Fallschirm
Ein Fallschirm dient dazu, den Sprung aus einer großen Höhe unbeschadet zu überstehen. Dies macht man entweder bei einem drohenden Absturz (siehe auch Schleudersitz), als Sportart, oder um an einen Ort zu kommen, der auf anderem Weg schwer zugänglich ist; letzteres wird vor allem für militärische Zwecke von Fallschirmjägern durchgeführt.Mit einem Fallschirm kann man auch verhindern, dass aus einem Flugzeug geworfene Gegenstände, etwa militärisches Gerät, beim Aufprall zerstört werden. Auch einige von Bombern abgeworfene Fliegerbomben hängen an Fallschirmen, etwa die Daisy Cutter. Weitere Anwendungen sind die Bremsschirme für Raumkapseln und Jagdflugzeuge.
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Es existieren zwei unterschiedliche Fallschirmsysteme: Rundkappenfallschirme und Flächenfallschirme.
Die älteren Rundkappensysteme verringern den Fall nahezu ausschließlich durch ihren großen Luftwiderstand. Ihre Form gleicht einer nach unten geöffneten hohlen Halbkugel, an deren unterem Rand die Fangleinen und daran ein Fallschirmspringer oder die Nutzlast befestigt ist. An ihrem Scheitel befindet sich eine Öffnung (Scheitelöffnung), durch die angestaute Luft entweichen kann, um so ein Pendeln des Schirms zu vermeiden. Die Sinkbewegung eines gewöhnlichen Rundkappen-Fallschirms verläuft senkrecht zur Erdoberfläche und erhält lediglich durch die Winddrift eine horizontale Komponente. Früher im Sportbereich verwendete Hochleistungs-Rundkappensysteme waren mit Schlitzen versehen, um durch ausströmende Stauluft eine Vorwärtsfahrt zu ermöglichen. Über Steuerleinen konnte die Schlitzöffnung variiert und der Fallschirm in begrenztem Umfang gesteuert werden.
Heute werden die veralteten Rundkappenschirme fast ausschließlich als Rettungsschirme, gerade in Segelflugzeugen oder beim Kunstflug, oder in Gesamtrettungssystemen von Ultraleichtflugzeugen und kleinen Sportflugzeugen verwendet.
Als Rettungsschirme werden auch seit 1940 unverändert gebaute Schirmtypen verwendet (zum Beispiel der LBA-40.010/01 "Kohnke" der Firma Mertens). Rettungsschirme müssen innerhalb ihrer Packintervalle (zwei bis sechs Monate) regelmäßig von ausgebildetem Personal neu gepackt werden und dürfen, bei einer Lebenszeit von etwa zwölf Jahren nur ein einziges Mal verwendet werden.
Gesamtrettungssysteme sind bei Ultraleichtflugzeugen in Deutschland zwingend vorgeschrieben, bei kleinen Sportflugzeugen jedoch noch immer verboten.
Moderne Flächenfallschirme verringern den Fall hauptsächlich durch Auftrieb. Ihr Querprofil entspricht dem einer Flugzeugtragfläche. Der Flächenschirm ist an der vorderen Kante geöffnet und an der hinteren geschlossen, so dass er von der anströmenden Luft gefüllt wird und sich versteift. Sobald die Vorwärtsgeschwindigkeit groß genug ist, liegt eine Strömung an, die zusätzlich zum Luftwiderstand einen Auftrieb erzeugt. Daher sinken Flächenfallschirme nicht senkrecht zu Boden, sondern können aufgrund ihres Gleitwinkels teilweise große horizontale Strecken überwinden. Die rechte und die linke Seite der Hinterkante können getrennt voneinander durch Steuerleinen herunter gezogen und so zur von vorne anströmenden Luft quergestellt werden. Dadurch lässt sich die Vorwärtsfahrt einseitig abbremsen und der Schirm genau steuern. Zur Landung wird die Vorwärtsfahrt durch starkes Herunterziehen beider Kantenteile im Optimalfall auf Null abgebremst. Im Sportbereich werden heute fast ausschließlich Flächenfallschirme verwendet.
Flächenfallschirme werden am häufigsten aus dem Nylongewebe "F-111", aus "Zero-P" (zero porosity: 'keine' Luftdurchlässigkeit, Nullgewebe) oder aus Kombinationen davon hergestellt. An den Enden (bei einer Rundkappe) oder unter der Fläche (bei Flächensystemen) des Fallschirmtuchs sind die Fangleinen befestigt, an dem die Fracht oder der Springer hängt.
Systeme für den Fallschirmsprung bestehen heute im Wesentlichen aus folgenden Baugruppen:
In China sprangen schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts wagemutige Zirkusartisten mit einer Art Sonnenschirm von hohen Türmen. Man kann sie deshalb als die ersten Fallschirmspringer überhaupt bezeichnen.
Die erste Skizze eines Fallschirms wurde um 1500 von Leonardo da Vinci angefertigt (Cod. atl. Bl. 381).
Am 3.10.1785 ließ Jean-Pierre Blanchard in Bornheim, einem Stadtteil von Frankfurt, seinen Hund und und am 23. August 1786 in Hamburg einen Hammel von einem Ballon aus mit dem Fallschirm herab.
Der erste Mensch, der mittels Fallschirm freiwillig aus einem Ballon ausstieg, war der Franzose André-Jacques Garnerin am 22. Oktober 1797. Sein Sprung aus einem selbstgebauten Wasserstoffballon, 400 m Höhe über dem Pariser Parc Monceau, war der erste Fallschirmsprung Europas.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfand die deutsche Luftfahrt-Pionierin Käthe Paulus den zusammenfaltbaren Fallschirm. Sie gilt als eine der ersten Frauen, die mit einem Fallschrim gesprungen sind.
Als erster Pilot in der Geschichte der Luftfahrt sprang der Franzose Adolphe Begoud am 20. August 1913 mit dem Fallschirm aus seiner Bleriot.
Neben den Fallschirmen gibt es auch Gleitschirme, die sich aus den Flächenfallschirmen entwickelt haben und vor allem als sportliche Fluggeräte eingesetzt werden.Systeme
Rundkappenfallschirme
Flächenfallschirme (auch Gleitfallschirme)
Systemaufbau
Beim Fallschirmspringen als eigener Luftsportart (heutzutage nach englischem Vorbild auch Skydiving genannt) haben sich mittlerweile zahlreiche unterschiedliche Sprungtechniken und Disziplinen entwickelt.Geschichte