Eva Kemlein
Eva Kemlein (* 4. August 1909 in Berlin) ist eine deutsche Fotografin.Eva Kemlein wurde als Eva Ernestine Graupe in Charlottenburg als Tochter jüdischer Eltern geboren. Zur Fotografie fand sie über ihre Berufsausbildung zur Medizinisch-Technischen-Assistentin Ende der 1920er Jahre durch medizinische Fotografien. Auf einer Reise nach Italien lernt sie Anfang der 1930er Jahre ihren Ehemann Herbert Kemlein kennen. 1933 heiraten sie und gehen nach der Machtergreifung Hitlers nach Griechenland ins Exil. Sie leben dort von ihrer Fotografie und er schreibt dazu als Journalist Artikel für deutsche Zeitungen. Nach der Einführung der Nürnberger Rassegesetze erhält Eva Kemlein Berufsverbot und auch ihr Ehemann hat Probleme, aufgrund der Mischehe seine Artikel bei deutschen Zeitungen abzusetzen. Eva Kemleins Vater schickt ihnen Geld, damit sie in Griechenland überleben können.
1937 werden sie dann völlig überraschend aus Griechenland ausgewiesen. Es bleibt nur die Rückkehr nach Berlin. Herbert Kemlein lässt sich von seiner jüdischen Frau scheiden, um wieder arbeiten zu können. Eva Kemlein bleibt allein mit ihrer Mutter in Berlin. Ihr Vater ist mittlerweile gestorben und ihre zwei Brüder sind im ausländischen Exil.
In dieser Zeit lernt Eva Kemlein den Schauspieler Werner Stein kennen. Kemlein als Jüdin, Stein als politischer Linker gehen in den Untergrund. Die schlimmste Zeit erleben sie in den Jahren des Bombenkrieges, als sie ihr bescheidenens Hab und Gut verlieren. Nur eine Leica bleibt Eva Kemlein und mit ihr macht sie bereits während des Krieges Aufnahmen vom zerstörten Berlin. Ständig auf der Suche nach einer neuen Bleibe, ohne Möglichkeit einen Bunker aufzusuchen bei den Luftangriffen, überleben sie den Krieg und erleben die Befreiung durch die Rote Armee.
Politisch links arbeiten sie mit am Aufbau eines neuen Kulturlebens im Ostteil der Stadt. Die Leica hat den Krieg ebenso überlebt und mit ihr dokumentiert Eva Kemlein in Tausenden Bildern das Leben in der Trümmerstadt. Ihre ersten Bilder erscheinen bereis Ende Mai 1945 in der neu gegründeten Berliner Zeitung.
Gemeinsam mit ihren Lebenspartner Werner Stein zieht sie in die Berliner Künstlerkolonie nach Steglitz. Ihre Arbeit konzentriert sich dennoch weiterhin auf Ost-Berlin und durch den Schauspieler Stein beginnt ihre Arbeit als Fotografin sich auf das Theater zu spezialisieren. Zu Beginn stehen jedoch Aufnahmen vom Ensemble des Deutschen Theaters, das sie fotografiert, während sie die Trümmer ihres Theaters wegräumen. Die Freundschaft mit dem Künstlerkolonienachbarn Ernst Busch lässt sie teilhaben an der Gründung und dem Aufbau des Berliner Ensemble. Hier steht dann auch die Wiege der Theaterfotografin Kemlein, die sämtliche legendären Inszenierungen von Bertolt Brecht mit der Kamera festhält.
Eva Kemlein ist bis heute der Theaterfotografie treu geblieben. In den 1970er Jahren begann sie auch mit Westteil Berlins - hier vor allem Fotos der Inszenierungen von Peter Stein an der Schaubühne - auf den Proben der Theater ihre Fotos zu machen. Noch heute ist sie häufig Gast bei den Generalproben und die über 90jährige fotografiert.
Aufsehen erregte sie in den letzten Jahren mit ihren Fotos vom Berliner Stadtschloss als die Diskussion aufbrannte, das 1950 gesprengte Schloss wieder aufzubauen. Eva Kemlein ist eine der letzten Zeitzeugen und hat in den Tagen der Sprengungen jeden einzelnen Raum des Schlosses dokumentiert. Somit sind ihre Fotos wichtige Grundlagen für die Planer eines eventuellen Neubau des Schlosses.
Ihr Archiv von über 300.000 Negativen hat sie 1993 an das Berliner Stadtmuseum übergeben - darunter die Fotos vom Nachkriegsberlin sowie Fotos aus über 50 Jahren Berliner Theatergeschichte.
Eva Kemlein lebt noch heute in der Berliner Künstlerkolonie am Südwestkorso.