr 1653 in Lüttich veröffentlicht; 1678 wird es ins Lateinische übertragen.
Attars Werk Tadhkirat al-auliya ist eine Sammlung von Heiligenlegenden, deren Erzählungen alle späteren Generationen an Sufis tief beeinflußt. Sie beinhaltet auch eine Biographie des berühmten Mystikers al-Halladsch, die das Bild dieses Märtyrers in der späteren persischen, türkischen und indischen Poesie stark prägt.
Weitere bekannte Werke Attars sind Ilahiname, in dem ein König seine sechs Söhne von weltlichen Begierden abzuhalten versucht, und Musibatname, das von Erlebnissen in einer vierzig Tage dauernden Klausur (siehe auch Tekke) berichtet.
Der berühmte Sufi Jalal ad-Din Rumi, der Attar in jungen Jahren begegnet, wird von diesem in seine Lehren eingeweiht. Dabei bezeichnet er später Attar als seine eigene Seele; und er bekennt, daß er alles, was er über die Wahrheit sagt, von Attar gelernt hat. Außerdem urteilt er über ihn: Attar durchquerte die sieben Städte der Liebe, wir sind nur bis zur nächsten Straßenecke gekommen.
Selbst der Tod Attars klingt wie eine Lehrgeschichte des Sufismus, wobei es nicht sicher ist, ob es sich dabei nur um eine Legende handelt: Als er während des Mongolensturms im 13. Jahrhundert gefangengenommen wird, bietet jemand 1000 Silberstücke für ihn. Attar rät aber seinem mongolischen „Besitzer“, nicht auf den Handel einzugehen, da der Preis nicht stimme. Der Mongole beherzigt dies und verkauft ihn nicht. Später kommt ein weiterer Mann und bietet einen Sack Stroh für Attar, der diesmal sagt, daß das genau sein Preis sei, denn mehr sei er nicht wert. Als der Mongole dies hört, gerät er in Wut und schlägt ihm den Kopf ab.